Kapitel 19

429 52 17
                                    

ZAYN

„Okay. Zusammenfassung der letzten zwei Stunden." Im begrenzten Raum unseres Wagens klang meine Stimme gedämpft und merkwürdig kraftlos. Dabei kochte ich innerlich mehr als jedes verdammte Nudelwasser. „Adam möchte, erstens, unser Geld, und zweitens, die Unterlagen mit Standorten, Namen und Fällen der anderen Sondereinsatzkommandos." Fast hätte ich gelacht. Als wäre das nicht schon genug Problempotenzial gewesen für einen Tag.

Louis schien ähnliche Gedanken zu haben, denn er schüttelte mit einem ungläubigen Schnauben den Kopf. „Vergiss nicht das zweite Highlight. Die Horans, die unser neues Quartier stürmen und Niall mit sich schleppen."

Zähneknirschend starrte ich das Lenkrad an, bis Louis fragend die Augenbrauen hob. „Glaub mir, Z. Er ist nicht aus freien Stücken mit ihnen gegangen. Niemals."

Harry, der auf dem Rücksitz Platz genommen hatte und sich nach wie vor das mittlerweile blutdurchtränkte Taschentuch vor die Nase presste, regte sich kaum hörbar, um eine bequemere Position zu finden, in der er den Kopf in den Nacken legen konnte. „Das glaube ich auch nicht." Er hielt inne. „Also ... falls meine Meinung hier irgendetwas zur Sache tut."

„Tut sie nicht", zischte Louis als Antwort, ohne sich umzudrehen.

Ich verdrehte die Augen. Alle Versuche, Louis davon zu überzeugen, dass Liam aller Wahrscheinlichkeit nach ohne Harrys Wissen gehandelt hatte, waren bisher gescheitert. Louis' aufkeimende Sympathie für den jüngsten unserer Polizistenfreunde schien sich in bedauernswerte Stücke zerschlagen zu haben. Aber worauf hatten wir denn überhaupt gehofft? Dass wir im Team von Bobby Horan tatsächlich Freunde finden könnten? Freundschaft zwischen Mitgliedern einer Gang mit höchst krimineller Vorgeschichte und Auszubildenden eines polizeilichen Sonderkommandos? Das war doch kaum möglich.

Dann erinnerte ich mich daran, wie die Dinge zwischen Niall und mir verlaufen waren und verschob die vorigen Gedanken aus dem Vordergrund meiner geistigen Prozesse. Für solche ... umfassenden Überlegungen bezüglich des großen Ganzen war jetzt keine Zeit.

Einer Eingebung folgend löste ich endlich meinen starren Blick vom Lenkrad des Wagens und fuhr unvermittelt zu Harry herum. „Wie lauteten die Befehle von eurem Chef bezüglich Niall und mir?"

Harry löste die Hand von seiner Nase und starrte mich für einige Sekunden verwirrt an, bis er registrierte, dass ihm Blut aufs Shirt tropfte. Eilig hielt er das Tuch wieder an seinen ursprünglichen Platz. „Befehle?"

„B-E-F-E-H-L-E!" Louis' Faust kollidierte kraftvoll mit der Klappe des Handschuhfachs, dessen LED-Leuchte daraufhin prompt erlosch. „Soll ich dir die Bedeutung des Wortes googeln?"

Harry zuckte mit keiner Wimper. Mit all dem quer übers Gesicht verschmierten Blut wirkte er im fahlen Licht der eben aufgeflammten Straßenlampen geisterhaft. „Ich werde bei Bedarf auf das Angebot zurückkommen."

Ein eindringlicher Blick von mir hinderte Louis daran, sich auf das nächste Wortgefecht einzulassen, sodass er sich mit einem unwirschen Knurren begnügte. „Harry, euer gesamtes Team hat nach uns gesucht, vor allem nach Niall und mir. Wie lautete der Plan für den Fall, dass ihr einen von uns erwischt?"

Nachdenklich rieb Harry sich den Nacken. „Es gab kein genaues Protokoll dafür. In erster Linie ..." Er stockte, als müsste er seine nächsten Worte abwägen. „In erster Linie will er sich an dir rächen, glaube ich. Die Arbeit, vor allem in den letzten Wochen, hatte nicht mehr allzu viel mit Professionalität zu tun. Es war nur noch persönlich."

„Rächen?"

Harry schürzte die Lippen, bevor er fortfuhr. „Er macht dich dafür verantwortlich, seine Familie zerschlagen zu haben. Die Harmonie darin zerstört zu haben."

Revenge (Ziall)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora