Suprise

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,,Ich komme!", rief Lukas, während er zur Tür eilte. Obwohl er wusste, dass derjenige, der geklingelt hatte, ihn auf keinen Fall von seiner Panthousewohnung aus hören konnte, schaffte er es nicht sich das unnötige Rufen abzugewöhnen. Seiner Meinung nach lag das an den dem Haus in dem er seine Kindheit verbracht hatte. Hellhörig bis zum geht nicht mehr und damit perfekt für ein "Ich komme!".
Über sich selbst lachend schüttelte er den Kopf, danach nahm er den Hörer für die Freisprechanlage von seinem Halter:,,Hallo?"
Er war noch nie gut darin gewesen mit unbekannten Menschen zu sprechen, vor allem wenn er sie nicht einmal sehen konnte und diese offensichtlich in seine Wohnung wollten.

,,Hey Lukas.. ich bins. Ich dachte ich schau mal vorbei."
Diese Stimme würde er überall und zu jeder Zeit wiedererkennen. Überrascht lächelnd antwortete er:„ Ich dachte du bist auf Tour."
,,Hab mir für Berlin kein Hotel gebucht. Kann ich rein kommen?"
,,Klar, ich mh.. ja egal, ich mach dir auf."
Er drückte auf den Türöffner und hastete danach eilig zurück in seine Küche, die er seit neuestem öfter zu benutzen pflegte. Sein neues Hobby war das Kochen, ob er gut darin war durfte sein Gast wohl gleich am eigenen Leib erfahren.
Im Ofen garrte ein Braten während in der Pfanne Bratkartoffel auf dem besten Wege waren anzubrennen.
Er hätte die Pfanne wirklich vom Herd stellen sollen. Schnell versuchte Lukas die Kartoffeln zu wenden, wobei er sich allerdings sehr ungeschickt anstellte. Letztendlich rührte er mehr als dass er irgendetwas anderes tat.

Es klopfte.

Sofort eilte er wieder zur Tür, diesesmal öffnete er ohne zu zögern.
,,Tim", ein breites Lächeln legte sich auf Lukas Gesicht, sobald er das des anderen sehen konnte.
,,Hey", auch Tim wirkte glücklich.

Lukas hatte ihn vermisst, sie hatten zwar telefoniert, während er auf seiner ersten Solotour war, aber es war nicht das gleiche wie nebeneinander auf einer Parkbank oder in einem lokalen Cafee zu sitzen, sich ansehen zu können, die Emotionen im Gesicht des anderen lesen zu können.
Noch bevor Tim ihn in eine Umarmung ziehen konnte, fiel Lukas ein, dass er die Kartoffeln erneut auf dem Herd gelassen hatte.
,,Machst du die Tür zu?"
Mit einem verdutzten Gesichtsausdruck drückte Tim die Tür ins Schloss, hing seine Jacke an die silberne Garderobe und lief Lukas schließlich nach in die Küche. ,,Seit wann kochst du?"
Während er mit den Kartoffeln, der Pfanne und Küchengeräten hantierte, drehte er sich um, um dem anderem ein gequältes Lächeln zu schenken:,, Noch nicht lange... ich denken das sieht man..."
Man konnte Lukas ansehen wie unangenehm es ihm war, dass gerade jetzt wo Tim da war, der so viel besser kochen konnte, alles schief lief. Es fehlte nur noch, dass der Braten misslung.
Sachte wurde Lukas auf einen der beigen Stühle gedrückt, sodass er nun den Kopf in den Nacken legen musste, um Tim in die Augen sehen zu können.
Dieser legte ihm bestimmt eine Hand auf die Schulter:,, Soll ich das machen?"
Dankbar nickte Lukas. Eine Pause würde ihm sicher gut tun.
Jetzt, da sein Album erschienen war, war zwar der größte Trubel vorüber, doch auch jetzt verlangten Pflichten wie Interviews und Proben nach seiner Anwesenheit. Er wollte nur für ein paar Tage Ruhe.
Dass Tim ihm Arbeit abnahm, kam ihm nur gelegen.

Interessiert probierte der Ältere eine der Bratkartoffeln:,,Das schmeckt. Gut gewürzt."
Lächelnd gab Lukas zurück:,,Danke."

Während Tim das Essen zu Ende zubereitete und Lukas eine Kanne Tee aufsetzte, unterhielten die beiden Männer sich über dies und das; Timis Tour, Lukas' Release, die Band, Tims Sohn, seine Tiere, Filme und Serien.

Schließlich saßen sie zusammen an Lukas Essenstisch, der eigentlich viel zu groß für ihn war. Er bat Platz für acht Personen. Ein kleiner Tisch hätte definitiv gereicht, aber das hätte dem Flair seiner Wohnung geschadet.
Trotzdem fühlte er sich oft allein, wenn er als einziger da saß, darum nahm er seine Mahlzeiten meistens auf der Couch oder dem Balkon ein.

,,Ich bin aber nicht ungelegen gekommen?“, platzte es aus Tim heraus, der sich schon von Anfang an sehr unwohl gefühlt hatte, einfach so bei Lukas aufzukreuzen.

Zur Antwort schüttelte der andere lächelnd den Kopf:,, Nein, ich freu mich über Gesellschaft. Hatte eh nichts zu tun.“

Immer noch unsicher gab Tim ein ,,Okay“ zurück.

Die beiden betrachteten sich für einen Augenblick, bevor sie weiter aßen.

Stille legte sich über die Wohnung und Schatten über die letzten Sonnenstrahlen, die vom Horizont verschlungen wurden.

Ihr Schweigen war angenehm. Die Art von Schweigen, die man nur mit den vertrautesten Menschen hatte.

Später lagen sie auf der ausgezogenen Couch und sahen sich Rick and Morty an. Folge um Folge lief über den Flatscreen, doch keiner der beiden schenkte den Weltraumabenteuern sonderlich viel Beachtung.
Während Lukas nachdenklich in die Ferne sah, rückte Timi irgendwann näher, um seinen Kopf auf der Schulter des Größeren abzulegen, als er merkte, dass es ihm nicht mehr gelang die Augen offen zu halten.

Schließlich schlief er ein. Lukas folgte ihm einige Minuten später.

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