Kapitel 1

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Kapitel 1

Das Gleis 9 3/4 quillt nur so über von den neuen Erstklässlern, die wild hin- und herwuseln. Überall verabschieden sich Eltern von ihren Kindern, Tränen fließen, man hört Kinder lachen und kichern. Eulen kreischen, Katzen fauchen, Frösche quaken und Hunde bellen. Und mittendrin stehe ich.

Von meinem Onkel und meiner Tante habe ich mich bereits verabschiedet, sie sind schon längst wieder zuhause. Verzweifelt versuche ich meine Freunde zu finden doch erblicke jemand ganz anderes. Sein platinblondes Haar hängt ihm wild in der Stirn, seine grauen Augen blitzen in der aufgehenden Sonne. Mein Blick wandert zu seiner Hand. Vollkommen verheilt, nichts mehr zu sehen von dem Angriff. Doch der Mann vor ihm lässt mein Blut in den Adern gefrieren. 

Lucius Malfoy.

Mein Onkel hatte diese Situation aber bereits vorhergesehen und so clever wie er ist, hat er mir einen Zauberspruch beigebracht, den er selbst erfunden und ich perfektioniert habe. Ich schleiche mich vorsichtig durch die kreischende Menschenmenge und bleibe in der Nähe von den Malfoys stehen. Verstecken tue ich mich hinter einem Betonpfeiler. Ich ziehe meinen Zauberstab aus meinem Umhang und räuspere mich. Bevor ich loslege, sehe ich mich um. Keiner beobachtet mich. Gut. Ich schwinge meinen Zauberstab durch die Luft, so das graue, leuchtende Funken sprühen. Ich konzentriere mich fest auf mein Ziel, so dass dieses nicht zu Schaden kommt und vom Fluch unberührt bleibt. 

"Custodire!", rufe ich mit fester Stimme und schließe die Augen.

Ich spüre, wie mein Zauberstab pulsiert und öffne die Augen erst, als es aufhört. "Es hat geklappt." 

Alle Leute um mich herum sind eingefroren, in ihrer Bewegung verharrt. Sie rühren sich nicht mehr, die Augen sind alle geschlossen. Es fühlt sich für sie an, als würden sie schlafen, dass hat Onkel Remus gesagt. Sie werden keine Schäden davon tragen, außer vielleicht leichte Kopfschmerzen. Ich stecke den Zauberstab weg und sehe auf die Uhr die über mir hängt. "7 Uhr morgens. Mir bleiben 20 Minuten, dann werden sie wieder aufwachen." 

Ich streiche mir eine Haarsträhne hinters Ohr und trete hinter dem Pfeiler hervor. Da steht er. 

Lässig an den Zug angelehnt, ein Bein angewinkelt und die Arme vor der Brust verschränkt. Seine Haare wehen leicht hin und her, sein schwarzer Seidenumhang flattert auch leicht in der morgendlichen Briese. Mir bleibt fast die Luft zum Atmen weg. Womit habe ich diesen wundervollen Menschen verdient? Und vorallem, warum ist mit ihm alles so schwer? Ich habe mir immer eine Beziehung gewünscht, in der ich unbeschwert mit meinem Partner zusammenleben kann. 

Doch was habe ich jetzt? Eine Beziehung zu einem Totesser, der mir den Verstand raubt. Der mein Herz schneller schlagen lässt, als es erlaubt ist. Der meine Sinne verrückt spielen lässt. Der mein Leben, nein, unser Leben jeden Tag gefährdet. Aber das Wichtigste ist : Der mich bedingungslos liebt und ehrt. 

"Wirklich beachtlich Mirabella. Ich bin beeindruckt." Seine Stimme allein macht mich schon wieder total verrückt. Grinsend renne ich auf ihn zu, kurz bevor ich bei ihm bin stößt er sich vom Zug ab und fängt mich in seinen Armen auf. Ich lache unbeschwert und genieße es, endlich wieder in seiner Nähe zu sein. Nach so langer Zeit. 

"Mein Engel." haucht er mir ins Haar, als er mich wieder auf den Boden abgesetzt hat und mich mit seinen grauen Augen anstrahlt. Wie flüssiges Silber. "Du hast mir gefehlt. Ich verstehe nicht, wie ich es ein Jahr ohne dich ausgehalten habe." "Ich verstehe auch nicht, wie ich es ohne dich ausgehalten habe." Ein Lächeln huscht über seine Lippen, bevor er mich sanft küsst. 

Ich vergrabe meine Hand in seinem Haar und drücke ihn näher an mich heran. Seine Hand ruht an meiner Wange, die andere an meiner Taille. Er fährt mit seiner Zunge über meine untere Lippe, mir entfährt ein leises Keuchen, so dass er seine Dominanz mit meiner Zunge ausfechten kann. Nach einer halben Ewigkeit löst er sich siegreich von mir, er grinst verschmitzt. "Oh ja, ich habe dich so vermisst." Ich kichere leise und piekse ihn sanft in den Bauch. Sein Oberkörper ist noch trainierter als beim letzten Mal. 

"Freust du dich auf die Schule?" Draco und ich sitzen auf einer Bank etwas weiter vom Zug entfernt. Es ist ein unheimliches Gefühl, von den eingefrorenen Personen umgeben zu sein. Man hat immer das Gefühl und die Angst, sie könnten einen doch hören. "Sicherlich. Aber dann können wir uns nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen. Du weißt, dein Vater hat seine Spitzel überall verteilt. Wenn sie etwas mitkriegen, haben wir ein riesiges Problem." Draco seufzt leise und legt einen Arm um mich. Ich lege meinen Kopf auf seinem Oberkörper und genieße seine Wärme. 

"Wir werden das schon deixeln. Ich meine, wir können den Trick anwenden, den du hier gerade auch angewendet hast.", schlägt Draco vor, ich schüttel jedoch abwehrend den Kopf. "Dumbledore ist gegen so etwas sicherlich geschützt, ebenso die anderen Lehrer. Ich wundere mich selbst, dass ich deinen Vater damit überraschen konnte. Der ist schließlich auch nicht auf den Kopf gefallen." Mein Freund lacht leise. "Das stimmt. Wir werden uns schon etwas einfallen lassen." 

"Wir sehen uns, mein Engel. Pass auf dich auf, solange wie ich nicht auf dich aufpassen kann." Ich habe bereits meine Koffer in ein Abteil geräumt, nun stehe ich draußen in der Tür eines Zugabteils und halte Draco in meinen Armen fest. Wie lange es wohl dauern wird, bis wir uns wieder umarmen, küssen und öffentlich lieb haben dürfen? Als um uns herum langsam alle Personen anfangen zu glitzern und zu zischen, drücke ich Draco schnell einen Kuss auf seine weichen Lippen und verschwinde dann zügig in meinem Abteil, wo ich mich auf die weichen Sitze fallen lasse und tief durchatme. 

Während sich der Zug mit immer mehr Leuten füllt, die sich über Kopfschmerzen beklagen, warte ich Däumchendrehend auf meine Freunde. Über mir steht ein Koffer mit der Aufschrift G. Weasley. Also bin ich hier eindeutig richtig, ich muss nurnoch warten. 

Als die Tür neben mir mit einem Knartschen aufgeschoben wird, drehe ich mich wie vom Blitz getroffen nach rechts. Zwei Paar Grün-Blaue Augen starren mich freudig an. "Freddie, Georgie!" Die Jungs werfen sich förmlich auf mich und knuddeln mich einmal komplett durch. Ich schnappe kichernd nach Luft, als sie mich nach ungefähr 5 Minuten endlich loslassen. Ihre roten Haare sind nun total zersaust, aber ihre Münder sind zu strahlenden Lächeln verzogen. "Ich habe euch schrecklich vermisst Jungs!" "Wir dich auch Mirabella." lachen die Zwillinge synchron und schmeißen sich auf die Sitze vor mir. 

Wir quatschen eine ganze Weile über alles mögliche, als dann auch noch Harry, Ron und Hermine zu uns stoßen. Während Hermine und Ron mich fröhlich begrüßen, murmelt Harry nur ein leises "Hallo." und lässt sich dann neben Fred auf den Sitz fallen. 

"Stimmt es, was im Tagespropheten steht Harry? Du hast in Gegenwart eines Muggels gezaubert und bist fast von der Schule geflogen?" löchern die Zwillinge in plötzlich und Harry seufzt genervt. "Ja, das stimmt." Verwirrt sehe ich Hermine neben mir an, welche mir alles im Schnelldurchlauf erklärt. 

Harry wurde bei den Muggeln von Dementoren angegriffen, die sich seinen Cousin schnappen wollten. Harry hat sie in die Flucht geschlagen aber wurde dabei scheinbar von irgendwem beobachtet. Bei seinem Prozess hat Dumbledore ihn rausschlagen können, so dass er weiterhin zur Schule darf. Nur jetzt wirft ihm jeder Schüler von Hogwarts missbilligende Blicke zu. 

Als mich meine Freunde nach Draco fragen, lüge ich ihnen vor, er habe sich von mir getrennt. Mein Onkel hat es so mit mir ausgemacht, ich muss dies jedem erzählen, der mir die Frage stellen sollte. Von mir und Draco darf nun wirklich niemand mehr wissen, außer mir und ihm. Gott sei Dank belassen es die anderen dabei und wechseln das Thema. Sie unterhalten sich angeregt über die diesjährigen Prüfungen, was für mich jede Menge Büffelei bedeuten wird. Doch das ist mir egal. 

Endlich kann ich zurück nach Hogwarts!

Leuchten der Zukunft [Harry Potter FanFic]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt