Verfolgung

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Ich löse mich ruckartig von ihm. "Wie meinst du das, er ist an allem Schuld?"
Im gleichen Moment kommt Oma wieder zurück. Sie betrachtet uns mit einem Grinsen.
"Meine Lieben, ich sollte langsam wieder gehen. Mein Bus fährt in 30min. Es war wunderschön, ich danke Euch!"
Wir begleiten Oma noch zur Türe. Sie nimmt ihren Mantel, den Schal und ihre Tasche und wendet sich uns zu.
"Ihr zwei seit einfach nur toll. Ihr habt mir meinen Tag so sehr verschönert. Harry, ich hoffe dass wir uns öfter sehen werden. Und ich würde mich freuen, dich an Weihnachten wiederzusehen. Und deine Mutter und Schwester natürlich auch." Sie schliesst Harry in eine dicke Umarmung. Ich musste leise kichern, da es ihm ziemlich unangenehm ist.

"Und nun zu dir", sagt Oma und wendet sich mir zu "danke, dass ich den Tag hier verbringen durfte. Und keine Angst, ich werde deiner Mutter nichts erzählen, bevor du es nicht selbst tust." Sie zwinkert mir zu.
"Bye bye meine Süssen!" Oma öffnet die Türe und geht. Wir schauen ihr noch nach bis wir sie nicht mehr sehen können.

Ich schliesse die Türe ab und gehe wieder zurück ins Wohnzimmer. Harry folgt mir.
"Ehm Sharon....ich würde gerne meine Mutter anrufen. Sie ist wahrscheinlich krank vor Sorge. Wäre das ok?"
"Klar, nimm ruhig das Telefon." Er nimmt es und geht ins Nebenzimmer. Ich kann verstehen, dass er nicht möchte, dass ich zuhöre. Das ist nunmal privat und wir kennen und irgendwie noch nicht richtig.
Draussen ist es bereits dunkel. Wie schon erwähnt, es ist Ende November.
Mir fällt ein, dass ich die Post noch nicht geholt habe, und das seit drei Tagen.
Ich erwarte nähmlich einen Brief von einem Verlag, an den ich meine Geschichte gesendet habe. Ich liebe es zu schreiben und wäre liebend gerne Autorin.

Ich ziehe mir kurz die Schuhe an und gehe nach draussen. Da unser Breifkasten nicht direkt vor dem Haus liegt, nehme ich den Schlüssel mit und schliesse ab. Nur zu Harry's Sicherheit. Ich gehe zum Briefkasten und öffne ihn. Drei Karten und duzende Rechnungen. Jedoch war kein Brief vom Verlag dabei. Ich war irgendwie enttäuscht.
Ich betrachtete die drei Karten, währenddem ich zum Haus zurück ging.
Plötzlich stellt sich ein grosser Schatten vor mich. Ich schrecke zurück. Es ist ein Mann, in seinem Mund glüht eine Zigarette. Er trägt einen schwarzen Hut und eine Sonnenbrille. Ich halte die Luft an.
"Oh hallo Sharon. Ich wollte dich nicht erschrecken." Ich erkannte die Stimme sofort - Harry's Dad.
Ich schiele an ihm vorbei zum Haus. Nichts hatte sich getan. Zum Glück. Harry schien wohl immernoch am Telefon zu sein und das war auch besser so.
"Sollte ich Sie kennen?", lüge ich.
"Natürlich kennen wir uns. Ich habe Sie am Nachmittag angerufen bezüglich meines Sohnes."
"Ach ja, das waren Sie. Waren Sie beim Stadtzentrum?" Ich durfte mir nichts anmerken lassen.
"Das war ich in der Tat. Leider konnten diese mir nicht weiterhelfen."
"Das tut mir leid. Leider kann ich Ihnen ebenfalls nicht weiterhelfen. Entschuldigen Sie mich."
Ich wollte mich an ihm vorbeizwängen, doch er packt meinen Arm und hält mich zurück.
"Für wie dumm hälst du mich eigentlich?"  Knurrt er mich an.
"Was meinen Sie?" Ich darf nicht locker lassen!
"Wie lange denkst du stehe ich schon vor deinem Haus? Der Abschied von deiner geliebten Grosmutter?"
Ich erstarre. Er hatte uns beobachtet. Er hatte mich und Harry gesehen. Er wusste, dass Harry da drinnen war.
Ich war doch so dumm! Wie oft hatten Mom und Dad mich daran erinnert, das Tor auch tagsüber zu schliessen.

Ich riss meinen Arm los und wollte rennen, doch er hatte bereits meine Haare gepackt. Ich schrie auf.
"Aua! Lassen Sie mich los! Sie sind nicht mehr ganz dicht!"
"Du kleines Miststück! Ich will meinen Sohn sehen!", ruft er, während er mich an den Schultern fest hält.
Ich bete innerlich, dass Harry nichts mitbekommen hat. Würde er jetzt rauskommen, wäre alles vorbei.
Also war es sein Vater, vor dem er im Wald weggerannt war. Langsam ergab alles einen Sinn.
Ich ergriff die Gelegenheit und rammte ihm meinen Ellbogen in den Bauch. Er musste würgen.
Ich riss mich los und rannte so schnell ich konnte. Doch ich rannte nicht direkt zum Haus, sondern hinter den Sensor, drückte darauf und hoffte, dass das Tor sich schnell genug schliessen würde.
Harry's Dad hielt sich den Bauch und betrachtet mich mit einem Todesblick, den ich nicht beschreiben kann.
"Wir sehen uns bald wieder! Und richte Harry das aus!" Das Tor schloss sich und ich atmete auf.

Ich greife mir an den Kopf. Ein Schmerz durchzuckt meinen Körper. Dieser Mann war verdammt gefährlich!
Währenddem ich meinen Arm betrachte, konnte ich sehen, wie ich eine schöne Erinnerung davongetragen hatte.
Ein roter Fleck zierte meinen Arm. Dieser würde sicherlich innerhalb von Tagen blau werden.
Ich stehe immernoch unter Schock. Mit langsamen Schritten gehe ich auf das Haus zu.

Bevor ich die Tür aufschlisse, sehe ich mich nochmals um. Keiner ist zu sehen. Wie dankbar ich unserem Tor manchmal war. Trotzdem sind wir nichtmehr in Sicherheit.

Ich schliesse die Tür auf und trete ein. Harry kommt gerade in dem Moment aus dem Nebenzimmer. Er legt das Telefon auf die Kommode und sieht mich an. "Wo warst du denn?"
Ich lasse die Post an den Boden fallen und sehe ihn nur an. Ich kann weder sprechen, noch andere Gefühle zeigen, da ich immernoch unter Schock stehe.
Harry sieht mich verwirrt an. "Mein Gott. Was ist passiert?"
Er kommt auf mich zu, drückt mich gegen seine Brust und küsst mich auf den Scheitel.
Ich atme tief ein. "Dein Vater..." schluchze ich.

Hey AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt