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Sophie POV

Benedikt setzte mich in der Jugendherberge ab und begleitete mich noch bis zu meinem Zimmer.
"Du weißt, wenn du irgendwas brauchst, ruf mich an." Ich nickte, seine Worte flogen aber bloß so an mir vorbei. Zu langweilig... nachdem wir uns verabschiedet hatten, warf ich mich mit dem Bauch auf mein Bett und vergrub das Gesicht im Kissen. Es tat so weh, diese Vorstellung. Ich wollte sie aus meinem Kopf verbannen, aber es funktionierte nicht. Ich musste sicher stellen, dass er mich noch liebte. Ich musste wissen, dass ich die Nummer eins für ihn war. Sollte ich ihn anrufen? Oder direkt zu ihm fahren? Ich beschloss letzteres zu tun und fuhr direkt zum Phönixsee und klingelte an seiner Haustür.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis eine weibliche Stimme ertönte. Mein Herz machte sofort einen Überschlag. War das Caro? Die Tränen liefen schon wieder wie automatisch über meine Wange.
"Ich ehm, ich bin's Sophie. Ist Marco da?"
"Er will dich nicht sehen", krächzte es aus der Sprechanlage. Meine Stimme brach, wie mein Herz. Was war jetzt schon wieder los?
"Und warum nicht?", piepste ich.
Zu meiner Erleichterung öffnete sie doch die Tür und ich stürmte in das Treppenhaus bis hoch in Marcos Appartement, sodass ich vollkommen außer Puste oben ankam, wo Caro mich bereits mit verachtendem Blick empfang.
"Du kannst froh sein, dass er dich überhaupt noch sehen will. Ich hätte dich schon längst in die Wüste geschickt." Ich ließ sie links liegen und stürmte in das Wohnzimmer, wo Marco auf dem Sofa hing. Auf dem Tisch standen leere Schnapsflaschen, so kannte ich ihn nicht. Ich hockte mich neben ihm und sah ihm in die müden Augen. Caros Blicke verfolgten alles, was ich tat.
"Kannst du uns alleine lassen, bitte?" Sie schnaubte bloß, als Marco sie jedoch ebenfalls bat zu gehen, hob sie gekränkt ihre Tasche vom Boden auf und ging.
"Wenn du das nächste Mal jemanden zum heulen brauchst, meld dich nich bei mir", sagte sie noch, bevor sie die Tür laut zuknallen ließ.
Ich strich dem Mann, den ich liebte, aber so verletzt nicht wiedererkannte über die Wange. Er drehte sich weg.
"Lasses, Sophie. Sag mir, wie wares mit deinem neuen, dem Professor?" Ich sah ihn verdutzt an.
"Ich... woher weißt du?" Er gab ein verächtliches Lachen von sich.
"Er is mir begegnet, weissu..." Sein Atem roch nach starkem Alkohol.
"Ich weiß, dassu ihn empfangen hast und lieber mit ihm Zeit verbringst als mit mir."
"Was? Er ist bloß vorbeigekommen, weil er mir einen Job besorgt hat."
"Ach einen Job, zu mir sagte er, er hat ein Buch besorgt. Wahrscheinlich hat er dir was ganz anderes besorgt." Meine Trauer schwankte um zu Wut.
"Hör auf mir sowas an den Kopf zu werfen, ich bin nicht diejenige, die hier schon tausend Mal fremdgegangen ist. Ich sollte Angst haben, dass du mich verletzt."
"Aha... hat er dir das verklickert? Dass ich dir fremdgehe?"
"Ich habe Angst, dass ich dir früher oder später zu langweilig werde." Er schnaubte.
"Hat der Wichser dir das weismachen wollen? Was hat er dir erzählt? Los, sag schon!" Marco stand auf und hielt sich, da er den Alkohol unterschätzt hatte am Sofa fest.
"Ich töte ihn."
Ich stand ebenfalls auf und fasste ihn an der Schulter.
"Ich bin hergekommen, damit du mich von Gegenteil überzeugst... du mir deine Liebe zeigst.. ich vermisse das Uns." Sein Blick wurde wieder weicher und er küsste mich einfach. Zwar schmeckte der Kuss bloß nach purem Alkohol, aber ich liebte es trotzdem. Ich liebte ihn und sonst keinen anderen.
"Zieh bitte wieder bei mir ein... bitte", flehte er mich an. Ich ließ es mir kurz durch den Kopf gehen.
"Erst erzählst du mir, was du den Frauen vor mir angetan hast. Ich muss sicher sein, dass ich es nicht wieder bereue und dass du mir nicht das Herz brichst, wie du es bei den anderen auch getan hast."
"Du glaubst dem scheiß Kerl also trotzdem noch?" Ich zuckte mit den Schultern.
"Er klang sehr überzeugend."
"Wenn das so ist, dann will ich dich vielleicht doch nicht mehr bei mir haben. Geh einfach." Ich verdrehte die Augen, hatte jedoch nicht vor zu gehen, bevor er mich aufgeklärt hatte, im Bezug auf seine Frauengeschichten.
"Ich denk nicht dran, ich verlasse dieses Haus nicht, bevor du mit mir Klartext redest."
Er stöhnte laut.
"Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst. Ich war nicht bereit für eine Beziehung, ich hatte keine Gefühle für diese Frauen, sie haben sich in mich verliebt, ja vielleicht haben sie sich auch nur in mein Geld verliebt, aber ich wollte bloß meinen Spaß. Das war's, Ende der Geschichte. So war ich einmal, aber in dich habe ich mich verliebt, okay? Und wenn du das nicht glauben kannst, dann bist du entweder dumm, blind oder beides gleichzeitig. Tut mir Leid, aber wenn du es so nötig hast, diesem Scheißkerl zu glauben, der dich doch selbst auch nur in die Kiste kriegen will, dann bitteschön." Etwas entsetzt schaute ich ihn an. Diese Information musste ich erstmal verdauen.
"Also ich bin mir sicher, dass er mich nicht ins Bett will. Er ist mein Lehrer, Marco..." Marcos Gesichtszüge wurden wieder wütend.
"Das ist also das einzige, was du dazu zu sagen hast, ja? Okay, verpiss dich einfach."
"Hör auf so kalt zu sein... außerdem will ich doch gar nichts von ihm. Du bist der einzige Mann auf dieser Welt, den ich will, verstanden?"
"Obwohl ich tausend Weibern vor dir das Herz gebrochen habe? Was ist, wenn ich dir auch plötzlich das Herz breche, als Rache, dass du meine Eifersucht dauernd provozierst?" Ich schluckte tief.
"Würdest du das wirklich machen?" Ich sah ihn mit traurigen Augen an, ich war den Tränen nahe.
"Wenn du dich weiterhin mit deinem scheiß Lehrer triffst, kann ich für nichts garantieren, du machst mich so sauer, ehrlich." Ich nickte bloß und die Tränen liefen mir über die Wange beim Gedanken an Marco, wie er mich mit Leichtigkeit ersetzten würde.

,Trust in Reunion' - Marco Reus FFWhere stories live. Discover now