Tommy gun

Kapitel 5

Die Kekse waren uns irgendwann ausgegangen und als all das Unkraut auf einem Haufen lag stand ich auf. "Hilfst du mir kurz das nach hinten zu tragen?" fragte ich und wies mit dem Kopf auf den Erdhaufen aus dem hier und da grüne Blätter ragten. Sie nickte und stand auf, während ich mir soviel ich tragen konnte aufhob und hinter die Hütte lief. Hier stand ein Holztrog, indem wir jeglichen pflanzlichen Müll kompostierten um ihn als Dünger für unsere wunderschönen Rosen zu verwenden. Ich schmiss das Unkraut drauf und ging in die Hütte wo ich mich begann auszuziehen. Jane trug den Rest des Unkrautes weg und ich schmiss die dreckige Hose unachtsam in eine Ecke. Ich lief zu einer Kommode und öffnete die oberste Schublade, wo einige meiner Klamotten lagen. Die Kommode hatte uns Janes Vater selbst gemacht und geschenkt als er merkte wie viel Zeit wir hier verbrachten. Sie war ursprünglich mal weiß gewesen, aber irgendwann im Winter hatten wir beschlossen sie bunt zu bemalen, ihre Schubladen Rosa und meine Blau. Diesen Tag werd ich wohl nie vergessen. An dem Nachmittag kam meine Großmutter mit der Diagnose vom Krankenhaus zurück. Krebs im Endstadium. Viele konnten damals nicht nachvollziehen warum mich das so niederschmetterte, aber Granny war wie eine zweite Mutter für mich. Sie war ein sehr emotionaler Mensch, doch als sie meiner Mutter davon erzählte weinte sie nicht. Da ich auf mein Zimmer geschickt wurde, lauschte ich natürlich und Tränen stiegen mir in die Augen. Wie meine Mutter dann auch noch zu wimmern begann gab mir den Rest und ich stolperte, mehr als ich rannte, die Treppe runter in die Küche wo ich meine Mutter umarmte während sie sich krampfhaft an Granny festklammerte. Glücklicherweise war meine Großmutter die stärkste Frau, die ich kannte und somit besiegte sie den Krebs innerhalb eines halben Jahres. Jane riss mich aus den Gedanken als sie ungeschickt über den Türrahmen stolperte und unsanft neben meinen Füßen auf dem Holzboden aufschlug. Sie lachte und fuhr sich durch die Haare, während sie den Kopf schüttelte. Ihr Knie war aufgeschürft und das Blut schimmerte durch die letzte noch unverletzte Hautschicht. Ich grinste auch und zog eine kurze Sportshorts an. Ich schmiss mich auf eine Matratze und lächelte "Du suchst heute den Film aus!" Beschloss ich und Jane nickte, während auch sie sich umzog um danach eine Dvd aus dem Regal neben der Kommode zu greifen. Sie warf mir "Fight Club" zu und ich bereitete alles vor. "Sag mal Jane? Wie oft können wir den Film noch anschauen bevor es komisch wird?" Ich lehnte mich zurück und grinste breit "Ich kann den Text ja schon auswendig und du sowieso" Sie drehte sich um und stemmte gespielt beleidigt beide Hände in die Hüften. "Also René wirklich! Das ist doch ein ganz kulturell wertvolles Meisertwerk" ich nickte nur, während ich mein Lachen unterdrückte als mir ein Gedanke kam. "Brad Pitts Bauchmuskeln sind ein Meisterwerk!" Jane prustete los und schmiss sich neben mich. Als der Film begann schauten wir beide auf den Bildschirm, diesen Film hatten wir tatsächlich sicher an die 50 mal gesehen aber langweilig wurde er einfach nie. Die Musik des Vorspanns dröhnte aus den Boxen und als man Edward Norton mit Pistole im Mund sah öffneten Jane und ich den Mund. "Die Leute fragen mich immer ob ich Tyler Durden kenne" wir beide grinsten und ich schloss für eine Sekunde die Augen. "Ground Zero" sagte ich und öffnete sie wieder.

Der Abspann lief über den Bildschirm und ich stand auf. Draußen war es noch immer hell und ziemlich warm. Mit einem Blick auf die Uhr meines Handys würde mir klar, dass ich nur noch 5 min hatte um nach Hause zu fahren. "Schreib mir wegen John ja?!" Rief ich im rausrennen. Ich griff meinen Rucksack, die leere Tupperschüssel und mein Fahrrad. Ich schwang mich auf den Sattel und Jane kam an das alte Törchen"Natürlich mach ich das" sie grinste. Ich trat kräftig in die Pedale und fuhr den Schotterweg entlang.