Ted und Flynn

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Wir gehen gemeinsam aus dem Aufzug und ich habe mich in mein Schicksal gefügt. Es könnte interessant werden, wie Ted meinen immer so disziplinierten Therapeuten auseinander nimmt. Und das wird passieren, ganz sicher.

Der Kellner am Empfang begrüßt uns dienstbeflissen und kann unsere Reservierungen zusammen legen. So kommt es, dass wir in dem halbvollen Club - es ist einfach zu früh am Abend – an einem Vierertisch platziert werden und kurz darauf die Speisekarten bekommen. Ted bestellt eine Cola und ich schlucke meine Bemerkung über das Zuckerwasser herunter. Wenn er Cola will, werde ich nicht vor Flynn einen Streit vom Zaun brechen. Das würde ihm nämlich gefallen, zu sehen, wie ich mich mit meinem Sohn auseinandersetze und das zu analysieren.

„Wie geht es Ana?", fragt er höflich und ich teile ihm mit, dass sie morgen entlassen wird.

„Daddy hat uns ein Haus gekauft. Es ist riesig. Wir haben jetzt genug Platz für einen Bruder für mich. Aber Daddy muss noch warten, da er Mom noch nicht küssen darf."

Flynn sieht amüsiert aus und fragt nach.

„Warum darf er deine Mom noch nicht küssen?"

Ted überlegt und ich werfe meinem wahrscheinlich nach heute Abend gefeuerten Therapeuten einen warnenden Blick zu.

„Weil er nicht denken kann. Glaube ich zumindest. Oder weil er ein Egomane ist, das sagt zumindest Onkel Elliot. Aber der hat ganz viel gesagt und meine Fluchkasse ist fast voll deswegen."

Flynn presst sich seine Serviette vor den Mund und ich bin dankbar, dass der Kellner erscheint. Ich bestelle für Ted Lasagne und für mich ein Steak, Flynn nimmt den Fisch von der Tageskarte. Als der Mann endlich alles aufgenommen hat, geht das Verhör weiter, allerdings anders, als Flynn wohl geplant hatte.

„Warum bist du nicht in Disneyland?", fragt Ted nun John, der ihn offen anlächelt.

„Ich muss arbeiten", sagt Flynn ruhig und Ted erkundigt sich, was Flynn tut. Als er sagt, dass er Psychiater ist, legt Ted den Kopf schief.

„Das sind Quacksalber, sagt Mom. Bist du ein Quacksalber?", wird Flynn ernsthaft gefragt und jetzt lache ich los.

„Ich helfe Menschen, indem ich mit ihnen spreche, Ted. Auch dein Vater ist mein Patient, und ich rede mit ihm über seine Probleme."

Das scheint eine Information zu sein, die Ted erst einmal verdauen muss. Dann sieht er mich an.

„Du musst nicht zu ihm gehen. Ich kann auch mit dir reden, so wie ein Quacksalber."

Der Kellner kommt mit den Getränken und mein Junior stürzt seine Cola – wie üblich – hinunter. Ich bestelle ihm ein Wasser nach, die Füllmenge meines Kindes was Essen und Getränke angeht, ist unerschöpflich.

„Ich will noch eine Cola", mault er und ich sehe ihn warnend an.

„Keine Cola mehr, Ted. Du verpetzt mich sonst wieder an deine Mutter mit deinem losen Mundwerk", sage ich und er blickt mich genauso unbarmherzig an, wie ich ihn.

Flynn sieht aus, als wollte er am liebsten Notizen machen, es scheint ihm immer schwerer zu fallen, nicht in seine Therapeutenrolle zu rutschen und offensichtlich ist er amüsiert.

„Hast du Kinder?"

Das Ted-Verhör ist noch nicht zu Ende und ich lehne mich entspannt zurück.

„Ja, zwei Jungs. Ihr könntet mal zusammen was unternehmen."

„Siehst du, Dad, er hat auch zweimal ein Baby gemacht. Und er ist viel älter als du, also kannst du das auch", bekomme ich verkündet.

50 Shades of HopeWhere stories live. Discover now