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Als ich bei Julian ankam, war die Party schon in vollem Gange.
Schon auf der Straße konnte ich die Bässe, die aus dem Haus schallten, hören. Ich klingelte und sofort wurde die Tür aufgerissen. Ein grinsender Mario Götze stand mir gegenüber.
Ich fiel ihm um den Hals. Ja, vielleicht sah es ein bisschen schwul aus, aber Mario war mein bester Freund und wir hatten uns seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Ok, bei dem Spiel vielleicht, aber vor dem Spiel hatte ich keine Zeit mich mit ihm zu unterhalten, in dem Spiel selber erst recht nicht und nach dem Spiel war er sofort verschwunden. Also war es eigentlich unsere erste richtige Begegnung seit 3 Monaten. Mario loste mich nach innen. Es war schon ziemlich voll. Überall standen irgendwelche Mannschafts Kollegen von mir, welche von Bayern, als auch mir völlig unbekannte Leute rum. Hin und wieder wurde mir im vorbei gehen zu meinem Treffer gratuliert, worauf ich höflich lächelte.
"Wieso sind Bella und du getrennt hier her gekommen?" fragte Mario plötzlich. Ich sah ihn verwundert an.
"Naja eigentlich wollte nur ich hier her kommen. Bella hat gesagt sie hätte irgendeinen Termin. "
"Ich bin mir ganz, sicher dass ich sie gesehen habe. Vorhins hat sie dort gesessen", er zeigte in eine unbestimmte Richtung irgendwo im Raum. Ich versuchte die Richtung, in die er mit seinem Finger zeigte, mit den Augen nachzufolgen. Ich erstarrte. Mario sah mich verwundert an, als ich mich nicht mehr bewegte. Dann schaute auch er in die Richtung.
"Fuck!", war das einzige was ihm über die Lippen kam. Ich nickte. In meinem Hals hatte sich ein Kloß gebildet. Ich brachte keine Wort heraus. Alles um mich herum schien langsamer zu werden. Das, was ich gesehen hatte drang zu mir durch. Ich konnte mein Blick einfach an nicht abwenden. In einem Sessel, der in einer Ecke des Wohnzimmers stand, saß Bella. Sie hatte ihre Arme um jemand geschlungen, dessen Gesicht ich nicht erkennen konnte, dabei steckten sie sich gegenseitig ihre Zungen in den Hals. Wutentbrannt stapfte Mario auf die beiden zu. Ich versuchte ihn noch anzuhalten, aber da war es schon zu spät. Er tippte Bella auf die Schulter. Sie drehte sich um.
"Was fällt dir ein, Marco einfach zu be...", mitten im Satz brach er ab und starrte die Person hinter Bella an. Jetzt sah auch ich die Person mit der sie rumgeknutscht hatte und es verschlug mir die Sprache. Wenn es irgendein Mann gewesen wäre, den ich nicht kennen würde, hätte ich ihn verprügeln können und hätte keine Schuldgefühle gehabt, weil ich ihn ja nicht kannte, aber das hier war etwas anderes: Ich starrte in die vor Schreck geweiteten von Mats Hummels!!!!! Einer meiner besten Freunde hatte mich verraten. Es tat weh. Scheiß weh.
Wie lang lief das jetzt schon zwischen den beiden? Wochen? Monate?
Und naiv wie immer hatte ich nix bemerkt. Deshalb hatte ich in den letzten Jahren nur Affären gehabt, weil vor genau sowas Angst hatte, bevor ich mich auf die Beziehung mit Bella eingelassen habe. Ich hatte gehofft, es könnte anders sein. Aber da hatte ich mich geirrt,wie schon so oft. Irgendjemand reichte mir etwas zu Trinken, ich roch daran um zu gucken ob da Alkohol drin war, was sich bestätigte und ich kippte den Inhalt des Bechers schnell runter. Das Brennen in der Kehle tat gut und ich machte mich auf den Weg um mir noch mehr zu suchen. Ich setzte mich auf einen Stuhl und trank ein Becher nach dem anderen. Sonst trank ich eigentlich nicht soviel, aber das war einfach zu viel für meine Nerven. Irgendwann kam Kevin Großkreuz zu mir und riss mir den Becher aus der Hand.
"Hey", lallte ich, " gib mir gefälligst den Becher wieder!" Er schüttelte nur den Kopf und reichte den Becher Mario, der jetzt neben ihm aufgetaucht war. Zusammen versuchten sie mich dazu zu bringen aufstehen, aber ich weigerte mich strikt. Irgendwann packte mich Mario einfach unter den Achseln und Kevin meine Beine. Sie hoben mich hoch und trugen mich nach draußen, riefen für mich ein Taxi und setzten mich rein. Während der Fahrt starrte ich aus dem Fenster. Die Lichter der Stadt zogen an mir vorbei. Ich wollte nicht mehr verletzt werden. Ich wollten keinen Schmerz mehr spüren. Ich war so naiv, das war meine Schwäche.
Ich vertraute Leuten blind. Kein Wunder, dass ich immer der war, der betrogen wurde. Ich durfte mich nicht mehr verlieben, denn das macht einen verletzlich und ich wollte nicht verletzlich sein. Ich muss die Kontrolle behalten.

Wenn Es Leicht Wäre Würde Es Fußball Heißen -abgebrochenWhere stories live. Discover now