Es regnet kaum 2.0

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Pov Lukas
Mein Handy meldet sich zum gefühlt tausendsten Mal, trotzdem werfe ich einen Blick auf mein Display.
Eine Nachricht von Marcel.
Schulterzuckend und nichts ahnend öffne ich den Chat:

Hey Lukas, Tim geht's momentan nicht so gut. Er braucht wen zum reden und ich glaub du bist da ganz gut geeignet... Hast du nicht Zeit für zwei drei Tage hier runter zu kommen?

Ich verziehe das Gesicht. Einerseits weil es Timi scheiße geht und andrerseits, weil ich viel zu gut bin, um ihn mit seinen Problemen allein zu lassen.

Ich schriebe zurück:

Klar. Lässt sich einrichten.
Wie wärs wenn ich morgen früh gegen 10 einen Zug nehme? Dann müsste ich ca um 14 Uhr da sein.. Ich kann aber wirklich nicht länger als zwei Tage bleiben. Ich muss für die Tour üben und so Zeug.

Skinnys Antwort lässt nicht lange auf sich warten:

Okay ich bring dich dann zu ihm. Bis später dann.

Den restlichen Nachmittag und Abend verbringe ich damit, mit Berkan und anderen Leuten, die mit den Proben für die Tour zu tun haben, zu telefonieren, damit die Termine für die nächsten drei Tage verlegt werden können. Drei Tage für alle Fälle, nicht dass ich hinterher doch länger bleibe.

Am nächsten Morgen laufe ich im schnell Schritt und mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze durch den Berliner Hauptbahnhof. Ein Ticket habe ich, ein Sitzplatz war allerdings nicht mehr drin. Alles ausgebucht. Wers glaubt.

Im Zug kampiere ich im BordBistro, wo ich mir zweitklassiges Bier bestelle und über mein Handy das Wetter in Bielefeld mit dem in Berlin vergleiche.

Ab und zu werde ich nach einem Foto oder Autogramm gefragt, sonst vergeht die Fahrt recht eintönig, um nicht zu sagen, sehr langweilig.

In Bielefeld angekommen, steht Marcel schon am Gleis, dreht seinen Autoschlüssel um den Zeigefinger und klopft ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.

,, Hi", begrüße ich ihn.

,, Lange nicht gesehen", entgegnet er freundlich.

Bis zu Tim dauert es eine Zeit in der unwichtige Belanglosigkeiten ausgetauscht werden.

Als wir ankommen, bedanke ich mich fürs abholen und klingel bei Tim, der mir sofort die Tür öffnet.

Er mustert mich perplex:,, Lukas? Was machst du denn hier?"

,, Mir wurde gesagt, dir ginge es nicht so gut. Magst du mich vielleicht rein lassen?", ich schenke ihm ein lächeln.

Seine Wangen werden rot:,, Jaja, natürlich! Komm rein!"

Tim macht mir Platz, sodass ich an ihm vorbei ins Haus gehen kann.

Nachdem ich meine Sachen abgestellt habe, setzen wir uns in seinen Garten, jeder mit einer Flasche Bier; Tim hält einen Joint in der Hand.

Ich belasse es bei einer Flasche, Tim jedoch fährt härtere Geschütze auf: Flimm, Pushkin, Jägermeister.

,, Meinst du nicht, dass es langsam mal genug ist?", erkundige ich mich besorgt nach seinem Wohlergehen.

,,Haste recht, Luki",lallt Tim. Er verträgt nicht viel. Trotz seiner Zustimmung setzt er den Jägermeister wieder an.

,,Es ist wirklich genug, Tim. Ich hab keine Lust dich Morgen den ganzen Tag zu bedienen",merke ich an, während ich versuche ihm die Flasche wegzunehmen.

Mit glasigen Augen sieht er mich an.
Sein Blick jagt mir einen Stich ins Herz; es spiegeln sich Müdigkeit, Erschöpfung, Traurigkeit und ein unglaublich sanfter Ausdruck wieder.

Unsere Hände umklammern beide noch die Flasche. Seine Finger schieben sich über meine, dann drückt er sich an mich:,, Du bist so schön..."

Überrumpelt sitze ich hier, mit meinem besten Freund im Arm- oder eher fast auf dem Schoß- und einer Aussage, die mich völlig unvorbereitet getroffen hat.

Ein leises:,, Was?", geht mir über die Lippen.

Tim holt kurz Luft:,, Du bist so schön, Lukas. Deine Augen und deine Haare, deine Hände, deine Lippen... alles... du spielst so perfekt Gitarre, deine Stimme ist auch perfekt..."

,, Wie kommst du darauf...?", es hört sich eher an, als würde ich ihn Verhören.

Tim lacht auf. Sein Lachen ist kalt, abweisend:,, Warum wohl?!"

Schweigen.

,, Ich liebe dich, verdammte scheiße... Ich bin ne behinderte Schwuchtel...", kommt schließlich kleinlich von ihm.

,, Bist du dir sicher?", kommt die wohl unpassendste Erwiderung auf Erden von mir.

Er schnaubt verächtlich:,, Nein, ich sag das nur so..."

Gleichzeitig treten Tränen aus seinen Augen.

,, Sag irgendwas",fleht er mich an.

Ich bin völlig überrumpelt. Was soll ich schon sagen? Ich liebe dich auch, Tim? Das wäre gelogen.
Ich finde dich unglaublich heiß? Das wäre keine Lüge, aber glücklich würde es ihn auch nicht machen.

Einen Moment überlege ich, dann hole ich Luft und sage etwas:,, Tim, ich fühle nicht das gleiche für dich... es tut mir so leid..."

,, Bin ich dir zu abstoßend? Zu hässlich? Ist es weil ich so ein drecks Junkie bin? Ist es das? Ja?!", er spricht woe ein Wahnsinniger. Ich möchte mir ungern vorstellen wie lange er dieses Geständnis nun mit sich herum geschleppt hat.

,,Dein Konsum ist deine Sache, Tim. Und du bist nicht abstoßend, ganz im Gegenteil", Diesesmal stocke ich kurz, ,, ich finde dich ziemlich anziehend..."

,, Das sagst du doch nur so...", nun ist seine Stimme wieder ruhig.

Ich schüttle den Kopf.

Er verängt seine Augen zu schmalen Strichen:,, Also würdest du mich ficken?"

Ich werde rot:,, Also anziehend hat ja jetzt nicht direkt was mit fic-"

,, Ja oder nein?", werde ich unterbrochen.

Leise gebe ich meine Schwäche für ihn zu:,, Ja..."

Abrupt steht er auf:,, Komm mit!"

Keine fünf Minuten später liege ich nackt in seinem Bett, Tim über mir mit Tränen in den Augen:,, Nur das eine Mal...bitte..."

Poor Timenim... poor Lukas...
"die Welt ist böse, passt auf euch auf" Zitat Ende.



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