Du hättest es nicht versuchen sollen

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Mit dem Gepäck setzen wir uns in ein Taxi, dass uns zu Max' Villa fährt.
Diese Angst in mir scheint mich innerlich zu verschlingen. Teils möchte ich Max sehen, mit ihm reden, alles klären. Aber ein Teil von mir hat Angst weggestoßen zu werden, unerwünscht zu sein. Und dieser Teil ist der stärkere in mir. Jedoch möchte ich nicht ohne jegliche Tat in London sitzen und mir Gedanken um Max machen. Deshalb bin ich hier.

Ich schließe seufzend die Augen und atme einmal tief durch. Harry umfasst meine Hand und entnimmt mir ein wenig von der Nervosität und Unsicherheit. Er drückt meine Hand etwas fester, worauf ich den Griff erwidere und zu ihm blicke, während wir im Taxi sitzen.
Sorge steht ihm ins Gesicht geschrieben, dennoch versucht er mich mit einem Lächeln zu besänftigen.

,,Ich hab Angst.", gestehe ich, da mir nicht zu lächeln zu Mute ist und ich darauf hoffe, dass mich Harry etwas beruhigen könnte.

,,Wovor denn genau?", fragt er mich stirnrunzelnd.

,,Davor, dass Max mich wegschickt. Ich will ihn nicht als Freund verlieren."
Ich wende nachdenklich den Blick zum Fenster und beobachte wie die vielen Häuser und Bäume an uns vorbeiziehen.

,,Das wirst du bestimmt nicht.", meint Harry mit einer sanften Stimme, während er mir mit dem Daumen über meinen Handrücken streichelt.
,,Mach dir nicht zu viele Gedanken. Du wirst es ja gleich sehen."

Und genau deshalb wird es noch schlimmer. In wenigen Minuten könnte Max mich rausschmeißen oder mich wenigstens kurz anhören.

Wir bezahlen das Taxi, steigen aus und holen unsere Koffer aus dem Kofferraum. Augen zu und durch. Wiederhole ich immer und immer wieder in Gedanken.
Harry und ich stellen uns vor die riesigen Tore, der Villa und klingeln. Wir warten eine Weile bis sich jemand meldet.

,,Hallo?", ertönt eine weibliche Stimme aus dem Lautsprecher und ich bin mir ganz sicher, dass es Hannah ist.
,,Katie? Bist du das?", fragt sie überrascht, während die Kamera auf uns schwenkt.

,,Hallo Hannah! Ja und Harry ist auch hier.", melde ich mich zu Wort und winke leicht.

Ohne ein weiteres Wort werden die Tore geöffnet. Harry und ich gehen die nasse Einfahrt hinauf, bis zur Haustür.

Hannah steht schon mit offener Tür vor uns, und mustert uns mit glasigen Augen. Oh nein! Dieser Anblick macht mir Angst, ist irgendwas mit Max? Hat er sich doch etwas angetan.
Max' Mutter breitet ihre Arme aus, woraufhin ich den Koffer einfach stehen lasse und schnellen Schrittes auf sie zu gehe.
,,Oh Katie...", sagt sie mit einer gebrochenen Stimme, nachdem wir in uns tröstend umarmen.

,,Wie geht es Max?", frage ich nach, bevor wir die Umarmung lösen.

Hannah wischt sich mit den Fingern, die paar Tränen von den Wangen und zuckt mit den Achseln. ,,Ich weiß es nicht."

Was soll das jetzt bedeuten? Wo ist Max denn, wenn sie es nicht weiß?

Stirnrunzelnd schaue ich sie an und frage:,,Was meinst du damit? Ist Max nicht hier?"

Sie nickt. ,,Doch ist er."
Hannah geht zur Seite und lässt uns in die Villa gehen. Harry begrüßt sie mit einem Händedruck, sie lächelt freundlich zurück. Ihr Lächeln ist kaum bemerkbar, aber ich merke, dass es ehrlich ist.

,,Es scheint mir, als würde ich meinen Sohn kaum mehr kennen. Ich hätte nie gedacht, dass er tatsächlich versucht sich das Leben zu nehmen.", sagt sie betrübt und erschüttert.

Wieder kommen ihr die Tränen, woraufhin ich sie ein weiteres Mal umarme.

,,Hannah?", meldet sich eine weitere weibliche Person, die aus dem Wohnzimmer kommt. ,,Ist alles okay?"

Als ich die Person drei Meter von mir entfernt sehe, schlägt mein Herz schneller. Oh Gott hab ich sie vermisst!

Nachdem Hannah sich etwas beruhigt hat, entferne ich mich von ihr, und gehe auf meine Mutter zu.

,,Mum...", schluchze nun ich und renne auf sie zu. ,,Oh Mum! Ich hab dich so vermisst."

Sie nimmt mich abrupt in den Arm. Sofort fühle ich mich geborgen und wohl. Oh wie sehr ich sie in den letzten Wochen vermisst habe.
Klar haben wir miteinander telefoniert und geskypt, jedoch gibt es nichts besseres als eine innige und warmherzige Umarmung von seiner eigenen Mutter.

,,Oh Katie... es wird alles wieder gut.", flüstert sie in mein Ohr, während sie mit einer Hand über meinen Rücken streichelt.
Ich nicke, wenn meine Mutter das sagt, dann besänftigt es mich etwas.

Wir trennen uns voneinander, woraufhin meine Mutter ihre Handflächen auf meine Wangen legt.
,,Was machst du hier eigentlich?", fragt sie mit einem glücklichen Gesichtsausdruck.

,,Ich musste Max sehen. Es ist alles meine Schuld, ich hätte mehr für ihn da sein sollen.", gestehe ich, worauf mir meine Mutter eine Träne von der Wange wischt.
Plötzlich schwenkt ihr Blick von mir, zu Harry, der hinter mir steht.

,,Harry!", sagt meine Mutter überrascht und geht auf ihn lächelnd zu.
,,Schön dich wieder zu sehen."
Sie nimmt ihn zur Begrüßung herzlich in eine flüchtige Umarmung.

,,Hallo Victoria, mich freut es auch, wieder hier zu sein.", antwortet Harry mit einem ehrlichen Lächeln.

Während Harry und meine Mutter mit einem Small Talk beginnen, entschuldige ich mich und gehe hinauf zu Max' Zimmer.

Kurz bleibe ich unsicher und mit pochendem Herz vor Max' Tür stehen, bevor ich tatsächlich anklopfe. Augen zu und durch.
Niemand sagt etwas. Vielleicht schläft er ja? Und plötzlich kommt mir ein anderer Gedanke, weshalb ich sofort die Tür öffne.

Gott sei dank liegt Max mit Kopfhörern in seinen Ohren, auf dem Bett. Als sich unsere Blicke treffen, sieht er zuerst ganz überrascht aus, aber dann wird seine Miene sanfter.
Während ich auf der Stelle verharre, nimmt er seine Kopfhörer aus den Ohren, und steht behutsam auf.

,,Katie", haucht er verblüfft und geht auf mich zu.

,,Max." Ich komme ihm entgegen, und schließe ihn in meine Arme.
Er scheint nicht wütend auf mich zu sein, denn er erwidert meine Umarmung.
Jedoch zerbricht mir mein Herz als ich spüre, wie dünn Max geworden ist. Steht es etwa so schlecht um ihn?

Wir stehen eine Weile nur so da, ohne etwas zu sagen, man hört nur unser beider Schluchzen.
,,Es tut mir so leid.", durchbreche ich das Schlunzen mit meiner Stimme.

Max trennt sich abrupt von unserer Umarmung und schaut mir in die Augen. Erst jetzt merke ich wie blass er aussieht, wie dürr er geworden ist und... Oh mein Gott.
Wieder kommen mir die Tränen.

Max schüttelt, mit Tränen in den Augen, seinen Kopf. ,,Nein Katie."
Mit seinen Fingerspitzen streicht er mir meine Tränen weg.
,,Es tut mir leid. Ich hätte das alles nicht sagen sollen."

Nun schüttle ich mit dem Kopf. Falsch! Er hätte mir alles an den Kopf werfen können, ich hätte es verstanden, aber versuchen einen Suizid zu begehen, hätte er nicht tun sollen.
,,Du hättest es nicht versuchen sollen.", sage ich deshalb, und lege meinen Kopf auf seine knochige Brust.

More Than This (Harry Styles) #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt