Ich, der Teenie

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Benny war begeistert davon, den Typen kennen zu lernen, der mich so wahnsinnig machte. Und Fynn wirkte von Benny fasziniert.

Ich hingegen verhielt mich wie eine dumme Göre die nichts Besseres zu tun hatte, als ihren Scharm anzuschmachten. So hing ich also da, mit dem rechten Ellenbogen am Tisch abgestützt und sah Fynn Wimpernklimpernd an. Ich bewunderte ihn, lachte über seine Witze – egal wie gut sie waren – und natürlich war ich total scharf auf ihn.

Unglücklicherweise gab es zu Hause wirklich nichts zu Essen und da weder Benny noch Fynn gefrühstückt hatten, saßen wir nun in dem Café, in dem ich immer wieder mit Josie saß.

»Eves Eltern werden entzückt sein, dich kennen zu lernen.« Würden wir in einer Komödie stecken, wäre ich vermutlich abgerutscht und mit dem Kopf gegen den Tisch geknallt, stattdessen allerdings richtete ich mich wie von der Tarantel gestochen auf und sah Benny entsetzt entgegen.

»Was?«, fragte ich. Der Blödmann zuckte bloß mit den Schultern.

»Du vergisst, dass dein Vater Geburtstag hat in - « Er blickte auf sein Handy. » - zwei Tagen oder doch morgen? Jedenfalls verlangte Klaus deine Anwesenheit.«

»Geburtstag? Dad?«

»Vorbildlich, Königin, er wird zweiundsechzig.«

»Er ist so alt.«, gab ich darauf hin von mir. »Wir könnten Fynn bei dir verstecken, die werden nie drauf kommen, dass er hier ist.«

Fynn runzelte die Stirn, sagte allerdings nichts gegen meinen vollkommen idiotischen Plan.

»Eve, wir hatten das Thema bereits.«

Oh, ja. Benny hatte viele Stunden damit verbracht mir klar zu machen, dass ich meinen Aufenthalt hier bei ihm als eine Chance sehen sollte, mein Verhältnis mit meinen Eltern wieder zu richten. »Vielleicht klappt's ja auch ohne meinen Eltern!«, entgegnete ich.

Benny vergrub sein Gesicht in den Händen und stöhnte genervt auf, dann faltete er die Hände und schloss die Augen. »Lieber Herr im Himmel, Gott, Allah, Buddha, wer auch immer grade auf mich hinabblickt, ich ertrage die Anwesenheit meiner geliebten Schwester und Königin nicht mehr.«

»Eve, Megan sagte, deine Eltern würden dir helfen, du musst Prioritäten setzen.«, meldete sich Fynn nun zu Wort. Er legte seine Hand an meinen Oberschenkel und drückte diesen leicht. Ich legte meine Hand über die seine. »Ist es dir wichtiger der Gewinner zu sein oder kannst du dich wenigstens etwas versöhnen? Meine Fresse, ich will ja nicht jedes Weihnachten nach England fliegen oder deine Eltern an jedem Wochenende sehen, aber kennen lernen würde ich sie schon gerne.«

Ich schmollte. »Seit wann bist du so Familienbewusst?«

Er lachte leise in sich hinein. »Wir kriegen ein Kind, ich denke mal schon, dass deine Eltern den Vater kennen sollten, oder?«

»Ja, vielleicht.«

»Außerdem kannst du wohl kaum nach der Geburt wieder alle deine Sachen packen und abhauen.«

»So viele Sachen habe ich hier gar nicht, einiges steht bei Megan, zurück fliegen wollte ich so oder so.« Ich seufzte. »Nach einiger Zeit natürlich, in der Hoffnung du seist bereits ausgezogen.«

»Machst du Witze?«, er klang ernst, doch gleich darauf erhellte sich sein Gesichtsausdruck wieder. »Eve, ich liebe meine Wohnung.«

»Hast du The Walking Dead weiter gesehen?«

Fynn lachte erneut und schüttelte den Kopf. »Wie denn, wenn du abgehauen bist?«

»Ich denke mal, dass es dann steht? Wir gehen am Montag zu Charles Geburtstag?«

Couple in a roundabout wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt