Kapitel 1

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Aaliyah's Sicht

"Guten Morgen, Liebling.", ertönt die Stimme meines Vaters, der wie jeden Morgen nach seiner Nachtschicht an mein Bett kommt um mich für die Schule zu wecken.

"Morgen.", murmle ich seufzend und lächle verschlafen.

"Wie hast du geschlafen? Hattest du einen Alptraum?", fragt er und seine braunen Augen funkeln.

"Ich hatte schon bessere Nächte, aber nein, ich hatte keinen Alptraum. Wie war die Schicht?", erwidere ich.

"Es gab Komplikationen bei einer Operation, aber sonst lief alles gut. Du kommst doch heute nach der Schule, oder?", "Ja, wenn ich nicht sterbe.", sage ich lachend und mein Dad verlässt nur Kopfschüttelnd mein Zimmer.

Ich schleife mich aus dem Bett und komme irgendwie im Bad an, wo ich mir Wasser ins Gesicht klatsche, Zähne putze und meine Haare zusammenbinde.

"Morgen, Liebling.", höre ich die Stimme meines Bruders, welcher nur in Boxern an meinem Bad vorbei in seins läuft.

"Morgen.", seufze ich und begebe mich zurück in mein Zimmer, wo ich schnell in eine zerrissene Jeans und einen Calvin Klein Pullover schlüpfe.

Ich habe Angst vor diesem Tag, denn noch nie war ich ein Fan von ersten Schultagen, vor allem nicht, nachdem ich ein Jahr in die Klapse musste. Zu meinem Glück denkt jeder, dass ich in England war, also können sie nicht unnötig über mich reden.

In meinen Stan Smiths und einem Trenchcoat in der Hand laufe ich runter und erblicke bereits die kleine Gestalt meiner Granny.

"Einen wunderbaren guten Morgen, mein kleiner Engel.", trällert die alte Dame, die für mich wie eine Mutter ist, scheint total ausgelassen und durch ihre glückliche Stimmung bekomme auch ich eine einigermaßen gute Laune.

"Guten Morgen, Granny. Du hast dich Mal wieder selbst übertroffen.", sage ich lächelnd und greife nach einem Pancake.

"Ich bin schon am Backen von den Cupcakes für die Kinder. Damit du es nach der Schule nicht machen muss.", "Du bist perfekt. Ich liebe dich, Granny.Danke.", seufze ich und umarme sie fest.

"Hast du's Snow? Wir müssen los.", ertönt die Stimme meines Bruders und während ich die Augen verdrehe nicke ich und folge ihm aus der Tür.

****

"Und wenn du was brauchst, kommst du einfach zu mir, okay?", fragt mein Bruder mich, während seine braunen Augen strahlen und er sich durch die Haare fährt.

Heute ist unser letzter, erster Schultag und ich kann kaum in Worte fassen, wie genervt ich bin. Es ist nicht so, dass ich die Schule nicht mag, nein, es ist eher die Atmosphäre die mich stört.

Ich nicke nur, bevor ich nach meinem Rucksack greife und aus dem Audi meines Bruders steige.

"Und hey, Snow", ertönt seine Stimme als auch er den Wagen verlässt, "Bald hast du es geschafft. Ich liebe dich.", sagt Mike, während er auf mich zukommt. "Bis dann.", murmle ich nur, denn ich warte nur darauf, dass die sich Mike's bester Freund in unsere Nähe begibt, sodass ich gehen kann.

Es soll nicht falsch rüber kommen, mein Bruder ist ein Teil von mir, jedoch nur wenn wir Zuhause sind. In der Schule scheinen wir beide außer unserem Nachnamen nichts gemeinsam zu haben. Während ich in mehreren Leistungskursen mit Bravour bestehe, versucht Mike einfach nur nicht durchzurasseln. Er ist einfach so anders als meine anderen Brüder. Chuck studiert Medizin an der Harvard und Nate ist gerade mit seinem Studium fertig geworden und arbeitet nun bei meinem Vater als plastischer Chirurg. Auch ich möchte dasselbe tun wie mein Vater, weswegen ich umso härter arbeite und mich anstrenge. Alle behaupten immer, dass die High School Zeit, die schönste ist, doch bei mir entspricht das nicht der Wahrheit. Ich habe keine Freunde und während Mike Quarterback im Football Team ist und von jedem begehrt und gefürchtet wird, bin ich lieber in der Bibliothek und lese. Es war schon immer so und ich glaube nicht, dass sich das in meinem letzten Jahr ändern wird. Wenn man schüchtern und unerfahren ist wie ich es bin, dann wird man wahrscheinlich auch nicht die beliebteste Person an der Schule, aber lieber bin ich die Ruhige, die niemand kennt, als die Hure die sich jedem Jungen an den Hals wirft.

Die Lehrer scheinen auch dieses Jahre gnadenlos und knallhart ihren Unterricht durchzuziehen, bis auf diesen einen Lehrer, den ich seit Jahren wie eine Bruderfigur sehe.

Eric Campbell ist wahrscheinlich einer der wenigen Menschen mit einer reinen Seele und einem Herz aus Gold, und auch einer der wenigen, die den Beruf als Lehrer wirklich leidenschaftlich ausüben.

Ich beobachte total fasziniert wie er das Zitat von Goethe an die Tafel schreibt und dabei so viel positive Energie ausstrahlt, dass ich beinahe wieder sauer werde, weil er so glücklich ist.

Mein Blick gleitet zu dem kleinen Heft, das er in seinen Händen hält als wäre es ein Schatz.

"Was fällt euch zu Goethe ein, meine Freunde? Ich weiß, dass es der erste Schultag ist, aber Literatur kennt keine Grenze, denn sie ist die Schrift der Ewigkeit. Also, wacht auf und jeder der mir jetzt einen Fakt über den berühmten Schriftsteller nennt, bekommt einen Kaffee von mir.", sagt er in die Runde und setzt sich auf die Kante seines Tisches und gerade als vier bis fünf Hände in die Höhe gehen, klopft es an der Tür.

Die wunderschöne Sekretärin Mrs Hounsfield betritt das Zimmer und hinter ihr ein in komplett schwarz gekleideter Junge.

Sofort senke ich meinen Blick, allein, weil ich merke wie er seinen Blick über die Leute fliegen lässt. Ich habe schon seit meiner Kindheit Probleme mit sozialen Kontakten und das männliche Geschlecht ist da nochmal ein anderes Level, das mir einfach viel zu gefährlich ist.

Eines Tages werde ich bestimmt heiraten und Kinder bekommen, aber im Moment möchte ich einfach nur die High School abschließen.

"Guten Morgen, meine Lieben. Das ist euer neuer Mitschüler. Sein Name ist Wolf Aurelius Marriott und er ist vor einem Monat mit seinen Eltern nach Cambridge gezogen. Willst du deinen Klassenkameraden etwas über dich selbst erzählen, Wolf?", fragt die Blondine mit den strahlend blauen Augen den Jungen in schwarz.

"Wer was wissen will, kann mich fragen.", sagt er und wie aus dem Nichts haben wir Augenkontakt, der mich erschaudern lässt.

"Ich beiße nicht."

Grüne Augen bohren sich tief in meine und es ist, als würde mir jemand die Kehle zuschnüren. Mein Mund wird ganz trocken und da ist dieses komische Gefühl in der Luft, dass mich ganz nervös und unruhig macht. Angespannt lasse ich meinen Blick über das Gesicht des Jungen gleiten und es ist, als würde ich ein Kunstwerk betrachten.

Markante Gesichtszüge zu kantigen Wangen- und Kieferknochen, wobei die Lippen voll und die Nase gerade ist.

Wie ein Puzzle hat sich sein Gesicht zu einem Traum zusammengesetzt und je länger ich ihn betrachte, desto surrealer scheint er.

Mein Herz hämmert gegen meinen Brustkorb, was mich zum Nachdenken anregt, denn noch nie ist mir sowas auch nur in irgendeiner Art und Weise passiert.

Als ich jedoch spüre wie auch die anderen Leute beginnen ihre Augen auf mich zu richten, löse ich mich aus den Fesseln dieser grünen Kristalle und starre wie eine Gestörte in mein Buch.

Immer noch scheint sich mein Puls nicht beruhigt zu haben; rauscht so laut in meinem Ohr, dass ich langsam aber sicher Kopfschmerzen bekomme.

"Herzlich Willkommen, Wolf. Ich bin Dr. Campbell, dein Literatur- und Geschichtslehrer.", "Freut mich.", erwidert er nur und der tiefe Bass seiner Stimme vibriert in meiner Brust.

"Setz dich doch und währenddessen kannst du dir ja schon Mal überlegen, was du zu Johann Wolfang von Goethe weißt.", lächelt Dr. Campbell, während der Junge in Schwarz sich auf den Platz in der ersten Reihe setzt.

Diese komische Luft verschwindet einfach nicht und das Verlangen aus dem Klassenzimmer zu stürmen wird bald Überhand gewinnen.

Krampfhaft versuche ich nicht aufzugucken, doch es fällt mir so schwer, denn diese grünen Kristalle scheinen sich durch meinen Körper zu bohren und mich langsam aber sicher von innen heraus zu fressen.

Ich hoffe einfach nur, dass das eine einmalige Reaktion ist, denn wenn ich jedes Mal eine halbe Panikattacke bei seinem Anblick bekomme, werde ich die Schule wechseln müssen.

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Hallo, also das ist meine neue Geschichte, welche parallel auf Instagram auch gepostet wird. Ich hoffe sie gefällt euch und ich würde mich über Rückmeldung freuen!
Danke für alles!
All the love. S

MY BADBOYDonde viven las historias. Descúbrelo ahora