Kapitel 1

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Ich biss mir auf die Lippe und sah die braunäugige Frau mir gegenüber an. Wir saßen in einem lichtdurchfluteten Raum welcher hauptsächlich in Gelb und Orangenen Tönen gehalten war, so auch der Sessel in welchem die bebrillte Frau saß und mich misstrauisch beäugte. Sie war schlank und groß, trotzdem trug sie schwarze hohe Schuhe und ein Kleid welches eng anlag und keinesfalls zu aufreizend wirkte, es wirkte wie die teure Kleidung einer Psychologin denn genau das war es. Ich beobachtete die Handbewegung der Frau wie sie irgendetwas notierte, mit Sicherheit erneute wilde Vermutungen die die tiefen meiner Psyche analysieren sollten. Ich schüttelte den Kopf etwas gelangweilt und schaute aus dem Fenster in den weitläufig angelegten Park welcher die gesamte psychiatrische Einrichtung umgab. Ein paar Leute saßen auf Bänken herum und unterhielten sich, eine alte Frau diskutierte wild mit einem Busch Rosen und ein Pfleger schob einen jungen Mann im Rollstuhl umher bis er anhielt und ihm von einem anderen Angestellten einen kleinen Pappbecher geben zulassen dessen Inhalt er in seinem Mund verschwinden ließ. Die Frau mir gegenüber räusperte sich sichtlich angesäuert und ich schaute gleichgültig hoch. "Kann ich dann also gehen?" Fragte ich, stand auf und hob meinen Rucksack direkt mit hoch. "Na na" tadelte sie mich und ich lies mich schnaufen zurückfallen. "Miss Wellington, ich weis sie sind hier nicht freiwillig aber dennoch würde ich es sehr begrüßen wenn sie wenigstens so tun würden als wäre es ihnen nicht lieber aus dem Fenster springen" sie setzte ein falsches Lächeln auf und sah dann noch einmal auf ihren Block. "Leider sind weiter hin keine Erfolge zu verzeichnen..." sie atmete aus als wäre sie enttäuscht "Sie müssen anfangen dies alles zu verarbeiten" bevor ich auch nur etwas sagen konnte fügte sie hinzu "Und sagen Sie mir nicht, dass dies schon geschehen wären!" Ich rollte die Augen und stand erneut auf "Na dann bis Freitag" murmelte ich genervt und ging so schnell es ging zur Tür bevor diese anstrengende Frau mich aufhalten konnte. Ich ging die große glänzende Mamortreppe nach unten und bog nach links um zum Ausgang zu gelangen doch meine Schritte wurden langsamer bis ich schließlich stehen blieb. Ich fuhr mir mit der Hand durch meine schulterlangen rote Haare und machte kehrt. Als ich nach rechts an der großen Treppe vorbei ging grüßte mich Rose, sie war in etwa so groß wie ich und etwas rundlich die schwarzen Locken fielen über ihre Schultern. Ihre Arme waren bunt tätowiert mit den verschiedensten Motiven welche trotzdessen harmonierten, sie passten perfekt zu dem Piercing in ihrer Nase und den gedehnten Ohrlöchern. Rose war der herzlichste Mensch nach meiner Mutter den ich kannte. "Und vom Boss zurück?" Fragte sie mit einem breiten grinsen und ich nickte nur "Sie ist so anstrengen...denkt noch
immer ich hätte etwas zu verarbeiten" ich lächelte sie an, und als hätte sie meine Gedanken gelesen sagte sie "Er ist auf der Terrasse" ich nickte ihr zu und lief weiter. Ich ging nicht auf die große Terrasse wo alle anderen Patienten sich aufhalten sondern auf eine kleine versteckte Ansammlung von Steinplatten hinter dem Haus zudem niemand aus Rose mir und ihm kam. Ich trat durch eine kleine versteckte Tür und lächelte warm als ich den Schatten der Räder seines Rollstuhls sehen konnte. Ich trat neben ihn und räusperte mich.

Tommy gunDonde viven las historias. Descúbrelo ahora