Kapitel 3

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Kapitel 3

Gelassen schritt mein Brauner am langen Zügel durch den Sand des Reitplatzes. Einige Hindernisse standen hier herum und wirkten ein wenig verlassen, denn die beiden einzigen Reiter auf dem Platz schenkten ihnen keine Beachtung. Nur soweit, dass sich niemand das Knie an einem der Pfosten anstieß.

Evas Schimmelchen lief neben Casi her, beäugte ab und an die "Trainingslandschaft" um uns herum. Entsprechend der Zahl der Schüler und Pferde gab es natürlich mehr als einen Außenplatz und auch mehr als eine Reithalle. Zusätzlich noch ein paar Longierplätze und zuguterletzt die Führanlage die leise vor auch hin ratterte.
Die beiden Pferde verstanden sich immer besser je öfter wir zusammen trainierten. Und da Luke nun weniger Zeit hatte und Flo beim Springen immer Chaos verursachte, war Eva zu meiner Lieblingstrainingspartnerin in diesem Gebiet geworden. Auch weil sie und Cas ein deutlich eingespielteres Team im Parcours waren. Castello gab sich immer wirklich Mühe, genauso wie ich mich auch anstrengte, doch zuweilen gab es noch Uneinigkeiten, ob der Sprung nun passte oder ob nicht noch ein Galoppsprung mehr hätte zwischen die Sprünge hätte passen können. Wir hatten uns schon verbessert und ich musste zugeben, dass mein Wallach ein recht gutes Gespür für seine eigenen Fähigkeiten besaß. Ich musste nur noch genau verstehen, wann ich ihm seinen Willen geben sollte und wann er meine Hilfe brauchte. 

In einem entspannten Galopp ritt ich an der langen Seite herunter und visierte einen Sprung auf dem dritten Hufschlag der gegenüberliegenden Seite an. Ein netter kleiner Steil zum Einspringen. Wir hatten bereits ein wenig über Stangen und einem Kreuzchen gearbeitet, jetzt ging es an die "richtigen" Sprünge mit ein wenig mehr Anspruch. 

Mit einer halben Parade holte ich mir Casis Aufmerksamkeit. Er spielte mit den Ohren nach hinten und lauschte auf meine Hilfen. An der kurzen Seite wandte ich ihn ab und gab ihm zu verstehen, was ich von ihm wollte. Seine Ohren spitzten sich als er die blau-weiß-gestreiften Stangen vor uns sah. Ich merkte deutlich, dass ich ein wenig dagegen halten sollte, sonst würde mir mein springwütiges Pferdchen vermutlich einfach in einem riesen Satz über den Sprung stürmen - oder hindurch. Also saß ich ein, fasste ein wenig die Zügel nach. Meine Atmung ging ruhig, ich spürte jeden Galoppsprung als wäre es mein Herzschlag. Einige wenige Sprünge vor dem Hindernis ließ ich ihm dann Platz. Eins, Zwei - und mein Brauner setzte über den A-Steil als wäre es nichts. 

Hinter dem Sprung hatte ich kurz Mühe seinen Galopp wieder ruhiger zu bekommen, dann steuerte ich den nächsten Sprung an. 

"Ihr werdet definitiv besser. Auch der Schritt, den ihr über den Sommer gemacht habt, war sehr gut. Nächstes Mal springst du mit uns L-Höhe. Das packt ihr ganz locker.", zog Eva ein zufriedenes Fazit und schenkte mir eines ihrer niedlichen, etwas schüchternen Lächeln. Dabei zeichneten sich kleine Grübchen auf ihrer hellen Haut ab, die wohl bei zu viel Sonne nur zu schnell verbrannte. Ich war froh, dass ich dieses Problem, trotz Blondchendaseins, nicht hatte. 

"Wie du meinst. Ich denke auch, das wir das schaffen. Casi hat jedenfalls unglaublich Spaß am Springen. Fast noch mehr als früher seitdem wir eingespielter sind." Ich klopfte ihm den kräftigen Hals und ließ ihn dann am langen Zügel vom Platz gehen. Eva und Cas folgten uns, dann setzten sie sich wieder neben uns. 

"Ich glaube fast, nächstes Jahr musst du mich nach Föhr mitnehmen. Das muss ja wie Trainingslager sein da." Sie lachte, hell und glockenklar. 

"Trainingslager und besser. Ich durfte schließlich auch mal das ein oder andere Privatpferd der Besitzer reiten - und diese Pferde sind wirklich purer Zucker." Da geriet ich wieder ins Schwärmen. Als ich zwei Wochen mein Können unter Beweis gestellt hatte, hatte mich Lissas Vater auf sein Dressurpferd Rivergold gesetzt. Der fuchsfarbene Wallach war ein Traum von einem Dressurpferd und hatte mich auf die Probe gestellt. Doch schließlich hatte er mich als Reiter akzeptiert und war gerade so durch die Bahn geschwebt. Lissa hatte davon sogar noch ein Video gemacht und ich liebte sie unglaublich dafür. Es sah einfach unglaublich aus, ohne dass ich mich selbst wirklich loben wollte. 

Spanisches Temperament und andere ProblemeWhere stories live. Discover now