Familie

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Ana wird von Taylor und Ted abgeholt, ich möchte sie nicht gleich bedrängen. Ich war gestern froh, als ich Ted im Bett hatte, der Abend mit Flynn war anstrengend und Ted hat zwar den Disneyfilm danach ruhig geschaut, war allerdings im Anschluss total aufgedreht.

Er war so froh, dass seine Mutter endlich wieder aus dem Krankenhaus kommt, dass es bis zwei Uhr gedauert hat, bis er eingeschlafen ist. Wir hatten einige unproduktive Diskussionen und es fielen unerfreuliche Worte. Langsam ist die kleine Blechdose in der Küche brechend voll, dummerweise hat nicht nur Ted einen Teil seiner Barschaft geopfert. Auch meine Nerven liegen blank, weil ich wegen heute nervös bin. Was, wenn Ana auf dem Absatz umdreht und wegläuft? Ich kann sie nicht zwingen, so gern ich das auch würde. Flynn hat es mir gestern wieder deutlich vor Augen geführt.

Als es klingelt, gehe ich angespannt zur Tür. Es sind aber nur die Lieferanten, die endlich den Gasherd bringen. Warum sollte Taylor auch klingeln? Ich bin echt durch den Wind.

Wie lange dauert das noch? Während die zwei Monteure zudem noch den Geschirrspüler ins Haus schleppen, kommen die Gartenbauer und machen auf der Terrasse weiter. Mir ist es schon zu viel Betrieb im Haus, ich mag gar nicht nachdenken, was Ana davon hält. Sie braucht noch Ruhe.

Meine Sachen habe ich aus Anas Zimmer geräumt und Gail ist gerade dabei, das Bett neu zu beziehen und letzte Hand anzulegen, damit alles gemütlich ist, wenn Ana kommt. Ich habe ihr Bücher besorgt, alte englische Klassiker und einige Manuskripte von SIP dazu gelegt. Nicht fair, aber sie muss sie ja nicht lesen. Auch der Geschäftsbericht und die letzten Bilanzen des Unternehmens liegen fein säuberlich dabei. Ich werfe einen Blick in mein eigenes Zimmer, das nun auch langsam Form annimmt. Die Möbel werden gerade aufgebaut, sie hatten bis gestern noch in der Garage gelagert.

„Christian?", poltert Elliots Stimme durchs Haus.

Ich drehe um und gehe ins Wohnzimmer, wo er gerade mit dem Gartenbauer ein paar Anweisungen gibt. Der Mann verschwindet und schließt die Terrassentür hinter sich, was einen Teil des Baulärms schluckt.

„Guten Morgen", begrüßt er mich und ich werfe ihm einen bösen Blick zu.

„Du sollst nicht vor Ted fluchen!", feuere ich sofort los und er zuckt nur mit der Schulter.

„Hab ich nicht, dein Junior stand nur zufällig hinter mir. Hau du dir mal mit einem Hammer auf den Daumen. Was hätte ich denn sagen sollen? Guter Schlag?"

„Aber du kannst ihn doch nicht mit Geld erpressen. Mein Sohn ist überhaupt nicht mehr beeindruckt, wenn er fünf Dollar in die Fluchkasse zahlen muss. Jeder steckt dem Kind was zu und ihr torpediert meine Erziehung!"

Elliot versucht erst gar nicht, zerknirscht auszusehen.

„Wer hat mich – in Anwesenheit deines Sohnes – vor ein paar Tagen ein Riesenrindvieh und einen Lahmarsch genannt?"

„Weil es Tatsachen waren! Kein Mensch kann das bestreiten. Ich setze gern noch ein paar passende Bezeichungen drauf, aber nicht vor Ted, verdammt nochmal. Ana wird mir die Hölle heiß machen, wenn der Wortschatz meines Sohnes zutage kommt!"

Ich schreie mittlerweile, meine Anspannung entlädt sich auf meinem Bruder.

„Ach ja? Wann hast du dich denn dafür interessiert, was du vor meinen Kindern vom Stapel gelassen hast?", fragt Elliot ebenso genervt wie sauer.

„Deine Kinder verstehen es noch nicht, Ted saugt so was auf wie ein verfluchter Schwamm mit Schimpfwortsensor", fauche ich.

„Muss er von seinem bescheuerten Vater haben", brummt mein Bruder und ich finde das nicht im Ansatz komisch.

50 Shades of HopeWhere stories live. Discover now