34. Motivation

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Jess

Bevor ich es richtig realisierte brach der letzte Tag in London an. Der letzte Tag und die letzte Nacht mit Niall.

Ich hätte heulen können, denn ich wusste nicht, wann wir uns wieder sehen würden. Da die Tournee von One Direction noch bis Ende Oktober andauerte, rechnete ich nicht so bald mit einem neuen Treffen, was jedoch etwas Gutes hatte. Während dieser Zeit würde ich meine komplette Energie in das Training meiner Beine stecken. Wenn ich Niall das nächste Mal gegenübertreten würde, dann nicht mehr in einem Rollstuhl sitzend, sondern laufend, auf meinen eigenen zwei Füßen. Das nahm ich mir fest vor, als wir an diesem Morgen gemeinsam in seinem Bett frühstückten.

„An was denkst du gerade, Jess?", vernahm ich seine Stimme, die einfach so sexy klang, dass ich jedes Mal eine Gänsehaut bekam.

Und wieder fiel mir auf, dass er alles wahrnahm, was mit mir passierte. Sei es nun das Versinken in tiefe Gedanken, Freude oder Seelenschmerz. Er war wie gemacht für mich, so perfekt, so liebevoll und einzigartig.

Nachdem ich den letzten Bissen des Brötchens hinuntergeschluckt hatte, beantwortete ich seine Frage.

„Ich denke gerade darüber nach, wann wir uns wohl wieder sehen können."

Traurigkeit schwang in meiner Stimme mit, ich konnte es nicht verhindern, obwohl ich mir Mühe gab, optimistisch zu klingen. Zum Glück hatte Niall, den grenzenlosen Optimisten, der mich sogleich aufmunterte.

„Wann möchtest du mich denn wieder zu Gesicht bekommen, Prinzessin?", flüsterte er mir ins Ohr.

„So schnell es geht", antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. „Und wenn ich ehrlich bin, würde ich am liebsten bei dir bleiben", fügte ich noch hinzu.

Niall lächelte kurz und drückte mir einen Kuss auf den Mund, bevor er die beiden Tabletts vom Bett wegräumte, damit wir uns ungestört ausbreiten konnten. Als er sich wieder zu mir gesellte, ließ ich mich einfach in seine Arme sinken. Es fühlte sich so vertraut an, wenn ich meinen Kopf auf seine nackte, perfekt behaarte Brust legen konnte. Träumerisch schloss ich meine Augenlider, während er mit meinen Haaren spielte. Ich liebte das Gefühl, wenn seine Finger zärtlich und vorsichtig durch mein langes Haar glitten.

„Weißt du, Jess, ich hätte dich auch gerne am liebsten an meiner Seite, doch ich finde es im Moment unglaublich wichtig, dass du deine Physiotherapie konsequent fortführst, damit du bald wieder richtig laufen kannst."

„Das werde ich tun", sprudelte es aus mir hervor.

Verdammt, er konnte wirklich meine Gedanken lesen, zumindest kam es mir so vor.

„Dann sind wir uns ja einig", meinte Niall, bevor seine Lippen meine Stirn berührten.

Ich liebte diese morgendlichen Kuschelstunden zwischen uns über alles und hätte für nichts auf der Welt darauf verzichten wollen. Dass es ihm genauso ging spürte ich jeden Tag aufs Neue. Langsam hob ich meinen Kopf an, um in seine blauen Augen zu schauen, die mir zuzwinkerten, als er meinen Blick bemerkte.

„Ich werde fleißig üben, auch wenn es mir ohne dich schwerer fallen wird", seufzte ich leise.

„Ich bin in Gedanken bei dir, so wie immer", erklärte er, was mich zu einem Lachen animierte.

Niall war so unglaublich süß, wenn er wie gerade im Augenblick grinste und gleichzeitig etwas Ernstes sagte. Das Gefühl, dass er mich niemals aufgeben würde, machte sich in meinem Innersten breit und ließ mich zurück auf seinen Brustkorb sinken. Am liebsten wäre ich an diesem Tag gar nicht aufgestanden, doch der Terminplan von One Direction sah vor, dass wir uns am späten Nachmittag auf den Weg zum O2 begeben mussten. Dort absolvierten die Jungs am heutigen Abend das letzte ihrer sechs London Konzerte.

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