Regenschirm

1.8K 344 14
                                    

So saßen sie da. In Schweigen gehüllt. Ganz still war es, sie konnten ihren Atem hören, ihren Herzschlag, ihr Blut. Sie hörten das Leben, dass sie durchströmte. Aber nur leise. Miko nahm ihre Hand, drückte sie, gab ihr einen Kuss. Es war alles gut. Für den Moment waren beide froh. Für den Moment.

Es war noch in der Luft, das Gespräch. Es schwebte über ihnen wie eine dicke Wolke, die erst noch regnen musste, bis sie weiter zog. Aber Emi hatte den Regenschirm aufgespannt, obgleich sie wusste, durch dieses Unwetter musste sie hindurch. Und der Regenschirm half ihr nichts gegen den Sturm, gegen den Wind, der langsam aufbrauste.

Sie neigte den Kopf, sah ihn wieder an. Wie schön er doch war. Machte den Mund auf, doch schloss ihn wieder. Sie konnte es nicht, sie konnte es nicht aussprechen. Aber sie musste doch, war es ihr nicht deutlich genug!?

Doch, natürlich. Aber wenn man liebt, dann hat man Angst, dass man verletzt. Man will nicht verletzen, man will, dass der Andere glücklicher nicht sein könnte. Also saß Emi stumm da und versteckte sich unter ihrem Regenschirm, während sie vorsichtige Blicke auf das Gewitter über ihr warf. Der Nieselregen hatte schon vor Minuten begonnen.

SchmetterlingseffektWhere stories live. Discover now