Kapitel 4

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Ich stand auf, rückte mein Kleid zurecht und atmete einmal tief ein. Ich straffte meine Schulter, so wie es mir beigebracht worden war und nickte Ella einmal zu.

" Vielen Dank für deine Hilfe Ella. Und wenn wir mal wieder alleine sind, musst du mir etwas über dich erzählen!" lächelte ich. Ella nickte und lachte.

" Nur zu gerne, meine Liebe. Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen. Und wenn du etwas brauchst, du kannst jederzeit zu mir kommen." lächelte sie mich an und ich konnte nicht anders, als sie anzustrahlen und ihr einmal um den Hals zu fallen.

Dann ging ich bei der Türe raus und lief den langen Gang zu unserem Esszimmer entlang. Als ich vor der Türe stand und diese gerade öffnen wollte, stockte ich. Ich wollte die Türe nicht öffnen, ich wollte den Raum nicht betreten. Die Angst vor meinem Vater war zu groß. Die Angst, ich hätte  meine Mutter enttäuscht und ein schlechtes Licht auf meine Familie geworfen, war zu groß. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hatte keine Ahnung was ich machen sollte.

Sollte ich mich wieder an den Tisch setzen oder in mein Zimmer gehen?

Ich entschied mich für die erste Variante und drückte die Türklinke leise herunter. Dann huschte ich an meinen Platz und setzte ein lächeln auf. Thomas Eltern und er selbst warfen mir ein Lächeln, von meiner Mutter bekam ich einen fragenden Blick und mein Vater ignorierte mich.

" Entschuldigt mich bitte, ich musste auf... die Toilette." Ich setzte mich und aß schweigen weiter, die Erwachsenen hatten das Gespräch wieder aufgenommen und Thomas sah mich fragend an.

Er lehnte sich zu mir rüber. " Ist alles in Ordnung mit dir, Teresa?"  Ich nickte nur stumm. Nein, eigentlich war gar nichts in Ordnung. Ich wurde wahrscheinlich mit einem, mir völlig fremden Jungen, verlobt und das nur wegen meinem Vater.

Ich musste schon, warum ich meinen Vater nicht leiden konnte.

Doch dafür konnte Thomas ja nichts. Und auch seine Eltern nicht, also benahm ich mich den restlichen Abend höflich. Ich musste zugeben, dass ich es sogar ein bisschen schade fand, als Thomas und seine Eltern gehen mussten. Ich fand Thomas wirklich nett. Er umarmte mich zum Abschied und ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Dann umarmte ich ihn und begleitete alle bis zum Auto.

Ich winkte ihnen noch einmal hinterher und sah ihnen nach, bis das Auto unser Anwesen verlassen hatte. Dann machte ich mich auf den Weg in unser Haus und in das Arbeitszimmer meines Vaters, um ihn zur Rede zu stellen und mehr über das Verhältnis zwischen Thomas' und meinen Eltern zu erfahren.

Ich hoffte sehr, dass sie auch etwas ausspucken würden, sonst würde ich durchdrehen.

Ich öffnete die Türe ohne vorher geklopft zu haben und stürmte in das Zimmer. Meine Eltern drehten sich erschrocken zu mir um und sahen mich an, als wäre ich ein Geist.

" Irgendetwas habt ihr geplant, ich weiß es! Also los, spuckt es schon aus!" rief ich.

" Was sollen wir denn verheimlichen?" fragte meine Mutter, doch es entging mir nicht, dass ihre Stimme dabei ein kleines bisschen zitterte.  Okay, jetzt aber Tess! Zeig's ihnen!

" Irgendetwas mit Thomas Sangster vielleicht?" fragte ich und war nun sehr gespannt auf die Antwort. Meine Mutter riss für einen kurzen Moment die Augen weit auf, dann fasste sie sich aber wieder und räusperte sich. Mein Vater hatte mittlerweile die Stirn in Falten gelegt und betrachtete mich stumm. Hatte ich da einen wunden Punkt getroffen?

" Was soll mit ihm sein?" fragte mein Vater und sah mich streng an. Ich funkelte ihn an und  sagte dann zuckersüß: " Vielleicht irgendein Vorhaben, damit Vater wieder an Geld kommt?"

" Teresa, du weißt doch-" fing meine Mutter an, doch ich unterbrach sie sofort wieder.

" Was weiß ich Mutter? Das Vater nur das Geld wichtig ist? JA, dass ist schon lange vorher aufgefallen!" fuhr ich sie an. Mein Vater sprang auf.

" Teresa Johnson! Was ist los mit dir!" rief er erbost und starrte mich an, doch ich dachte nicht einmal daran, ihm jetzt die brave Tochter vorzugaukeln.

" Was mit MIR los ist? MIT MIR? Mit mir ist gar nichts los, ich finde es nur feige, seine eigenen Tochter jemanden zu versprechen und ihr davon nichts zu sagen, obwohl es um sie geht! DAS ist los!"  schrie ich ihn an.

Dann folgte ein Moment der Stille.

Mein Vater hatte es augenscheinlich die Sprache verschlagen und meine Mutter sah traurig und verletzt auf den Boden. Dann sah sie zu meinem Vater, der mir geradewegs in die Augen starrte.

" Verschwinde! Geh auf dein Zimmer, ich will dich heute nicht mehr sehen!"

" Liebend gerne!" schnaubte ich und hätte meinen Eltern nur zu gerne den Mittelfinger gezeigt, doch ich konnte es mir im letzten Moment noch verkneifen.







Under the Mistletoe Where stories live. Discover now