Kapitel 9

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Herr Vollmer und ich liefen so ziemlich wortlos nebeneinander her. Hier und da zeigte er mir immer wieder die neuen Dinge, die dringend erneut werden mussten. Irgendwie war alles ziemlich komisch zwischen uns. Naja, war wohl auch kein Wunder. Wir haben uns damals ja nicht einmal richtig Tschüß gesagt, geschweige denn ausgesprochen. Wir sind wohl eher im Streit als im guten auseinander gegangen und auch über die zwei jahre hat sich keiner beim anderen gemeldet. Aber was auch komisch war, je länger wir so nebeneinander her liefen, desto mehr spürte ich wieder in meinem Bauch, was ich wirklich für den Vollmer fühlte. Ich dachte die ganze sache wäre längst abgeschlossen. Ich bin ja auch eigentlich glücklich mit chris, wäre da nicht die verkrampfte sache mit dem Kinder bekommen. Vielleicht ist es jetzt auch erstmal besser so... vielleicht sollten wir erst einmal heiraten und versuchen unser Leben hier in Köln wieder so in den griff zu bekommen, wie es in Boston war. "Frau Noske... Frau noske", hörte ich jetzt den Vollmer sagen, während er schon mit seiner Hand vor mir rum fuchtelte. Ich muss wohl ganz schön in meinen Gedanken versunken gewesen sein. "Äh ja, was ist?" "Ich wollte ihnen nur noch schnell die neuen Toiletten für die lehrer zeigen. Sie kommen allerdings nur mit einem Schlüssel hinein, damit die Schüler sie nicht mehr benutzen können, so wie früher. Dieser müsste an ihrem neuen Schlüsselbund, den der Rose ihnen vorhin gegeben hat schon hängen." "Ok, super danke." "Kein Problem. Ich glaube, dass sie nun auch alles neue gesehen haben. Was halten Sie davon, wenn wir in das Lehrerzimmer zu einem Kaffee gehen und sie erzählen mir etwas von Boston." "Kaffee hört sich gut an", stimmte ich zu und lief los Richtung lehrerzimmer. Ein paar Minuten später standen wir dann auch schon mit einem Kaffee in der Hand am Fenster. Zuerst war ich etwas verklämmt und sagte erstmal nichts, sondern starrte nur hinaus, doch dann fragte mich der Vollmer noch einmal und ich fing an zu erzählen. "Ja also eigentlich war es überhaupt nicht so besonders, wie sie wohl denken. Boston ist ne tolle Stadt. Wir haben direkt an einem riesigen Park gewohnt. Dort habe ich viel Zeit verbracht. Ansonsten habe ich eigentlich relativ schnell eine neue Stelle an einem deutschsprachigen Schule bekommen. Es war eine sehr renommierte schule. Eher so wie das Caroliner. Trotzdem freue ich mich jetzt sehr wieder hier an der gsg unterrichten zu dürfen. Mir macht es eben halt auch Spaß den Pappnasen hier mit ihren Problemen zu helfen, auch wenn der Rose mir ausdrücklich verboten hat mich wieder in ihre Angelegenheiten einzumischen." Stefan musste schmunzeln. "Ich glaube das werden sie nicht lange durch halten." "Dann suche ich mir einfach meine eigenen Schüler, denen ich helfen kann. Ne, aber ansonsten habe ich auch viel Zeit mit chris verbracht. Aber das interessiert sie ja sowieso nicht von dem her. Erzählen sie doch mal, was sie so in den letzten zwei Jahren gemacht haben." "Eigentlich nichts besonders. Das gewohnte halt. Es gab immer einen Schüler, der etwas hatte... ansonsten Single sein und jeden abend das gewohnte Bier." "Das hätte ich mir ja denken können. Vollmer halt", lachte ich und nahm nochmal einen Schluck von meinem Kaffee. "Und sie haben große beziehungspläne", fragte mich der Vollmer plötzlich. Ich setzte meine Tasse ruckartig wieder von meinen Lippen ab und schaute ihn verwundert an. "Der Ring an ihrem Finger, der ist doch bestimmt nicht umsonst da." Er muss ihn wohl während ich mit der Hand meine Tasse zum trinken hob gesehen haben. "Äh, ja sie denken schon richtig. Chris und ich wollen in 3 Monaten heiraten. Ich meine nach 12 Jahren Beziehung ist das ja auch mal der richtige Einschnitt." "Verstehe... dann herzlichen Glückwunsch," erwiderte er jedoch etwas verwirrt. "Eifersüchtig?" "Was ich? Der Vollmer doch nicht. Ich freue mich für sie... wirklich..." Während er das sagte, lief er schon Richtung Türe. Er muss wohl noch ein neues Experiment vorbereiten. Jetzt stand ich alleine da. Eigentlich wollte ich ihm das noch nicht so unter die Nase reiben. Ich meine ich bin mir momentan nicht einmal sicher, ob eine Hochzeit für mich und Chris überhaupt das richtige ist. So oft, wie wir momentan stritten. Egal, den Vollmer geht das sowieso nichts an. Das zwischen mir und ihm ist längst vorbei. Er führt sein leben normal weiter und ich meins mit chris, dachte ich entschlossen, auch wenn es ihm anzumerken war, dass er ganz schön schlucken musste.

Der Lehrer - Und mittendrin steh ich...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt