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Marco POV

Ich ballte die Hände zu Fäusten und die Wut in mir war nicht zu zügeln. Was wollte dieser schmierige Typ überhaupt hier? Stalkte er Sophie? Ich würde ihm den Hals umdrehen, nachdem ich ihm alle Knochen gebrochen hatte. Vor lauter Wut, entging mir fast, dass er an der Rezeption anscheinend fertig war und dabei war zu Sophie's Zimmer zu laufen. Daran würde ich ihn jedoch hindern.
"Hey", sagte ich in verärgertem Ton, während ich ihn an der Schulter packte und er sich zu mir rumdrehte.
"Ach, so sieht man sich wieder... Herr Reus, wie nett Sie mal wieder anzutreffen. Ist es nicht ein wenig früh, um Sophie zu belästigen?" In mir kochte es. Was dachte er, wer hier vor ihm stand? Sophie gehörte mir und er hatte nie eine Chance.
"Was wollen Sie hier?", raunte ich ihn an und sah ihm starr in die Augen.
"Ich wollte Sophie eine Lektüre vorbeibringen, sie hatte mich darum gebeten, sie zu besorgen." Die Wörter Sophie und besorgen aus seinem Mund zu hören, machten mich noch rasender als zuvor.
"Kein Problem, ich bringe es ihr schon", sagte ich in scharfem Ton. Er würde mit Sicherheit nicht ihr Zimmer betreten.
"Nein danke, das schaffe ich schon alleine. Und falls Sie nicht glauben, dass Sophie mich bereits erwartet, fragen Sie doch die Dame an der Rezeption." Mit diesen Worten verschwand er in dem sich öffnenden Fahrstuhl und ich blieb wie eingemauert stehen. Sie wollte ihn also sehen, also hatte er nicht gelogen. Bilder erschienen in meinem Kopf, die es in meiner Brust schmerzen ließen. Ich war den Tränen nahe, wieso reizte sie meine Eifersucht so? Das konnte unmöglich keine Absicht gewesen sein...
Mit hängendem Kopf schlurfte ich zu meinem Auto und versuchte die Bilder aus meinem Kopf zu bekommen, doch sie spukten darin, wie ein Geist.

Sophie POV

Kurz nachdem Marco gegangen war, rief die Rezeption in meinem Zimmer an und kündigte Besuch an. Ich war neugierig, wer es war, mit Professor Lorenz hatte ich jedoch nicht gerechnet.
"Professor Lorenz... was für eine Überraschung!"
"Bitte nenn mich doch Benedikt..."
Zur Begrüßung umarmte er mich lang, was mich etwas verstörte, aber ich ließ ihn ins Zimmer.
"Sophie, ich bin hier, weil ich dich gerne auf einen Kaffee einladen würde, ich habe gute Neuigkeiten für dich!" Ich sah ihn erwartungsvoll an. Sein Blick wanderte meinen Körper hoch und runter, was mich etwas beschämte, da ich nur eine kurze Hose trug.
"Ich sollte mich vielleicht umziehen", bemerkte ich. Er grinste und nickte leicht. Auf seinen Wangen breitete sich eine leichte Röte aus, weil ich ihn beim Gucken erwischt hatte.
Er räusperte sich und drehte sich zur Tür. "Tut mir leid, Sophie, ich wollte dich nicht anstarren, aber du bist eben eine sehr attraktive Frau. Erneutes räuspern. Ich musste grinsen und brachte ein leises "danke" hervor. Ich zog mir eine Jeans und einen Pullover an und zog mir eine dünnere Jacke über.
"Ich wäre dann soweit", sagte ich und Professor Lorenz drehte sich wieder zu mir um. Daraufhin öffnete er die Tür und hielt sie mir auf.

Wie sich herausstellte, fuhr er einen teuren, schwarzen Mercedes AMG. Zwar war dieser nicht zu vergleichen mit Marcos Autos, aber hatte trotzdem Klasse.
"In welches Kaffee gehen wir?", fragte ich.
"Ich dachte an den Phönixsee." Ich schüttelte reflexartig den Kopf. Das Risiko war zu groß, dass Marco uns sehen könnte.
"Marco wohnt am Phönixsee, ich möchte nicht, dass er uns sieht. Er ist sowieso schon so eifersüchtig."
Benedikt nuschelte irgendwas, fuhr dann jedoch in Richtung Innenstadt.

In dem Café setzten wir uns in eine Ecke und ich bestellte einen Latte Macchiato und er einen Cappuccino.
"Jetzt machen Sie es nicht so spannend, welche Neuigkeiten haben Sie für mich?"
Er schüttelte lächelnd den Kopf. "Erst wenn du mich duzt, Sophie."
"Das ist so merkwürdig, weil Du sozusagen mein Lehrer bist. Aber ich werde es versuchen, Benedikt."
"Benni." Ich schüttelte lachend den Kopf und nippte an meinem Kaffee.
"Na gut, also die Neuigkeiten. Ich habe mich umgehört und ein Paar Kontakte spielen lassen und habe dir einen perfekten Job besorgt. Ich habe den Leuten von deinen Qualifikationen erzählt und du bist genau was sie suchen!" Ich riss die Augen weit auf.
"Jetzt sag schon als was!"
"Du hast schon morgen ein Vorstellungsgespräch bei den Ruhrnachrichten, sie suchen unbedingt eine neue Journalistin und ich wusste, dass du wie gemacht bist für den Job. Natürlich nur, wenn du es willst."
"Oh mein Gott! Na klar! Es ist ein Traum in einer Redaktion zu arbeiten, aber wie soll ich das neben dem Studium schaffen?"
"Das ist kein Problem, es ist ja nur ein Aushilfsjob. Du arbeitest fünf Stunden am Tag, wenn du magst natürlich auch mehr und den Rest des Tages nimmst du dir frei. Bis zu deinem Studienbeginn dauert es ja noch ein paar Wochen und in diesen kannst du dort ordentlich Geld verdienen." Ich strahlte übers ganze Gesicht! Das war der Wahnsinn!
"Danke vielmals, wie kann ich mich nur je dafür revanchieren?" Er zuckte mit den Schultern.
"So viel Potential muss gefördert werden." Ich stand auf und fiel ihm um den Hals. Es war alles wie ein Traum, der endlich in Erfüllung ging.
"Es macht mich glücklich, wenn du dich freust, Sophie", sagte Benedikt und nahm einen Schluck Kaffee, während er mir starr in die Augen sah. Sofort wurde mir etwas unwohl. Marco mochte es nicht, wenn ich Zeit mit ihm verbrachte und vielleicht war seine Eifersucht auch wirklich nicht ganz unbegründet.  Benedikt machte sich tatsächlich viel Mühe, mich für ihn zu begeistern.
"Wollen wir noch etwas unternehmen oder soll ich dich nach Hause fahren?", fragte er.
"Kannst du mich zu Marco fahren?" Er rümpfte die Nase.
"Denkst du, das ist eine gute Idee?" Ich sah ihn fragenden Blickes an.
"Wieso sollte es keine sein?"
"Ich dachte, er spielt bloß mit dir. Du hast etwas besseres verdient, als ihn. Ich habe viele Freundinnen, die bereits Vorgängerinnen von dir waren und er hat jeder einzelnen das Herz gebrochen." Die Geschichte kannte ich bereits. Sofort verschlechterte sich meine Laune. Natürlich machte ich mir Gedanken darüber, wieso ausgerechnet ich Marco verändern sollte. Aber ich wusste, dass er mir nicht absichtlich wehtun wollte und ich wusste, dass er mich liebte.
"Ich kann auch mit der Bahn fahren", sagte ich und kramte in meiner Tasche nach etwas Kleingeld für den Kaffee.
"Lass das, ich bezahle und fahre dich." Ich schüttelte den Kopf.
"Ist schon in Ordnung, musst nicht unnötig Sprit investieren. "
"Ich will es aber. Also sei nicht so stur und lass dich von mir fahren." Etwas bedrückt gab ich mich geschlagen und folgte Benedikt zu seinem Auto.
"Ich fahre dich jetzt in deine Jugendherberge", sagte er, nachdem wir losgefahren waren.
"Was? Ich will aber an den Phönixsee."
"Es ist besser für dich, vertrau mir. Er wird dir früher oder später das Herz brechen."
"Du kennst ihn nicht so wie ich. Keiner kennt ihn so."
"Soll ich dir erzählen, was er mit deinen Vorgängerinnen gemacht hat?"
Um ehrlich zu sein hatte ich mich das schon öfter gefragt. Mein schweigen zeigte Benedikt, dass es mich interessierte.
"Ich habe so eine Wut auf diesen Kerl", schnaubte er und umgriff das Lenkrad fester.
"Wegen Lilli, meiner Schwester. Er hatte vor zirka zwei Jahren etwas mit ihr, aber nach ein paar Wochen Himmel auf Erden wurde sie langweilig, wie ein Spielzeug, das mehr und mehr seinen Reiz verliert. Und am Wochenende darauf schleppte er keine andere ab, als Lillis beste Freundin, die an dem Abend dank Alkohol und Drogen unzurechnungsfähig war. Ich bin immer noch der Meinung, er oder einer seiner Freunde hat ihr Ecstasy untergejubelt." Ich schluckte. Sie wurde nach ein paar Wochen zu langweilig.  Würde ich ihm auch in ein paar Wochen zu langweilig werden? Ich war den Tränen nahe. Wäre er imstande dazu mich mit Emely zu betrügen? Bei der Vorstellung flossen die Tränen schließlich.
"Tut mir leid, Sophie. Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen, aber es ist nunmal die Wahrheit und du solltest sie kennen." Er fasste nach meiner Hand und drückte sie leicht. Ich war zu schwach, um sie wegzuziehen.

,Trust in Reunion' - Marco Reus FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt