Kapitel 44

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Die Zwerge verschwanden alle gemeinsam im Inneren des Berges um sich auszurüsten, wie Fili mir erklärte. Langsam folgte ich ihnen in die Waffenkammer, die wahrscheinlich das reinste Paradies für Kämpfer war. Doch ich war niemand, der das Töten mochte oder gerne in einem Krieg kämpfte, ich war einfach nur ein ganz normales Mädchen mit ganz normalen Bedürfnissen.

Mal abgesehen von der Magie.

Die Zwerge begannen verstaubte Rüstungen von ihren Gestellen zu nehmen, die seit vielen vielen Jahren bestimmt keiner mehr getragen hatte.

Sie sahen alle total gefährlich aus, zu recht wahrscheinlich, während ich mich wie ein kleiner Bilbo fühlte und ihnen bei ihrer Transformation von kleinen Männern zu gefährlich aussehenden, tödlichen Zwergen zusah.

"Alisa", rief Kili und winkte mit einer Hand, während er versuchte, sich mit der anderen einen Brustpanzer umzulegen.

Ich ging auf ihn zu und bewunderte nebenbei die ganzen Rüstungen und Waffen, die in der Kammer lagen. Man fand alles, was das Kriegerherz begehrte: Äxte mit einer Klinge, Doppeläxte, Kurzschwerter, Langschwerter, Säbel, Morgensterne und viele andere Dinge, von denen ich nicht einmal die Namen nicht wusste. Es gab sogar einige Bögen, die aber deutlich in der Unterzahl waren. Anscheinend legten die Zwerge mehr Wert auf den Nahkampf...

"Du brauchst auch eine." Kili sah mich ernsthaft an, sobald ich in seiner Reichweite war.

Ich schüttelte entsetzt den Kopf. "Nein, ich werde keine Rüstung tragen."

"Willst du sofort sterben, sobald du einen Fuß auf das Schlachtfeld setzt?", fragte mich der Zwerg mit einer Härte in der Stimme, die ich niemals bei ihm erwartet hätte. "Das hier ist kein Witz mehr, das ist der bittere Ernst."

Ich wusste, dass eine Schlacht kein Scherz war, trotzdem graute es mich vor dem Gedanken, eine Rüstung anzulegen. Damit würde ich nur bestätigen, dass ich kämpfen würde, und so feige wie das auch war, ich hatte so eine beschissene Heidenangst.

"Ich will aber nicht aussehen wie ein Schrank", wiedersprach ich leise.

Kurz war es still, als Kili nichts sagte, doch dann begann er zu grinsen und darauf folgte Lachen.

"Du machst dir ernsthaft darüber Sorgen, wie du aussiehst?" Kili lachte immer weiter und schon bald liefen ihm Tränen über die Wangen.

"Lach mich nur aus", murrte ich und lief weg von ihm.

"Alisa? Wo willst du denn hin?" Dwalin hielt mich auf, als ich aus der Waffenkammer gehen wollte indem er sich ganz einfach vor mich stellte. Seine sonst schon gefährlich aussende Gestalt wurde jetzt noch mehr zur Geltung gebracht und irgendwie sah sein Blick gerade so aus, als wollte er mich zum Frühstück verspeisen.

"Weg von hier?", antwortete ich und verschränkte die Arme.

"Du hast Angst", bemerkte der Zwerg und trat einen Schritt weg von mir. "Ich kann das verstehen, ich hatte auch Angst vor meiner ersten Schlacht." Er richtete seinen Blick ins Nirgendwo und hing seinen Erinnerungen nach. "Es war eine kleine, eigentlich war es gar keine Schlacht, nur eine Meute Orks, die ein Zwergendorf überfallen hatten, aber mein Vater hatte mich am Nacken gepackt und meinte ich wäre bereit für meinen ersten, ernsten Kampf. Und oh Mahal, das war ich. Aber trotzdem hatte ich Angst." Er wandte sich wieder mir zu und sein ernster Blick lag auf mir. "Es ist gut, Angst zu haben. Sie hält dich davon ab, dumme Dinge während einer Gefahr zu tun, aber lass sie nie die Herrschaft über dich gewinnen."

Er nickte mir noch einmal zu und ging dann wieder zurück zu den anderen, seine schwere Rüstung machte klirrende Geräusche bei jedem Schritt.

Es überraschte mich, dass Dwalin mir einfach so eine Geschichte aus seinen früheren Tagen erzählte, aber ich war froh, dass er es getan hatte.

Zögerlich ging ich wieder zu Kili zurück, der sich gerade mit seinem Bruder unterhielt und dabei lachte. Sie wirkten alle so unbeschwert, als wären sie gerade bei einem Kaffekränzchen und nicht dabei, sich für eine Schlacht zu rüsten.

"Oh, wer ist denn da? Das Mädchen, das Angst davor hat wie ein Schrank auszusehen!", begrüßte Kili mich und grinste. Ich beschloss, nicht böse auf ihn zu sein, einfach nur, weil ich wusste, dass er nur Witze machte.

"Ja, da ist sie. Hast du eine Rüstung für mich gefunden?", fragte ich.
Kili zuckte mit den Schultern und antwortete: "Ich denke für dich würde ein Kettenhemd reichen, du wirst ja nicht im Gemetzel sein."

Kurz fühlte ich mich mit meinem Stolz angegriffen, aber dann bemerkte ich, dass er recht hatte, also nickte ich und schluckte die Wiederworte einfach herunter.

"Gut, dann komm mit." Kili drehte sich um und verschwand hinter einer Ecke, ich folgte ihm.

Fili schloss sich uns an, der auch total gefährlich aussah. Er hatte keine Zöpfe in seinen Haaren, wodurch er ziemlich anders aussah. Er bemerkte meinen Blick, begann zu grinsen und zuckte dann mit den Schultern.

"Hier." Kili drückte mir ein Kettenhemd in die Hand und musterte dann mein Outfit. Ich hatte immernoch ein Kleid von Sigrid an, das anscheinend ziemlich gelitten hatte, wodurch ich sofort Schuldgefühle bekam.

"Du trägst die falschen Sachen.. Fili, bringst du Alisa ein Leinenhemd und eine Hose?", fragte der Zwerg seinen Bruder, der nickte und um die Ecke verschwand.

Kili schien zu einem Rüstungs- und Waffenprofi zu werden, wenn man danach fragte, denn solange sein Burder noch zu sehen war, erzählte er mir irgendetwas über Rüstungen und wie sie aufgebaut waren.

Sobald Fili allerdings weg war, hielt er kurz die Klappe und verschränkte grinsend die Arme.

"So. Ich bin ja vorhin einfach so gegangen, ohne auf eine Antwort von dir zu warten, also will ich sie jetzt hören."

Ich sah ihn misstrauisch an und verschränkte ebenfalls die Arme. "Ich wüsste nicht, inwiefern dich das etwas angeht", antwortete ich.

"Tut es auch nicht, aber ich bin neugierig, sobald es um das Liebesleben meines Bruders geht." Kili musterte mein Gesicht und ich sah zu Boden. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte.

Ich liebte Fili mehr, als jede andere Person auf dieser Welt. Kurz erschrak ich über meine eigenen Gedanken, aber es war so. Mein Herz klopfte schneller, wenn ich mit ihm allein war oder er süße Dinge zu mir sagte und bei ihm fühlte ich mich sicher und geborgen, selbst meine Größe stellte kein Problem dar. Aber die Zwerge waren Zwerge und ich ein.. was auch immer ich war und meine Welt war nicht Mittelerde. Meine Familie vermisste mich sicherlich, meine Freunde machten sich bestimmt Sorgen.

"Ich habe ihn schon ziemlich gern", antwortete ich peinlich berührt und ließ meinen Blick gesenkt.

"Höre ich da ein aber?"

"Ja. Aber ich bin nicht aus dieser Welt. Aber ich bin ein... Mensch. Aber ich habe Familie auf der Erde. Such dir ein Problem davon aus." Ich seufzte betrübt und ließ mich auf den Tisch fallen.

"Für jedes Problem gibt es eine Lösung", sagte Kili aufmunternd und setzte sich neben mich.

"Aber ich sehe sie nicht", erwiederte ich verzweifelt und hob meinen Blick. "Ich kann nicht ohne meine Familie leben, aber auch nicht ohne euch."

"Wir finden eine Lösung." Kili stand wieder auf und zog mich mit nach oben. "Aber erstmal müssen wir einen Krieg gewinnen."

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Das Ende kommt immer näher! Ich kann es schon sehen! xD

Schönen restlichen Tag oder wann auch immer du das hier gerade liest :')

Cuio vae, mellyn!
Lejna

Hobbit FF - Take me to somewhere elseWhere stories live. Discover now