Kapitel 4: Eine holprige Fahrt

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"Lord Megatron! Ich möchte mir gerne ein bisschen die Beine vertreten, wenn Ihr es erlaubt!"
Knock Out verbeugte sich vor dem Anführer der Decepticons.
Dieser zog eine Augenbraue hoch und grunzte abfällig.
"Du willst dich wieder mit diesen Fleischlingen abgeben, meinst du. Sieh lieber, dass du deine Fehler gutmachst, die dir bei deiner letzten Mission unterlaufen sind!"
Der rote Con verbeugte sich tiefer.
"Ja, das ist wahr. Doch ich verspreche, es beim nächsten Mal besser zu machen!"
Megatron bedachte Knock Out mit einem abschätzigen Blick und wendete sich von ihm ab.
"Da mir eine bessere Alternative fehlt, geh und vertritt dir die Beine."
Knock Out erhob sich erfreut und entfernte sich. Es kam selten vor, dass sein Herr und Meister ihn einfach laufen ließ. Umso mehr ein Grund, sich schnell aus dem Staub zu machen, damit Megatron sich nicht noch einmal um entscheiden konnte.
Er transformierte sich in einen roten Sportwagen und fuhr durch die auf ihn wartende Erdbrücke.
Langsam rollte er über die staubige Straße und hielt Ausschau nach einem möglichen Rennen. Obwohl er ein viel höher entwickeltes Lebewesen war, so glaubte der Con zumindest, machte es Knock Out Spaß, sich wilde Verfolgungsjagden mit den Menschen zu liefern- solange sie seinen Lack nicht zerkratzten.
Schnell wurde ihm langweilig. Bis jetzt war nicht ein Auto an ihm vorbeigekommen. Er blieb stehen und stöhnte. Wieso hatte er sich gerade den langweiligsten aller Tage ausgesucht, um eine Spritztour zu machen? Weit und breit nichts zu sehen- doch!
Angestrengt erblickte Knock Out über die Entfernung einen rot-blauen Truck, der in Richtung der Kleinstadt Jasper fuhr.
"Wenn das mal nicht Optimus Prime ist! Diese Felgen erkenne ich auf fünf Kilometer Entfernung!", grinste er und fuhr an.
"Wollen wir doch mal sehen, was den Chef höchstpersöhnlich aus dem Versteck lockt..."
Langsam, um nicht gesehen zu werden, folgte er dem Truck und blieb in einem sicheren Abstand stehen, als auch der anhielt.
Leider stand er an einer Baustelle, sodass Knock Out nicht direkt sehen konnte, wo er war und was der Prime machte. Doch er wartete, schließlich konnte noch etwas passieren.
"Mal sehen, was diese Fleischlinge in den Charts haben...", murmelte der Con und schaltete sein Radio an. In Sekundenabständen wechselte er die Sender und vertrieb sich dadurch die Zeit.

Optimus hatte, seit er Jasper erreicht hatte, das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen. Immer wieder bewegte er seinen Rückspiegel, konnte jedoch nichts Bedrohliches erkennen. Zumindest nicht direkt hinter ihm. Nur ein Fahrzeug, vermutlich ein Auto, konnte er in beträchtlicher Entfernung ausmachen, das aber zu "normal" für einen Con fuhr, der es auf ihn abgesehen hätte.
Endlich hatte er Mikos Haus erreicht. Nur wie sollte er sie jetzt aus dem Haus bekommen, wenn er seine Tarnung nicht auffliegen lassen konnte.
Kurzerhand hupte er drei Mal und wartete. Schließlich konnte er Mikos wuscheligen Haarschopf am Fenster sehen. Sie winkte und verschwand wieder.
Ein paar Minuten später stand sie vor dem Truck und sah einfach fürchterlich aus. Die Stunden im Bett hatten ihr zwar gutgetan, sie aber noch müder werden lassen.
"Was machst du hier?", gähnte sie und klopfte auf die Motorhaube des Primes.
Optimus schaltete das Licht ein und aus. Eine Aufforderung, einzusteigen.
"Okay....ich kann aber nicht mit zum Stützpunkt kommen, Optimus, ja?"
Sie erklomm die Stufen bis zur Tür und ließ sich erschöpft auf den breiten Fahrersitz sinken.
"Was ist denn los mit dir, Miko?", fragte Optimus besorgt und sah Miko durch den Spiegel an.
Diese zog die Nase hoch und zuckte mit den Achseln.
"Migräne...also Kopfschmerzen."
"Ich glaube, dass das mit deinen Dentalplatten Zusammenhängt."
"Mit meinen was?"
"Zähnen."
Miko grinste leicht und legte die Hände auf das Lenkrad.
"Ja....wahrscheinlich."
"Und wieso kannst du nicht zur Basis? Du weißt, dass du hier in Gefahr bist, entdeckt zu werden", erinnerte Optimus sie.
"Ja, auch da hast du recht. Aber ich will nicht, dass mich irgendjemand so sieht und außerdem geht es mir dreckig. Ich will einfach nur noch zurück ins Bett und meine Kopfschmerzen loswerden. Da helfen mir keine Bots, die wissen wollen, was mit mir los ist und auch keine Menschen, die mich nerven. Tut mir leid, Optimus."
Der Autobot verstand, dass Miko nicht konnte und wünschte ihr gute Besserung.
"Nun gut. Ich vertraue dir, deshalb belasse ich es dabei. Doch sei vorsichtig, denn hier draußen bist du nicht in der schützenden Obhut von uns. Wie werden uns per Anruf versichern, dass du wohlauf bist."
Miko nickte erleichtert und öffnete die Fahrertür.
"Vielen Dank, Optimus! Ich hoffe, es geht mir morgen besser!"
Sie schlurfte zurück ins Haus und schloss die Tür.
Der Prime sah ihr hinterher und war sich gar nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee gewesen war. In dieser Verfassung war Miko ein komplett anderer Mensch- absolut leise, schüchtern und in jeder Hinsicht normal.
Vielleicht war es doch nicht so gut gewesen, sie wieder gehen zu lassen...
Der Truck fuhr los und mache sich auf in Richtung Stützpunkt.
Irgendetwas sagte ihm, dass er einen Fehler gemacht hatte.

Endlich war dieser Truck weg! Knock Out seufzte gelangweilt und schaltete das Radio wieder aus.
Zum Glück hatte er Zeit gehabt. Vielleicht würde er jetzt dafür belohnt....
Langsam rollte er an.

So sehr Miko auch wieder einschlafen wollte, es gelang ihr einfach nicht. Sie wälzte sich unruhig hin und her, versuchte, ihre Augen mit Gewalt zu schließen. Doch nichts half.
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und stand auf.
Leise, um ihre Gastmutter nicht auf sie aufmerksam zu machen, zog sie sich an und öffnete die Haustür. Ein bisschen frische Luft war jetzt genau das richtige, um klar denken zu können.
Langsam spazierte sie die Straße hinunter und um die Baustelle herum.
Die Sonne schien freundlich auf Miko herunter, als ob sie ihr Mut zusprechen wollte.
Mikos Laune hob sich, als sie bemerkte, dass die Migräne zurückging.

Knock Out fuhr etwas weiter in die Ecke zurück. Das Mädchen hatte der Prime also besuchen wollen.
Da fiel ihm der Name ein: Maiko...nein, Miko. Genau, so hieß dieses nervige Menschlein, dass ihm beinahe einmal den Lack zerkratzt hatte. Und sie war die Partnerin vom Schrotter, Bulkhead. Also hatte er hier etwas vor sich, dass seinen Meister bestimmt glücklich machen würde.
Gut gelaunt verfolgte der Con das Mädchen unauffällig.
Plötzlich blieb sie stehen und drehte sich um. Sie erstarrte, als sie ihn erkannte und ihr Gesicht verformte sich in einen stummen Schrei.
Knock Out beschleunigte, transformierte sich, schnappte sie und wurde wieder zum Sportauto, mit Miko auf dem Beifahrersitz. Er vergewisserte sich, dass niemand ihn gesehen hatte – es war ja hellichter Tag und glotzende Fleischlinge waren das letzte, was er gebrauchen konnte.
Dann sah er das Mädchen durch den Spiegel an.
"Bitte anschnallen, es wird eine holprige Fahrt. Oh warte! Du kannst dich ja nicht ABschnallen!"
Er lachte hämisch und fuhr aus Jasper raus. Miko stöhnte. Das war eindeutig nicht ihr Tag. Plötzlich wurde ihr wieder schlecht.
Knock Out frohlockte weiter und riss einen gemeinen Witz nach dem anderen. Er bemerkte gar nicht, dass seine Gefangene im Begriff war, ihm seine Innenausstattung zu ruinieren.
Als Miko anfing, ihre Finger in den Sitz zu krallen, fühlte auch der Con, dass es besser war, langsamer zu fahren.
Er war gerade dabei, eine Erdbrücke anzufordern, als es passierte: Miko wurde ihre Zwiebäcke und den Tee wieder los – direkt in den Fußraum Knock Outs.
Der Con schrie wütend auf.
"Du. Hast. Mich. Angekotzt!", brüllte er und raste über die Landstraße.
Vor ihm öffnete sich die gewünschte Brücke in das Kriegsschiff der Decepticons.

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