day one: his reasons to die

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Finn's Sicht:

Gerüche. Gerüche, die ich nicht kannte. Jemand kochte. Das war zu erkennen. Moment, wo bin ich überhaupt. Dieses Bett. Es ist weich und warm. Mit einem Mal schreckte ich hoch. Ein kleiner Raum, die Tür stand offen.

Jetzt fiel mir wieder alles ein. Der Selbstmordversuch, Andre und seine Liste. Ob er sie schon geschrieben hatte? Erst jetzt wurde ich misstrauisch. Woher wusste ich, dass er keinen komischen Fetisch hatte? Dass er mir wirklich helfen wollte? Das alles wusste ich nicht, trotzdem vertraute ich ihm.

Es war schon morgen, warum hatte ich durchgeschlafen? Wo blieben die Albträume? Warum ging es meinem Puls immer noch gut? Oh Mann, warum passiert das nur. Ich könnte jetzt längst tot sein, warum bin ich nur auf ihn eingegangen? Warum -?

,,Guten Morgen, Finn. Ich hab Frühstück gemacht." Andre stand in der Tür. ,,Und wenn du nicht aufstehst muss ich dich tragen." Ich überlegte, streckte dann aber meine aus dem Bett und taumelte ihm hinterher. Ich bin noch nie ein Morgenmensch gewesen, deshalb gähnte ich auch jetzt um zehn nach elf noch.

Der Ältere führte mich an einen "Tisch" (was eher aus einer Küchenarbeitsplatte bestand, die mit zwei unterschiedlichen Stühlen bestückt war, bestand), auf dem zwei Brötchen, vegane Butter und Saft standen. Oh, und Tee. Das war vermutlich dieser verbrannte Kochgeruch. The question of life ist jetzt natürlich: Wer zur Hölle lässt Tee anbrennen?! Halt die Klappe, er ist süß und hat sich Mühe gegeben!

Ich setzte mich und wir verspeisten beinahe schweigend unser Frühstück. Nebenbei erzählte er, dass er vegan lebte. Okay, dass erklärte wohl auch die vegane Butter. Nachdem wir fertig gegessen hatten, führte er mich zu seinem Sofa und wir ließen uns darauf nieder.

,,Ich hab 'ne Liste gemacht.", meinte er. ,,Wow, so viel Mühe für einen suizidgefährdeten Jugendlichen. Danke." ,,Was ist mit deiner Familie?",,Kann mich nicht an sie erinnern. Erster Punkt?" Ich lenkte eindeutig vom Thema ab. Doch Familie war mein wunder Punkt, das verstand hoffentlich. Tatsächlich, er las tatsächlich einen kurzen Satz vor: Warum wolltest du dich umbringen?

Ich schluckte. Davor hatte ich Angst gehabt. ,,Das ist eine lange Geschichte.", wehrte ich ab. ,,Erzähl sie mir." Mir wurde klar, dass er nicht locker lassen würde, also begann ich:

Also, als ich in der achten Klasse war, sind meine Eltern bei einem Autounfall gestorben. Deshalb musste ich zu meiner Tante ziehen. Und diese Frau hat mich GEHASST. Noch im selben Jahr haben meine "besten Freunde" angefangen, mich wegen meiner Homosexualität zu mobben. Ich saß immer allein, alle haben sich von mir abgewendet. Selbst die Lehrer haben mich gehasst, auch wenn sie es nie zu gegeben hätten. Von meiner älteren Schwester habe ich auch seit Jahren nichts gehört und ich habe mich zwei Jahre lang selbst verletzt. Ich lebe seit ich meinen Schulabschluss habe auf Straße, ich konnte das alles nicht mehr. Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft waren einfach zu viel für mich.

Andre schwieg. ,,Finn, ich-" Er unterbrach sich selbst, stattdessen umarmte er mich einfach. Es war schön. Sein Herz zu spüren und seine Wärme, die mich umgab. Er roch nach Zigaretten und Zimt. ,,Du musst jetzt nichts sagen. Ich will gar nichts mehr davon wissen.", meinte ich. Andre widersprach mir, doch ich konnte ihn letztendlich doch überzeugen.

Andre's Sicht

Er ist schwul! Oh mein Gott, er ist schwul. Ach Andre, du kennst ihn erst seit einem Tag. Na und? Ich mag ihn halt. Sogar sehr. Hör jetzt auf!

Ach, ich liebe diese innere Stimme. ,,Andre?" Finn zieht mich zurück in die Gegenwart. ,,Ja, was ist?" ,,Ich wollte nur sagen, dass du einfach mega nett bist. Schließlich kümmerst du dich um mich, obwohl du mich erst einen Tag kennst." ,,Finn. Ich weiß wie es ist alleine zu sein. Wenn man dieses Loch in sich hat. Und das tut weh. Deshalb musste ich dir helfen."

>seven days< Andre Teilzeit FFWhere stories live. Discover now