Kapitel 21 - Sonne im Herzen Teil 2

515 32 8
                                    

Der Freitag verging rasend schnell mit einem Volleyballturnier und der Rückfahrt. Und ehe ich mich versah waren wir schon wieder zu Hause im Dorf. Viel passierte nicht mehr, Niklas und ich mussten uns zum zweiten Mal verabschieden, was sich wieder über gefühlte Stunden hinstreckte und dann wollten Lukas, Dina und ich nur noch in unsere Betten. Aber zuvor bekamen Klaus, Betty und Hanna natürlich ein paar kleine Anekdoten erzählt, allem voran die Tatsache, dass Niklas jetzt öfter mal bei uns auftauchen würde und ich errötete mal wieder, als Luke erzählte, dass Nik sich Roxy gleich geschnappt hatte. Bei diesen Worten grinste Dina verschwörerisch zu mir rüber. Ich hatte ihr und den anderen am Freitag mehr als ausführlich erzählen müssen, wie das mit mir und Nik letztendlich passiert war und sie hatten jedes einzelne Wort wissen wollen. Ich grinste zu Dina zurück. Anfangs war sie mir ein wenig verschlossen vorgekommen, aber ich hatte viel von ihr kennen lernen dürfen in dieser Woche und sie war mir bereits ans Herz gewachsen. Ich hatte mir vorgenommen ihr weiterhin beim Schminken und mit den Haaren zu helfen, denn sie schien sich wirklich darüber zu freuen.

Auch Klaus grinste. „So so, Niklas Maybach, ja?"

Ich nickte, konnte das Strahlen nicht abstellen und Lukas warf mir einen provozierenden Blick inklusive hochgezogener Augenbrauen zu.

„Die Maybachs sind nette Leute. Milla, das ist Niks Mutter, habe ich heute schon gesehen. Sie koordiniert beim nächsten Spendenwochenende wieder die Sammelstelle für medizinische Hilfsgüter."

Betty stemmte stirnrunzelnd ihre Hände in die Hüften.„Das interessiert Roxy wohl nicht so vordergründig, Klaus." Sie zwinkerte mir zu. „Niklas ist ein wirklich anständiger junger Mann. Es freut mich für euch beide!"

Am Samstagmorgen schlug ich ziemlich früh meine Augen auf und blinzelte in das gleißende Sonnenlicht, das mein Gesicht streichelte. Der erste Gedanke, der mir kam, galt dem gleichen blonden Mister Provinzkaff, von dem ich auch die ganze Nacht geträumt hatte. Heute war der Tag unseres ersten Dates. Wir beide würden das erste Mal allein sein, nur wir zwei, ohne Jugendkreisler, Mitbewohner und Zeitlimits. Es war überhaupt das erste Date für mich. Genaugenommen hatte ich also keine Ahnung, was von mir erwartet wurde. Ich wusste natürlich, was wir geplant hatten; heute Nachmittag würde Nik mich abholen und ich sollte seine Familie und sein Zuhause kennen lernen. Aber ich wusste doch überhaupt nicht, wie man sich den Eltern seines Freundes gegenüber verhielt. Was, wenn sie mich nicht mögen würden? Oder wenn ich nicht wusste, über was ich mit ihnen reden sollte? Noch schlimmer wäre es, wenn ich plötzlich nicht mehr wusste, über was ich mit Nik reden sollte. Was, wenn es auf einmal gar nicht mehr so unkompliziert zwischen uns ablief? Hoffentlich fand er mich immer noch ganz gut, am Ende war die Faszination, die er irgendwie an mir gefunden hatte, bereits wieder verflogen und er überlegte schon, wie er mich am leichtesten wieder los wurde!

Nein.

So ein Unsinn! Ich zwang mich mir nicht so einen Kopf zu machen. Niklas hatte sich gestern eindeutig wie jemand verhalten, der es äußerst bedauerlich fand, dass wir uns trennen mussten um zu schlafen. Und wie um diesen Eindruck zu untermauern, kündigte mir mein Telefon eine Nachricht von Nik an. Er schrieb:

„Guten Morgen, Burgfräulein. Ich habe so heftig und intensiv von dir geträumt, dass ich mir jetzt nicht mehr sicher bin, ob du tatsächlich echt bist! Schreib mir ‚positiv', solltest du wirklich existieren. Wenn ‚träum weiter, Vollhorst' zurück kommt, werde ich mich auf der Stelle bei der Marine melden, jahrelang ziellos auf den Weltmeeren umher irren und als gebrochener, desillusionierter Mann an meinen Heimatort zurückkehren, wo ich fortan in einer winzigen Hütte im Wald hausen werde. Kinder werden Angst vor mir haben und meine Eltern werden überall erzählen, dass ihr Sohn dem Wahnsinn zum Opfer gefallen ist. Ich hoffe für den glücklichen und zuversichtlich in die Zukunft blickenden Jungen, der ich einst war, dass ich mir dich nicht im Fieberwahn eingebildet habe!"

MISTER PROVINZKAFFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt