Kapitel 3

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Kapitel 3:

Auch Kobrasommer war auf dem Rückweg zum SommerClan-Lager sehr in Gedanken. Sie hatte da einen Verdacht... Eiskristall, ihre beste (und einzige) Freundin aus dem HerbstClan, sowie deren heißgeliebte Tochter Goldschimmer waren nicht auf der Versammlung gewesen. Das war höchst ungewöhnlich, denn die beiden waren zwei von nur drei HerbstClan-Kriegerinnen. Konnte es sein...? Nein, nein, das war völlig unmöglich! Felsenherbst konnte die beiden nicht verbannen, denn sein Clan litt zurzeit sowieso an Kätzinnenknappheit. Selbst in Felsenherbsts Mäusehirn müsste Platz für den Gedanken sein, dass sein Clan ohne genug weibliche Mitglieder auf kurz oder lang zu Grunde gehen würde. „Kobrasommer, ist alles in Ordnung?", fragte Flammenmond, ihre zweite Anführerin. Ohne es zu bemerken war Kobrasommer stehengeblieben. Verwirrt schaute sie Flammenmond in die besorgten Augen. „Ja...natürlich", versicherte sie ihr. Man sah Flammenmond an, dass sie nicht überzeugt war, doch sie wagte es nicht Kobrasommer zu widersprechen. Ihr Rang hatte echt Vorteile, dachte Kobrasommer belustigt.

Als das Lager in Sicht kam, dämmerte es schon. Der SommerClan hatte es am weitesten bis zum Baumgeviert und den Katzen vielen schon fast die Augen zu. Lilienpfote musste sich auf ihren Mentor Nebelbart stützen um nicht umzufallen. Es war ihre erste große Versammlung, dachte Kobrasommer, sicher hat sie sie sich ganz anders vorgestellt. Heute war die Stimmung sehr angespannt. Der einzige, der überhaupt nicht müde wirkte, war Hamsterpfote. Der junge Kater sprühte vor Energie und lief ein ganzes Stück vor den anderen Katzen. Das war allerdings merkwürdig, denn die Schüler waren sonst immer traurig, wenn die Versammlung vorüber war und dehnten die Wanderung unnötig aus, um bloß so spät wie möglich heimzukommen. Damit wollten sie die anderen Katzenkinder eifersüchtig machen. Vielleicht, vermutete Kobramond, will er einfach gern seinem Vater erzählen was heute auf der großen Versammlung passiert ist. Doch sie wusste selber, dass das höchst unwahrscheinlich war, denn um diese Zeit schlief Löwentreue noch und außerdem hatten die meisten Schüler kein enges Verhältnis mehr zu ihren Eltern... Löwentreue war heute nicht mit dabei gewesen. Vermutlich wusste er warum. Vor ungefähr einem halben Mond war ein Bote aus dem HerbstClan gekommen und hatte Kobrasommer davon berichtet. Die Kätzin rief sich seine Worte ins Gedächtnis: „Felsenherbst schickt mich", hatte er gesagt, „er dachte du solltest es wissen: dein Krieger Löwentreue hat sich letzten Mond mit einer Kätzin unseres Clans getroffen. Es war..." „Halt!", war im Kobrasommer ins Wort gefallen, „Ich möchte es nicht wissen! Und nun geh!" Auch wenn sie den HerbstClan-Krieger so grob weg geschickt hatte, wusste sie, dass er die Wahrheit gesprochen hatte. Sie...sie hatte es einfach gefühlt. Jedenfalls gingen Löwentreue und Hamsterpfote ihr seitdem aus dem Weg und bekamen Panik, wenn sie einen von ihnen ansprach. Sie passierten den Lagereingang. Der SommerClan hatte ein sehr schönes Lager. Es lag auf einer Insel im warmen Fluss inmitten von Stromschnellen. Die SommerClan-Katzen benutzten einen geheimen Tunnel, um in ihr Lager zu kommen, doch da die anderen Clans diesen nicht kannten, war das Lager praktisch uneinnehmbar. Auf der Insel gab es sehr viel weißen Sand und dort standen Palmen. Da das Lager an den Seiten steil anstieg, konnte auch keine der Katzen in den Fluss fallen. Kobrasommer guckte sich um. Die anderen Katzen waren schon in ihren Bauen verschwunden. Plötzlich hörte sie es hinter sich rascheln. Sie spitzte die Ohren. Stille. Doch Kobramond war sicher etwas gehört zu haben. Vorsichtig prüfte sie die Luft. Zuerst roch sie nichts, doch dann vernahm sie einen schwachen Hauch von Löwentreues Duft. Traf er sich etwa wieder mit der geheimnisvollen HerbstClan-Kriegerin? Sie schaute sich noch einmal um. Keine Seele war zu sehen. Gut, dachte sie, dann werde ich jetzt gucken, was Löwentreue macht.

Außerhalb des Lagers wurde die Spur plötzlich stärker. Es war, als hätte der Kater sich dort sicherer gefühlt und dadurch nicht mehr auf die Verwischung der Spuren geachtet. Da Kobrasommer von Geburt an eine sehr feine Nase besaß, fiel es ihr leicht, Löwentreue zu verfolgen. Er lief geradewegs ins Herz des Territoriums, zum alten Ahorn. Der knorrige Baum stand am Rande einer Lichtung nahe der Frühlingsquelle. Kobrasommer verbarg sich im hohen Gras und wartete darauf, dass von der anderen Seite der Lichtung eine Katze zu Löwentreue kam, der ruhig in der Mitte der Lichtung wartete. Inzwischen war es fast Sonnenhoch. Endlich hob Löwentreue die Nase in die Luft, als ob er etwas witterte. Hoffentlich hat er mich nicht gerochen, fuhr es Kobrasommer durch den Kopf, denn sie hatte in der Eile vergessen, ihren Geruch zu überdecken. Doch es lag noch etwas Tau auf dem Gras und deswegen konnte Löwentreue sie nicht bemerken. Es musste jemand anderes sein. Jetzt roch es auch Kobrasommer, doch da war es zu spät. „Kobrasommer, was machst du hier?", fragte eine erschrockene Stimme hinter ihr.

Hinter ihr stand mit gesträubten Fell Hamsterpfote. "Was soll das? Spioniertest du mal wieder Löwentreue nach?", knurrte er. Kobrasommer sprang auf. "Was soll das heißen: mal wieder?! Er hat sich aus dem Lager geschlichen und ich dachte, er trifft sich mal wieder mit seiner heimlichen Freundin!", (Löwentreue zuckte zusammen), "Außerdem solltest du nicht so mit der Anführerin deines Clans reden! Ach ja: da ich jetzt endlich alles ausgesprochen habe, kann ich nichts mehr verheimlichen!" Sie wirbelte herum und rannte zurück ins Lager. Geschickt über ihren kleinen Ausbruch blieben die beiden Kater zurück.

Kapitel von CarlaHuettermann

Cats of seasons - Winter  (Warrior Cats FF)Where stories live. Discover now