Gwens große Liebe

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Dezember 1973

Inzwischen waren einige Monate seit dem ersten Besuch im Club der Schlange vergangen und Gwendolyn hatte auch im neuem Schuljahr keine einzige Zusammenkunft verpasst. Sie wusste, es war gewagt sich mit diesen speziellen Hausgenossen dort zu treffen. Womöglich würden sie auch alle von der Schule fliegen, wenn es publik wurde, welche Art von Zaubern sich die Slytherins wirklich in ihrer offiziellen Lerngruppe gegenseitig beibrachten. Doch die Verlockung war zu groß gewesen. Nirgends sonst hätte Gwen die Gelegenheit dazu gehabt, diese ›verpönte‹ Magie zu erlernen. Ihre Neugier und ihr Wissensdurst waren schier endlos. Sie war sich der riskanten Situation bewusst. Als Tochter des Schuleiters vermutlich mehr, als alle anderen. Doch Gwendolyn war bereit, dieses Risiko einzugehen, ohne den Grund ihres Handelns zu durchschauen.

Genauso wenig bemerkte sie, welch wichtigen Stellenwert die Magie in ihrem Leben einzunehmen begann, noch erkannte sie die Ursache. Gwen hinterfragte nicht, warum sie plötzlich so viel mehr wissen wollte. Sie wollte einfach mehr wissen! Sie wollte mehr lernen, mehr erfahren und sie wollte weitere Geschichten hören. Geschichten über den Dunklen Lord, von dem die meisten Slytherins schwärmten.

Gwendolyn wusste zu Beginn nicht, was sie von all diesen Gerüchten halten sollte, doch eines war ihr von Anfang an aufgefallen. Dieser Magier, von dem sie alle sprachen, als sei er der zukünftige Minister, hatte ein Talent. Das Talent, jene zu begeistern, denen er begegnet war.

Es waren nicht nur Lucius'Augen, die bei der Erwähnung seiner Fähigkeiten oder seines Potenzialsglänzten. Alle Söhne, deren Familien in ›seiner Gunst‹ standen – wie siees nannten – eiferten daraufhin, sich ihm eines Tages vorzustellen undbestenfalls in seinen Reihen aufgenommen zu werden. Bei einigen schien diesbereits beschlossen zu sein, wenn man Rosiers, Lestranges oder Averys WortenGlauben schenken konnten.

Es hatte teilweise sogar etwasUnheimliches an sich, ihnen zuzuhören, wenn sie über den Dunklen Lord sprachen.Der Fanatismus und die Inbrunst in ihren Stimmen hätten Gwendolyn eigentlichwarnen sollen, doch stattdessen machte es sie nur noch.

Wer war dieser Mann, derselbst auf Menschen eine solche Faszination ausübte, die ihm nie persönlichbegegnet waren?

Gwendolyn war entschlossenes herauszufinden und die Treffen des CdS würden ihr dabei helfen.

Angst davor, dass sie von ihremVater erwischt werden könnte, hatte sie in all den Wochen nie gehabt. Siewusste schließlich, dass Professor Albus Dumbledore, Orden der Merlin ErsterKlasse, Großzauberer, Hexenmeister und Ganz hohes Tier der InternationaleVereinigung der Zauberer zu sehr beschäftigt war, um ihre außerschulischenAktivitäten zu bemerken. Dieser Gedanke hinterließ einen bitteren Beigeschmack.

Als seine Tochter wusste sie, dass er im Hintergrund viele Fäden zog und lächelte beinahe grimmig in sich hinein. Warum sollte ihr Vater auch das ihm angebotene Amt des Ministers annehmen, wenn dieser ihn ja doch letztendlich um Rat bat? Wie oft, hatte sie die Ministeriumseulen schon hereingelassen oder ihn über angekommene Memos informiert.

Die Anfragen hatten sich in den letzten Wochen deutlich gemehrt.

Selbst von ihrem Hauslehrer hatten die Slytherins nichts zu befürchten. Professor Slughorn hatte sich bisher nur ein einziges Mal blicken lassen. Es war ganz so, wie es Lucius es gesagt hatte: Slughorn war einfach viel zu bequem und verbrachte seine Freizeit lieber mit einer Schachtel kandierter Ananas in seinem Büro vor dem Kamin.

Gwendolyn sah auf und betrachtete Severus von der Seite, der wieder einen ihrer Zaubertrankaufsätze korrigierte. Der Slytherin hatte sich inzwischen zu einem wirklich wertvollen Freund entwickelt. Vielleicht sogar zu ihrem einzigen Freund. Sie seufzte theatralisch und sagte: »Ich bin ein hoffnungsloser Fall, hm?«

Im Schatten eines großen NamensWhere stories live. Discover now