Kapitel 7

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Mum und ich waren mit Oma Mary im Kino, da sie uns erzählte, dass sie schon ewig nicht mehr im Kino gewesen war. Wir schauten den Film Ein ganzes halbes Jahr, der gerade neu im Kino lief. Ich hatte auch das Buch gelesen und liebte es. Meistens war das Buch ja besser als der Film - finde ich zumindest - aber ich wollte mir den Film trotzdem anschauen.

Ich konnte sehen wie Mum und Oma weinten, der Film war auch echt traurig. Ich konnte allerdings aus irgendeinem Grund bei Filmen nicht weinen. Das war schon immer so. Ich weinte allgemein nicht viel, da ich immer Kopfschmerzen bekomme, das ist es mir nicht Wert. Außerdem macht weinen nichts besser.

Neben mir ertönte ein lauter Schluchzer, der mich wieder aus meinen Gedanken riss. ,,Mum, es ist nur ein Film.'' , stellte ich lachend klar.

,,Ja, aber er ist so traurig.'' Sie klang als würde sie nie wieder aufhören zu weinen, deswegen beschloss ich ihr einen Witz zu erzählen. ,,Mum? Was macht ein Steak unter'm Sofa?'' Sie schaute mich aber nur mit einem verstörten Blick an. ,,Sich versteaken.'', löste ich meinen Witz auf und fing sofort an unkontrolliert über meinen eigenen Witz zu lachen, sodass sich ein paar der Kinobesucher zu uns umdrehten und mich böse anschauten. Okay, war wohl doch nicht so witzig.

Nach weiteren Minuten voller Schluchzer und Tränen meiner Mum war der Film zuende und wir machten uns auf den Weg zu unserem Auto.

,,Kann ich fahren?'' Fragte ich hoffnungvoll. Ich hatte zwar schon meinen Führerschein, aber meine Mum wollte nicht, dass ich fahre. Sie hatte mal eine Freundin an einem Autounfall verloren und war daher übervorsichtig, wenn es ums Autofahren ging.

,,Nein, du weißt warum.'' , kam es von ihr in einem harschen Ton. Ich konnte verstehen, dass sie bedenken hatte, aber sie könnte es mir ja nicht für immer verbieten. Spätetstens wenn ich mir ein eigenes Auto leisten konnte, würde ich sowieso fahren.

,,Ach lass sie doch. Wozu hat sie denn einen Führerschein gemacht, wenn sie nicht fahren darf ?'' , mischte sich Oma Mary ein. Mum warf ihr allerdings nur einen undefinierbaren Blick zu und setzte sich auf den Fahrersitz. Augenrollend ließ ich mich daraufhin hinten auf den Sitz fallen. Dad hätte mir erlaubt zu fahren. Ich bin schon oft mit ihm zusammen Auto gefahren, er hat damit kein Problem. Er kann Mum allerdings verstehen.

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,,Ich kann es kaum erwarten dich morgen endlich zu sehen!'' Schrie Nadine aufgeregt ins Telefon. Morgen würde sie endlich nach Cleveland kommen. Sie würde die ganzen Sommerferien bleiben, die noch fünf Wochen gingen und wir hatten viel vor.

,,Ich auch nicht! Wir müssen auf jeden Fall in diesen Freizeit Park gehen, von dem ich dir erzählt habe! Es fährt sogar ein Bus von hier direkt dorthin.''

,,Oh mein Gott ja! Leider muss ja mein Cousin mit..'' Sie schien ihren Cousin nicht wirklich sehr zu mögen.

,,Was ist denn so schlimm an ihm ?''

,,Er ist so ein typischer Badboy weißt du? Viele Mädchen scheinen ja darauf zu stehen, er hat nämlich jedes Wochenende eine neue im Bett. Außerdem raucht und trinkt er mehr als Charlie Sheen,'' , beschrieb sie ihren Cousin.

,,Urgh, ich hatte gehofft er ist wenigstens ansatzweise in Ordnung.''

,,'In Ordnung' ist jetzt nicht unbedingt eine angemessene Beschreibung für ihn.'' Ich hörte, wie sie von ihrer Mutter gerufen wurde. Sie entschuldigte sich kurz und schaltete auf Stumm. Das tat sie immer, wenn sie mit ihrer Familie redete.
Nach ungefähr drei Minuten ertönte ein Rascheln und danach wieder ihre Stimme. ,,Hey ich muss auflegen, sorry. Meine Mum will, dass ich packe.''

,,Okay kein Problem, bis morgen!'' , verabschiedete ich mich.

,,Bis morgen!''

Nachdem sie aulegte, fiel mir auf, dass mein Zimmer aussah wie Scheiße. Also wie immer eigentlich. Nadine kannte das zwar schon aus unzähligen Skype Telefonaten aber ich wollte trotzdem, dass mein Zimmer morgen wenigstens einigermaßen akzeptabel aussah, eventuell kommt sie ja doch mal zu mir. Deshalb entschied ich mich dazu mein Zimmer aufzuräumen. Zuerst wechselte ich jedoch von meiner blauen Jeans mit weißer Bluse zu einer grauen Jogginghose und einem schwarzen Top. Außerdem band ich meine Haare zu einem hohen Zopf zusammen, damit sie mir nicht im Weg sind.

Meine Bücher, die ich nach dem Lesen achtlos auf den Boden geworfen hatte, sortierte ich nun wieder sorgfältig in mein großes Bücherregal aus Holz, welches gegenüber von meinem Bett stand. Mein Schreibtisch war noch übersäht von irgendwelchen Arbeitsblättern aus der Schule, also nahm ich sie alle und heftete sie sorgfältig in meine Mappen ein. - Nicht. Ich stopfte einfach alles in den Müll. Jetzt blieb nur noch meine Wäsche, die ich einfach in meinen großen Wäschekorb warf.

Zufrieden mit meinem Zimmer schlenderte ich ins Bad um mich abzuschminken, meine Zähne zu putzen und unter die Dusche zu steigen.
Danach trocknete ich mich ab, zog mir meinen Pyjama an und legte mich in mein Bett. Schlafen konnte ich aber nicht. Ich war viel zu aufgeregt. Deshalb entschied ich mich dazu noch ein paar Folgen Supernatural zu schauen.

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,,Elli, aufwachen!'' , schrie mich eine weibliche Stimme an.

,,Noch fünf Minuten okay?''

,,Elvina Katherine Marin! Es ist 11:00 Uhr, solltest du nicht zu deiner Freundin, die ihre Ferien hier verbringt?'' Ich konnte die Stimme meiner Mutter zuordnen.

Sofort riss ich die Augen auf. Stimmt ja!

Ich stolperte aus dem Bett und legte mich direkt wieder hin. Okay, das war wohl etwas zu schnell für mich. Ich wagte einen zweiten Versuch, diesmal etwas langsamer und nahm mir mein Handy in die Hand. Nadine schrieb, dass sie schon da wäre, da sie schon um 6:00 Uhr losgefahren war.

Sofort fragte ich nach der Adresse ihres Cousins und erhielt auch keine fünf Minuten später eine Antwort. Seine Wohnung war zu Fuß ungefähr eine halbe Stunde entfernt, ein Fahrrad besaß ich nicht, da ich der Meinung war zu cool dafür zu sein und weil ich innerlich hoffte mir irgendwann ein Auto leisten zu können.

Ich zog mir schnell mein Beatles T-Shirt und eine Schwarze Hose mit Löchern an den Knien an, putzte meine Zähne, schminkte mich dezent mit Maskara, Concealer und einem Lipbalm und ging die Treppe runter. Dabei band ich mir meine Haare in einen unordentlichen Dutt zusammen.

Unten zog ich mir meine schwarzen Vans und eine Jeansjacke an und holte mir einen Apfel für den Weg aus der Küche. ,,Ich bin dann mal weg!'' , rief ich an Mum gewandt, die irgendwo im Haus sein musste. Ohne auf ihre Antwort zu warten verließ ich das Haus.

Ich schaute kurz auf meine Handyuhr und stellte fest, dass es erst 11:20 Uhr war. Ich hatte also nur knapp zwanzig Minuten gebraucht um mich fertig zu machen. Warum klappte das nie, als ich noch zur Schule ging?

Nadines Cousin wohnte in einem Wohnungsblock, der aussah wie ein typischer Wohnort für Studenten, ich klingelte bei 'Carter'. So hieß auch Nadine mit Nachnamen also musste das wohl die Wohnung ihres Cousins sein.

Es ertönte das bekannte summen, das mir sagte, dass die Tür nun auf war und ich stürmte ins Treppenhaus. Wobei ich fast eine kleine Oma mit Krückstock umrannte. Oben angekommen stoppte ich an der Tür, mit der Nummer, die auch unten an der Klingel stand und klopfte.

Keine zwei sekunden später wurde diese Tür schwungvoll geöffnet und ein mir bekanntes Gesicht kam mir entgegen.

SuperficialWhere stories live. Discover now