Kapitel 5: Flucht

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Megatron stand breitbeinig vor der offenen Erdbrücke. Obwohl er es nicht zugeben würde, war er schon etwas neugierig, was Knock Out ihm da mitbrachte.
Schon fuhr der rote Sportwagen durch das Portal und hielt mit quietschenden Reifen an.
"Du elender Fleischling! Das machst du sauber!", fluchte er und warf Miko heraus, um sich zu transformieren.
Megatron zog die Augenbrauen hoch. Einen Menschen hatte sein Arzt ihm also abgeschleppt. Da vernahmen seine Riechsensoren einen unangenehmen Geruch, der von dem Medic ausging.
"Knock Out! Wieso stinkst du so?", raunzte der Anführer der Decepticons.
Miko begann trotz ihrer Situation leise zu kichern.
Knock Out schenkte ihr einen bitterbösen Blick zu und zischte:
"Dieses Mädchen hat mich angekotzt!"
Megatron verstand nicht.
"Was hat sie gemacht? Drück dich gefälligst klarer aus!"
"Sie hat ihre Nahrung in mir verloren. In MIR!"
Starscream, der neben Megatron stand, grinste schadenfroh.
"Und wieso hast du uns diesen Menschen mitgebracht? Was hat er für einen Nutzen?"
Knock Out fasste sich.
"Es ist Miko, das Haustier von Bulkhead, diesem Schrotter der Autobots."
"Knock Out, das hast du gut gemacht. Nun haben wir die Autobots in der Hand. Bringt das Mädchen in das Verlies!"
Megatron rümpfte die nicht vorhandene Nase.
"Und macht diese Schweinerei sauber!", raunzte er und deutete auf Knock Out. Der Arzt transformierte sich wieder in seinen Fahrzeugmodus und wurde gründlich gereinigt.
"Passt auf den Lack auf!", machte er die Cons aufmerksam, als diese sich an die Arbeit machten, was nicht nicht so leicht war bei der normalen Größe des Autos und der Cons im Vergleich.

Währenddessen wurde Miko von der Hand eines Vehicons festgehalten und ins Verlies gebracht.
Ihre Kopfschmerzen hatte sie total vergessen, jetzt war sie komplett auf ihre Situation fixiert. Wie sollte sie den Autobots Bescheid geben, dass sie auf dem Kriegsschiff der Cons war? Von hier würde es kein Entkommen geben, denn das Schiff konnte seine Energiesignatur, ähnlich wie der Stützpunkt sich vor den Cons, vor den Bots verbergen.
Sie war auf sich allein gestellt.
"Sag mal, findest du es eigentlich nicht unfair, wie du behandelt wirst?", fragte sie den Con unsicher.
Dieser sah Miko entgeistert an und überlegte lange.
"Ich darf nicht mit dir reden, Fleischling."
Doch die Japanerin ließ sich davon nicht beirren.
"Also, ich finde es ja echt dreckig von Megsi, dich zum Babysitter herunter zu kommandieren. Du etwa nicht?"
Der Con grinste leicht über dem Spitznamen ihres gefürchteten Anführers. Und bei näheren Überlegungen hatte der Mensch irgendwie Recht. Was sollte schon passieren, wenn er mit ihr redete?
"Du bist doch bestimmt viel wichtiger, als Megsi dich behandelt, oder?"
Der Con nickte stark.
"Ja, auf jeden Fall bin ich das! Die haben doch keine Ahnung, was ich alles für die Decepticons getan habe!"
"Und wieso musst du mich babysitten? Ist doch total unfair, oder?"
"Ja, vor allem, weil ich Fleischlinge wie dich nicht ausstehen kann!"
Miko räusperte sich und entschied sich, den letzten Satz zu ignorieren.
"Ich schlag dir was vor: Damit deine hohen Tiere bemerken, was du für ein guter Decepticon bist, verrate ich dir den Aufenthaltsort von Optimus Prime, damit du Megsi beeindrucken kannst und du lässt mich im Gegenzug dafür laufen, okay?"
Sie hoffte, dass dieser blöde Roboter nicht bemerkte, dass die Cons dann aber kein Druckmittel mehr hätten, um die Autobots zu vernichten.
Der Con überlegte lange Zeit und suchte nach einem Zeichen der Lüge auf Miko's Gesicht. Doch dann willigte er ein und lockerte den Griff um das Mädchen.
"Gut, einverstanden. Sag ihn mir und setze dich ab."
"Hier? Nein, du bringst mich zur Erdbrücke. Dann kann ich dort auch gleich die Koordinaten eingeben."
Miko fasste es nicht, wie blöd dieser Vehicon war.
"In Ordnung. Aber du musst dich verstecken, niemand darf von unserem Bündnis erfahren.", wandte der Con ein.
Miko nickte und kletterte in eine Spalte an der Schulter, die sie verbarg.
Auf dem Weg zur Erdbrücke ging sie noch einmal ihren Plan durch. Bis jetzt hatte alles funktioniert, nur hoffte sie, dass die Koordinaten von Knock Outs Ausflug noch eingeloggt waren.
Denn davon hing ihre Rückkehr nach Jasper ab.
Der kleine Spaziergang in der Schulter des Cons verlief ohne Probleme.
Auch der kleine Erdbrückenraum war leer, sodass Miko wieder in der Hand hinabkletterte und sich auf das Schaltpult stellte und die Koordinaten kontrollierte.
"Ist das der Ort, von wo Knock Out gekommen ist?", fragte sie noch einmal zur Sicherheit.
Der Con nickte abwesend und freute sich schon auf die Belohnung, wenn er Megatron mitteilte, dass er wusste, wo sich die Autobot-Basis befand.
Miko lächelte siegessicher und tat so, als würde sie neue Koordinaten eintippen. Zum Glück achtete der Con nicht so darauf, was das Mädchen anstellte, sondern war in Gedanken ganz woanders, nämlich bei seiner Beförderung zum stellvertretenden Anführer der Decepticons.
"So, jetzt muss du nur noch die Brücke aktivieren und ihr habt den Prime so gut wie in der Tasche. Und die anderen Autobots gleich mit!", sagte Miko und deutete auf das Loch der ausgeschalteten Erdbrücke.
Jetzt musste sie den Con nur noch dazu kriegen, diese für sie einzuschalten.
"Sag mal, wie funktioniert eigentlich so eine Brücke? Ich wette, du musst ganz schön viel Kraft haben, um den Hebel runterzuziehen, oder?"
Der Con bedachte sie mit einem ungläubigen Blick, der seine Abscheu gegenüber der menschlichen Rasse zum Ausdruck brachte.
"Soll das ein Witz sein? Nicht jeder ist so mickrig wie ihr Fleischlinge! So einfach geht das!"
Mit diesen Worten drückte er den Hebel herunter und aktivierte die Erdbrücke.
"Nun?", bemerkte er hämisch und drehte sich zu Miko um.
Doch diese war, so schnell es ging, von Hebel zu Hebel auf den Boden gehüpft und schnurstracks in die Erdbrücke gerannt. Innerhalb von Millisekunden stand sie auf dem typisch staubigen Boden Nevadas und hustete sich die Seele aus dem Leib. Sie hörte nur noch einen entsetzten Aufschrei des reingelegten Cons, der ihr nicht folgen konnte, weil er von seinen Kollegen zur Rede gestellt wurde, die nach dem Rechten sehen wollten.
Die Brücke schloss sich, doch Miko war sich sicher, dass das nicht lange so bleiben würde. Sie biss die Zähne aufeinander und ignorierte den drückenden Schmerz, der dabei wieder aufkam.
Schnell rannte sie in Richtung Jasper. Hoffentlich hatte Knock Out nicht gesehen, wo sie wohnte...

Im Stützpunkt rief Optimus Mikos Handy an, um die versprochene Kontrolle durchzuführen. Es klingelte, nur lag es einsam auf dem Bürgersteig, wo Miko es bei der Entführung verloren hatte.
Optimus rief noch einmal an. Wieder nichts. Langsam machte er sich Sorgen. Bulkhead kam herein und sah seinen Anführer mit undefinierbarer Miene vor dem Bildschirm stehen.
"Schon was von Miko gehört?", fragte er ganz beiläufig.
Dass er damit genau ins Schwarze getroffen hatte, ahnte er schon.
"Nein", antwortete der Prime ehrlich und blickte Bulkhead an.
Der Schrotter erbot sich sofort zur Kontrollfahrt.
Dieses Mal willigte Optimus ein.
"Gut, du wirst mitkommen. In der Zeit wird Ratchet versuchen, Mikos Handy zu orten. Vielleicht hat sie das Haus verlassen."
Ratchet nickte und machte sich direkt an diese Aufgabe.
Gemeinsam fuhren sie zu Mikos Haus.

In dieser Zeit hatte sich die Erdbrücke wieder geöffnet und zwei Vehicons fuhren im Fahrzeugmodus heraus. Sie hatten den Auftrag, Miko entweder zu fassen, oder zu töten.

Miko war nicht allzu weit gekommen. Ihre Seite schmerzte und ihre Beine wurden immer schwerer. Knock Out war viel weiter von Jasper weg gefahren, als sie dachte.
Sie wurde langsamer und keuchte vor Erschöpfung.

Bulkhead fuhr an den Bürgersteig und sagte per Interkom:
"Ratchet, du musst Mikos Handy nicht mehr orten. Ich hab's gefunden."
Optimus hatte einen schlimmen Verdacht.
"Cons!", sprach Bulkhead aus, was der Prime dachte.

Miko hörte die Zwillingsautos und wusste, dass sie in Schwierigkeiten war.
Sie rannte wieder schneller. Obwohl es nichts brachte, versuchte sie, die Autos abzuhängen. Während sie rannte, suchte sie fieberhaft nach ihrem Handy. Doch es war nicht da.
"Mist!", schrie sie erbost und achtete nicht mehr auf den Weg, wodurch sie stolperte und fiel.
Die beiden Cons kamen näher und transformierten sich, die Kanonen auf das Mädchen gerichtet.
"Bulk!", rief Miko kläglich und schloss die Augen.

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