15. Kapitel

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Wenn mich jemand vor einem Monat gefragt hätte, wer mich zum Schulball begleiten würde, hätte ich auf Ryan gedeutet und gesagt, dass er die Liebe meines Lebens war.

Ich schmunzelte an den Gedanken daran und konnte nicht fassen, wie viel sich in einem Monat verändert hatte. Nach dem Vorfall im Wasser, wo ich mich in seine Arme geworfen hatte, hatten wir uns jeden Tag getroffen und in den letzten Wochen, in denen er in meinem Leben war, zählte ich zu den glücklichsten Menschen auf der Welt.

Harry war ein geheimnisvoller Fall.

Er überraschte mich mit seinen Handlungen, Worten und am meisten mit der Art, wie er mit mir umging. Ich wusste, dass zwischen uns eine starke Verbindung bestand. Ich mochte ihn. Mehr als ich je Ryan gemocht hatte und es überraschte mich. Es konnte nicht Liebe sein, aber es war etwas.

Etwas, was ich nicht in Worte fassen konnte.

Etwas, das jede Sekunde ohne ihn unerträglich machte.

„Ich unterbreche ja ungern, aber der Schulball wartet nicht." Ich blinzelte erschrocken, ehe ich wieder in die Gegenwart zurückkehrte. Mein Kopf zuckte in die Richtung der Gestalt, die lässig am Türrahmen lehnte.

„Eleanor? Was machst du hier?" Ein breites Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während ich auf sie zueilte und die Arme um sie legte. Lachend erwiderte sie meine Umarmung und drückte mich fest an sich. Nach einer Weile schob ich sie von mir Weg und legte die Hände auf ihre Schultern.

„Von wegen du bist noch in Oxford und hast die letzten Prüfungen nicht geschafft!" Sie zwinkerte und zog mich erneut an sich. „Was wäre ich denn für ein Mensch, wenn ich bisschen Spaß mit meiner Lieblingscousine verpassen würde?"

„Ich kann es nicht fassen", murmelte ich und konnte nicht glauben, dass Eleanor nicht auf der Universität, sondern hier bei mir war. „Ich habe dich echt vermisst!"

„Wir haben erst heute Morgen telefoniert", scherzte sie und setzte sich auf mein Bett. „Ich wollte vorhin meine Mutter zu Hause überraschen, aber das Haus stand leer. Sie ist mit ihrem Mann Nummer drei in Arizona." Eleanor verdrehte die Augen und ich musste schmunzeln.

„Klingt sehr nach Tante Monica."

„Genug von mir! Ich will es noch zum Schulball schaffen. Komm." Erst jetzt bemerkte ich das blaue Kleid, dass sie an die Türklinge gehängt hatte und eilte zum Schrank. Während sich Eleanor im Hintergrund umzog, schnappte ich nach meinem schwarzen kurzen Kleid und quetschte mich hinein. Nachdem eine goldene Kette den Platz um meinen Hals gefunden und die High Heels an meinen Füßen gesessen hatten, stellte ich mich vor den großen Spiegel an meiner Wand und ließ die Augen über meine Gestalt wandern.

„Du siehst toll aus, Kyla", hörte ich Eleanor sagen und musste ihr zustimmen. Das Kleid umhüllte jede einzelne Kurve an meinem Körper und ich musste unwillkürlich sofort an Harry denken und hoffte, dass ihm das Kleid genauso gut gefiel. Der gewagte Ausschnitt würde ihm definitiv gefallen.

Während meine Gedanken weiterhin um Harry kreisten, setzte ich mich vor meinen Schminktisch, schnappte nach einem Pinsel und einer Palette und begann meine Augenlider damit zu verzieren. Ich wusste nicht wirklich, was ich machte, doch als ich den Lipgloss auf die Lippen auftrug und meine Augen auf mein Spiegelbild huschten, musste ich feststellen, dass ich anders, aber gut aussah.

„Bist du mit Harry zusammen?", fragte Eleanor, die Mascara Tube zwischen Zeige- und Mittelfinger eingeklemmt.

„Ich weiß es nicht. Wir haben nicht darüber geredet", murmelte ich und fuhr mit den Fingerspitzen durch meine Haare. Sie verdrehte die Augen und lachte.

„Wie oft habt ihr schon miteinander geschlafen, Kyla? Von dem was du mir alles erzählt hast, ist er total verknallt in dich." Meine Hände, die neben meinem Körper ruhten, zitterten und obwohl sie Recht hatte, brauchte ich die Bestätigung von Harry.

„Du liebst ihn, oder?" Sie starrte mir tief in die Augen und ich spürte, wie ich plötzlich rot wurde.

„Wir- wir kennen uns noch nicht so lange", murmelte ich und wich ihrer Frage aus.

„Wie alt bist du? Fünf?" Sie stupste mich an und verdrehte die Augen.

Ich öffnete den Mund, um darauf etwas zu erwidern, wurde aber unterbrochen, als ich hörte, wie jemand gegen die Haustür hämmerte. Verwirrt warf ich Eleanor einen Blick über die Schultern, die ihre Stirn in Falten legte.

„Harry?"

„Keine Ahnung", gab ich ehrlich zu und eilte mit ihr dicht an den Fersen die Stufen hinunter in den Flur.

Ich holte tief Luft, ehe ich die Hand auf die Klinge legte und die Tür aufriss. Als meine Augen auf der Gestalt landeten, schnappte ich laut nach Luft.

„Louis?"

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