Kapitel 6

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Nialls Kollegen tauschten einen angespannten Blick. „Die Frage lautet wohl eher: Was habt IHR mit UNS vor?", meldete sich Liam schließlich zu Wort; sein Blick huschte zwischen Niall und mir hin und her.

Ich überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass er eigentlich Recht hatte. Im Prinzip hielten wir die Fäden in der Hand. „Ihr habt eine Menge mitbekommen. Wir können euch nicht einfach so laufen lassen."

Im Innenspiegel sah ich, wie sich Nialls Augen entsetzt weiteten. „Zayn!" Der Schock in seiner Stimme sprach Bände. „Ich schwöre dir, wenn du den beiden irgendetwas antun willst, ..."

„ ... verarbeitest du ihn zu zayn'schen Hackschnitzeln und verheizt ihn im Feuer im Hauptquartier", vollendete Louis, der offenbar seinen Witz nie komplett verlor, vergnügt seinen Satz.

Niall hatte eben den Mund geöffnet, um ihm sonst was an den Kopf zu knallen, doch Harry kam ihm zuvor. „Du hältst dich wohl auch für besonders lustig, was?"

Louis nickte kurz. „Jep."

„Wieso gehörst du dann einer skrupellosen Verbrecherbande an?"

„Ich gehöre einer Gang an."

„Eine Gang IST eine skrupellose Verbrecherbande."

„Dann ist das für dich also ein und das Selbe?"

Oha. In Louis' Stimme schwang dieser bedrohliche Unterton mit, der eine wütende Explosion vorhersagte – Styles sollte langsam aufhören mit seinen Provokationen.

„Meistens, ja."

„Soll ich dir mal was sagen, du beschränkter Polizistenfuzzi?", fauchte Louis, der sich so dermaßen am Lenkrad festklammerte, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. „Ihr Polizisten seid im Prinzip auch eine Gang, die ziemlich oft blutrünstiger, rachsüchtiger und skrupelloser ist als alle existierenden Gangs dieser Stadt miteinander. Von den Mitgliedern unserer jetzt gerade bestehenden Gang hat kein einziger irgendwann irgendjemanden ermordet. Nie. Nur weil es einmal zwei Mitglieder gegeben hat, die ihren Finger am Abzug nicht kontrollieren konnten, heißt das noch lange nicht, dass man alle zusammen in einen Topf stecken kann." Schnell sog er eine Ladung Sauerstoff in seine Lungen, um weitersprechen zu können. „Mach in meiner Gegenwart nochmal so eine Bemerkung, dann verfrachte ich dich in den Kofferraum und lasse dich da für den Rest des Tages schmoren."

Beeindruckt starrten wir ihn an. Wie war das mit dem Atemvolumen kleiner Menschen? Tja, Louis hatte hiermit all meine Vorurteile aus dem Wege geschafft.

Er grinste breit über unsere Gesichter und deutete mit dem Mittelfinger (mit welchem auch sonst?) in Richtung Cafe, an dem wir eben vorbeigebraust waren. „Will jemand Kaffee?"

„Ja klar, was denn sonst?", meldete sich ein stinkwütender Harry wieder zu Wort. „Den kippe ich dann dir auf die Hose."

Niall schnappte sich Louis' Arm und hielt ihn fest, bevor er mit diesem nach dem hinter ihm sitzenden Harry ausholen konnte. „Leute, es reicht!"

Anklagend warf Harry die Arme in die Luft, womit er Liam beinahe einen Kinnhaken versetzt hätte. „Wie kannst du nur mit Leuten wie dem da gemeinsame Sache machen? Wieso kommst du nicht einfach zurück? Niemand würde dich wegstoßen!"

Nun hielt ich es doch nicht mehr aus. „Weil sein Vater ein weltfremdes Arschloch ist", fauchte ich ihn aus zusammengebissenen Zähnen über Liams Kopf hinweg an. „Ihm geht es doch nur um sein Image, und dass sein Team auf dem hohen Sockel bleibt. Sein Sohn ist ihm völlig egal!"

„Sein Dad sitzt seit Monaten den ganzen Tag vor dem Telefon, schläft fast nicht, und wartet die ganze Zeit auf einen Anruf", gab Harry ebenso eisig zurück. „Als ob ein knallharter Gang-Leader wie du Gefühle hat. Als ob du Niall wirklich ... "

Unwillkürlich zuckte ich zusammen und unterbrach ihn, bevor er seinen Satz vollenden konnte. „Lass Niall aus dem Spiel. Ich liebe ihn und werde ihn auf keinen Fall von seinem Vater fertigmachen lassen. Und wenn du jetzt nicht SOFORT mit deinem provokanten Geschwätz aufhörst, liegt ihr beide gleich im Straßengraben, und zwar mit einer Leuchtfackel, damit euch Adam und seine Leute auch gewiss finden."

Daraufhin presste er die Lippen aufeinander und sah in eisigem Schweigen aus dem Fenster.

Mein Blut kochte förmlich, als ich daran dachte, was Harry hatte sagen wollen, wenn ich ihn nicht rechtzeitig unterbrochen hätte.

Als ob du Niall wirklich lieben würdest.

Obwohl diese Worte von einem meiner Feinde kamen, deren Meinung mich eigentlich einen Dreck zu interessieren hatte, versetzten sie mir einen Stich, der geradewegs ins Herz ging. Natürlich liebte ich Niall. Für ihn würde ich mich vor eine Kugel werfen. Nie wieder wollte ich einen Gedanken daran verschwenden müssen, wie es wohl ohne ihn wäre. Die Bilder, wie ich seinen leblosen Körper in den Armen gehalten hatte, spukten noch immer verdammt gegenwärtig in meinem Kopf, in meinem blöden Gehirn, das einfach nichts vergessen wollte.

Wie von selbst ballten sich meine Fäuste, mit denen ich Harry am liebsten eine reingesemmelt hätte. Wie konnte er nur so etwas behaupten? Ich machte mir selbst doch nichts vor!

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Niall mich durch den Rückspiegel mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht beobachtete. Seine schönen blauen Augen, das blonde Haar, sein herzliches Lachen ... ich liebte doch einfach alles an ihm.

Wie zum Teufel hatte Harry mich dazu gebracht, das auch nur ansatzweise anzuzweifeln?

„Wo fahren wir eigentlich hin?", meldete sich Liam neben mir zu Wort, der nervös mit den Ärmeln seines Shirts spielte.

Louis warf mir einen fragenden Blick zu. „Tja, Boss. Wohin?"

Wenn ich das wüsste.

Hilflos starrte ich aus dem Fenster, doch außer Bäumen und Pflanzen schien es keine Zivilisation zu geben. „Weg von der Stadt. Adam hat dort anscheinend überall seine Hintermänner. Suchen wir uns irgendein Hotel, wo wir einigermaßen anonym unterkommen können. Und benutzt zum Zahlen ja keine Karten. Diese Trottel können uns sonst überall aufspüren." Einigermaßen zufrieden mit dieser halbwegs sicher klingenden Anordnung lehnte ich mich zurück, bis ich bemerkte, dass Liam und Harry mich beide anstarrten.

„Und wir?", wollte Liam etwas dümmlich wissen, während Harry sich anscheinend den Mund nicht mehr aufzumachen traute.

„Ihr kommt mit", antwortete ich kurz angebunden. „Fluchtversuche sind zwecklos. Wir haben Waffen bei uns."

„Die wir nicht einsetzen werden!", fügte Niall in scharfem Ton hinzu und bohrte seinen Blick in meinem fest. Dies war keine Bitte, sondern fast so etwas wie ein Befehl.

„Das liegt ganz an ihnen." Wenn ich noch weiter so auf Der-knallharte-Leader machte, würde Niall mich bald keines Blickes mehr würdigen. Ich würde mich bei ihm entschuldigen müssen, aber er konnte eben nicht erwarten, dass ich Polizisten mit offenen Armen empfing, auch wenn es sich um seine Freunde handelte.

„Z!" Mit dem Kinn wies er auf ein spärlich erleuchtetes Gebäude mit einem Vorhof auf der rechten Straßenseite, an dessen Einfahrt ein großen Schild stand mit der Aufschrift HOTEL plus irgendetwas, das man vor Schnörkelverzierungen nicht entziffern konnte. Oder vielleicht waren meine Augen von dem Schlag auf den Kopf noch geschädigt, das war gut möglich.

„Ein Versuch ist es wert", entschied ich kurzerhand. „Ein besseres Angebot werden wir so schnell nicht bekommen."

Louis nickte, während er meine Anweisung befolgte und den Wagen ohne zu blinken die Einfahrt hinunterzulenken.

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Ein Updateeee (diesmal wieder bei der richtigen Story) xD

Ich würd mich totaaal freuen, wenn ihr mir in die Kommis schreiben würdet, wie euch die Fortsetzung von "Forbidden" bis jetzt gefällt! :)) Und Votiiies freuen mich natürlich auch ungemein! <3

Revenge (Ziall)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora