Kapitel 3

8 1 0
                                    

Als ich zuhause von meinem Rad stieg und die Tür aufschloss kam mir eine herrliche Duftwolke entgegen. Ich wusste sofort, dass meine Großmutter da war denn immer wenn sie kam begann sie zu backen. Ich schmiss meinen Rucksack achtlos in den Flur und schlüpfte aus meinen Schuhen. Ich ging grinsend in die Küche und sah meine Oma wie sie ein heißes Blech aus dem Ofen nahm. "Granny" sagte ich glücklich und als sie das Blech abgestellt hatte umarmte ich sie. "René wie schön...und wie wars?" Fragte sie etwas zögernd. Ich nickte nur und nahm mir einen noch viel zu heißen Keks von Blech. "Ich bin noch verabredet ja?" Sagte ich im rausgehen und hob meinen Rucksack auf. Ich biss in den Keks und verzog das Gesicht "verdammt!" Fluchte ich und hörte das leise kichern meiner Großmutter aus der Küche "Du wirst es wohl nie lernen hm?" Ich grinste und rollte mit den Augen. Dann ging ich die glänzende Holztreppe nach oben in mein Zimmer. Als ich die Tür öffnete und hineingetreten war sah ich mein viel zu ordentliches Zimmer, sie hatte wohl wieder aufgeräumt. Ich war nicht gerade ein sehr ordentlicher Mensch. Deshalb warf ich auch meine Tasche unachtsam auf meine Couch und schaltete dann den großen Computer auf meinem Schreibtisch an. Er begrüßte mich mit einem lauten Ton und ich öffnete YouTube, mit wenigen Klicks begann dann auch schon mein Lieblingslied über die Boxen zu ertönen. Ich grinste und summte leise mit. Ich öffnete den schwarzen Spiegelschrank und zog meinen grauen Pullover über den Kopf und schmiss  ihn in den Wäschekorb. Meine Hände stemmte ich in die Hüften und dachte nach während meine Augen den Schrank nach etwas brauchbaren durchforsteten. Hauptsächlich gedeckte Farben...einige vereinzelt bunte Teile stachen heraus. Ich fuhr mit meiner Hand durch die aufgehängten Kleider und Blusen und zog letztendlich eine schwarze völlig zerrissene Latzhose heraus. Sie ging mir zwar nur bis kurz über die Knöchel aber das würde reichen. Ich zog meine Jeans aus und schlüpfte dann in die Schwarze Jeans. Der Stoff fiel über meine Beine, sie saß an den Beinen sehr locker.  Ich betrachtete mich nachdenklich im Spiegel. "Wird schon passen" murmelte ich und schloss die Schranktür mit einem Knall was von meiner Großmutter mit einem "Himmel Herrgott" kommentiert wurde. Ich schlenderte zu meinem Computer und startete das nächste Lied während ich mir, einhändig und etwas umständlicher als nötig, die Träger hinter meinem Rücken zu machte. Als das Lied beinahe zu Ende war sah ich auf die Uhr. 'Hm noch ne halbe Stunde dann muss ich los' sagte eine Stimme in meinem Kopf. Ich griff meinen Rucksack und zog ein paar Dinge raus. Ein altes Heft dessen Einband schon dreckig und zerfleddert war und eine kleine Blechdose mit Stiften. Dieses Heft hatte ich mir vor ungefähr drei Jahren zugelegt. Henry war ein großartiger Zeichner und er hatte mir angeboten mir einige Dinge zu zeigen, die Stifte Box hatte er mir nach einiger Zeit geschenkt und das Heft nahm ich immer mit wenn ich in die Anstalt ging. Jedesmal gab er mir eine Art Hausaufgabe um meine Fähigkeiten zu stärken. Ich ging zum Schreibtisch zurück und schaltete das nächste Lied an, dann schlug ich das Heft auf und stellte die Blechdose daneben. Weil ich nur noch 25 Minuten hatte entschloss ich mich ins Bad zu gehen um meinen Lippenstift etwas nachzubessern. Als dies erledigt war nahm ich meinen Rucksack und ging wieder nach unten. "Granny?" Fragte ich und steckte den Kopf durch den Türrahmen in die Küche "würdest du mir noch ein paar Kekse mitgeben? Jane mag sie doch so gerne" sagte ich lächelnd. Jane war meine beste Freundin, wir waren unzertrennlich, wie Geschwister, wie Pech und Schwefel. Jane und ich kannten uns seit drei Jahren aber in ihr hatte ich so schnell Vertrauen gefunden wie in selten wem. Als sie damals auf meine Schule kam...das werd ich nie vergessen. Ich mochte sie nicht und sie konnte mich nicht ausstehen, sie gesellte sich zu den falschen Leuten und als unsere Lehrerin es für eine gute Idee hielt uns im Latein Unterricht zusammenzusetzen nahm alles seinen Lauf. Wir waren wie Öl und Wasser, völlig verschieden doch recht schnell stellte sich heraus, wie viele gleichen Dinge wir mochten. Sie entfernte sich von den Leuten denen sie am Anfang hinterhergelaufen war, sie erzählte mir, dass sie die alle dämlich fand aber es nicht das erste mal war, dass sie die Schule hatte wechseln müssen. Sie fand es nach einiger Zeit leichter sich zu verstellen, verständlich. Jane war eher ein optimistische introvertiertes Mädchen gewesen und ich eben das Gegenteil Realist und extrovertiert. Wenn wir jedoch zu zweit waren sprach sie mit Sicherheit soviel wie ich und man merkte wie sie freier wurde. "Natürlich" unterbrach meine Großmutter meinen Gedankengang und streckte mir eine schon volle Plastikbox entgegen. "Viel Spaß euch zwei" sagte sie grinsend und gab mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange.

Tommy gunWhere stories live. Discover now