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Stundenlang führte ich Marshall durch Berlin. Er hatte die Kapuze und sein Cap ganz tief ins Gesicht gezogen, damit ihn keiner erkannte. Es klappte. Naja, einmal schien ein circa 19 jähriger Typ ihn zu erkennen, aber er hatte sich gestern wahrscheinlich ziemlich betrunken, jedenfalls schüttelte er nur den Kopf und murmelte etwas das wie : ' Hör auf zu spinnen ! ' klang.
Die ganze Zeit versuchte ich einen neutralen Gesichtsausdruck zu machen, damit Marshall nicht merkte wie aufgeregt ich war. In dem Moment war ich meinem elfjährigen- Ich wirklich dankbar. Wenn ich mit elf Jahren nicht angefangen hätte ein Poker - Face zu kreieren , wäre ich bestimmt schon längst aufgeflogen. Aber mit der Zeit wird man gut im Gefühle verstecken.
Wir redeten nicht viel, außer wenn ich etwas erklärte oder so. Es war komisch mit meinem Idol durch die Straßen zu laufen. Die gute Art von komisch. Trotzdem fühlte ich mich irgendwie unwohl. Vielleicht weil ich wusste dass es nicht so werden würde wie ich es mir vorgestellt hatte. Denn, hey, ich bin auch in ein Fan und wer denkt nicht darüber nach, wie es will wäre sein Idol zu treffen! Wahrscheinlich machte es mich einfach nervös neben jemandem, vor dem ich so viel Hochachtung hatte, herzulaufen.
>> Das ist der Fernsehturm, oder ? << fragte Marshall.
Ich nickte. Irgendwie waren wir plötzlich mitten in Berlin.
>> Willst du hoch? <<, fragte ich, hoffte allerdings dass die Antwort 'nein' sein würde. Ich hatte wirklich keine Lust so lange in der Schlange stehen zu müssen.
>> Nee... Zu viele Menschen.<< sagte Marshall. >> Gibt's irgendeinen anderen Platz den du mir empfehlen kannst ? <<
Ich zögerte. Es gab einen Platz den ich ihm wirklich empfehlen konnte, aber ich war immer alleine da. Naja, manchmal waren auch MC oder einer von den anderen mitgekommen, aber das war auch schon einpaar Monate her...
Marshall guckte mich erwartungsvoll an.
>> Ähm... Also es gäbe da einen Ort. <<
>> Aber ? <<
>> Nichts . << ich hatte beschlossen ihn zu meinem Lieblingsort zu führen. >> Komm mit ! <<
Wir mussten einpaar Stationen mit der U - Bahn fahren und dann eine kleine Weile gehen, bis wir zu einem Park kamen. Ich wusste nicht wie er hieß, das war mir relativ egal, für mich war das einfach nur ' der Park '.
Durch den Park floss ein kleiner Fluss , und in einer etwas abgetrennteren Ecke stand eine Brücke. Wenn man, einpaar Meter weiter, einen kleinen Grashügel runterging und über einpaar Steine stieg, konnte man sich unter die Brücke setzen.
      Unter der Brücke war ungefähr Platz für fünf Leute, ohne dass es eng wurde. Einpaar leere  Bierflaschen standen, an einen großen Stein gelehnt, rum, sonst gab es keinerlei Hinweise darauf das irgendjemand mal hier war.
      >> Ich geh hier hin, wenn ich in Ruhe nachdenken möchte. <<
      Ich setze mich auf den kühlen Boden und lehnte den Kopf an die Betonwand.
      >> Und, um zu trinken. <<, Marshall deutete auf die Bierflaschen und setzte sich neben mich.
      >> Nicht wirklich. Klar, ich trinke hier auch, aber nicht weil ich mich betrinken möchte. << Ich begann kleine Steinchen ins Wasser zu werfen.
      >> Wieso zeigst du mir diesen Ort ? << fragte Marshall.
      >> Wieso nicht ? <<
      >> Das ist nicht die Art von Ort, die man jedem zeigt. << , erwartungsvoll guckte Marshall mich an.
      >> Weißt du ... Wenn man deine Musik hört, kommt es einem irgendwie so vor, als würdest du alles verstehen. << ich überlegte, wie ich es richtig formulieren konnte. >> Du hast so viel durchgemacht, dass man halt so ein Gefühl hat. Außerdem hat mir deine Musik sehr viel geholfen, weswegen ich dir irgendwie vertraue. Obwohl wir uns überhaupt nicht kennen. Macht das Sinn ? Nein. Egal, vergiss es. <<
      >> Wieso soll ich es vergessen? <<
      Ich zuckte mit den Schultern und schaute aufs Wasser. Dann schwiegen wir wieder.
      >> Wie alt bist du überhaupt? << fragte er.
      >> Sechzehn. << ich drehte mich zu ihm um . >> Warum ? <<
      >> Einfach so. Ich dachte du wärst älter. << er musterte mich.
       >> Das sagen viele. <<
       Nach einer kurzen, etwas peinlichen Pause, fragte ich :
       >> Wie soll dich eigentlich nennen ? << erstaunt guckte Marshall mich an. >> Also, weil... Äh... Du hast so viele Namen. <<
      >> Nenn mich Marshall. << er schnipste ein Tierchen von seinem Bein weg. >> Das tun viele. <<
      >> Okay. <<
      Irgendwie kam es mir so vor, als würden wir so ein Frage - Antwort Spiel spielen. Zwischendurch schwiegen wir.
      >> Wieso bist du nach dem Konzert einfach weggerannt? << fragte Marshall einmal.
      >> Ich war wütend. <<
      >> Nur deswegen? <<
      >> Naja, << ich überlegte. >> irgendwie hatte ich ein bisschen Angst. Weil, meine Eltern hätten mich fast nicht auf das Konzert gelassen. Und wenn sie mich hätten von der Polizei abholen müssen, wär ich jetzt am Arsch. Sie würden mir nie wieder vertrauen. Deswegen bin ich froh dass sie bald wegfahren. Dann sehen sie die Wunden << ich zeigte auf mein Gesicht. >> vielleicht nicht. <<
      Er nickte.
      Es wurde langsam dunkel, als wir uns auf den Weg , aus dem Park raus machten.
      >> Bringst du mich zum Hotel ? Normalerweise bring ich ja die Mädchen nach Hause, aber hier kenn ich mich nicht aus , und ich will  jetzt den Bodyguards  keinen Stress machen. <<
      >> Sehr witzig. <<, er grinste kurz. >> Okay, ich kann dich ja nicht allein rumlaufen lassen. Sonst bin ich dann Schuld, wenn du Scheiße baust. <<
      Der Weg zum Hotel war lang, aber es ging eigentlich ganz gut. Zwanzig Minuten ungefähr.
      >> Und? Haste irgendwelche Berlin - Underground Abkürzungen ? << fragte Marshall, als wir gerade die U -Bahn Station verließen.
      >> Ja. << Ich zeigte zu einer kleinen Gasse . >> Da lang. <<
      Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass ich mit Eminem durch Berlin lief. Unter der Brücke waren wir zwar ein bisschen ins Gespräch gekommen, doch es war immer noch komisch.
      Als wir vor der Hintertür des Hotels standen, drehte Marshall sich zu mir um .
      >> Du erinnerst mich sehr an mich selbst, als ich in deinem Alter war, weißt du? <<, ich lachte. >> Was ist? <<
      >> Man kann uns doch nicht vergleichen. Ich meine, du hattest es viel schwerer... Un- <<
      >> Hey! << unterbrach er mich. >> Wer kennt mich besser? Du oder ich ? <<
      Ich lachte kurz auf.
      >> Na dann. Wir seh'n uns... << sage ich, wurde aber unsicher und fügte noch ein ' glaub ich ' hinzu.
      >> Jap. Wir seh'n uns. << er drehte sich um, hob noch mal die Hand und verschwand dann im Hotel.
      Ich stand noch lange da, unter der Straßenlaterne und dachte nach. Über ihn. Waren wir uns wirklich so ähnlich, wie er meinte? Vielleicht hatte er mir ja deshalb seine Nummer gegeben.
      Ich war wirklich glücklich. Doch irgendwo, ganz tief drin fühlte ich eine Art von Schmerz, die ich irgendwie nicht deuten konnte.

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Ja, I'm back! Es tut mir leid dass es so lange gedauert hat, wirklich. Ich nehme mir fürs nächste Schulhalbjahr vor öfter zu schreiben. Doch in den letzten Monaten war ich irgendwie nicht motiviert, und ich hatte auch persönlich Probleme, weswegen ich einfach nicht viel zu schreiben hatte. Ich hoffe euch gefällt das Kapi ( ich bin zufrieden). Kritisiert wenn Ihr wollt, ich bin offen . Übrigens, ich fange an eine andere Eminem - Fanfiction zu schreiben. Vllt könntet ihr da mal vorbei gucken ( hehe Werbung ) .
Eure NMD ( meine Initialen, ich hab kein Bock mehr auf dieses Streetdancelover1 blablabla 👽 )
BYE

Addictet to you ( eine Eminem Fan Fiction )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt