Gemeinsam

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Sie sieht mich an und sagt nichts, während ich neben dem Bett kniee und einfach dankbar bin, dass sie mich nicht wegstößt.

„Warum bist du weg gelaufen?", bringe ich die Frage leise über die Lippen und warte ängstlich auf die Antwort. Ist es meine Schuld gewesen?

Sie seufzt leise, rückt ein wenig nach hinten und klopft neben sich. Immer noch liegt sie wie ein kleines Kind auf dem Bett und sieht mich abwartend an. Ich lege mich vorsichtig neben sie und wende ihr meinen Kopf zu. So liegen wir hier und sehen uns nur an, eine ganze Weile. Irgendwann brauche ich einfach eine spürbare Verbindung zu ihr und lege meine Hand unter ihre Wange. Sie schmiegt sich in meine Handfläche und seufzt leise.

„Ich hatte Angst. Ich hatte ja diesen Termin bei Dr. Greene und erhielt einige nicht so leicht verdauliche Neuigkeiten...", sie verstummt und sieht mich an, als wolle sie abwägen, was sie sagen sollte.

„Ana, wenn wir keine Kinder bekommen können ist das zwar schade, aber ich will dich. Wir können Kinder adoptieren, wenn du magst. Ich will dich, so wie du bist."

Sie lächelt milde.

„Christian, du könntest mich ausreden lassen. Das wäre schon mal ein Anfang."

Sie tadelt mich, da ist sie wieder, Miss Steele und ihre freche Zunge.

„Gut argumentiert, Miss Steele", sage ich und bin überrascht, wie amüsiert ich klinge.

Sie kichert. Das Geräusch dringt tief zu mir vor, wie ein Lichtstrahl, der unvermittelt die Dunkelheit erhellt. Wie lange habe ich dieses Geräusch vermisst. Ich schließe die Augen und fühle mich seit langem wieder friedlich und ruhig.

„Ich wusste, dass ich nichts tun konnte, Christian, und dass ich es nicht über mich bringen konnte, es dir zu sagen, was los war. Ich hatte zu viel Angst, was passieren würde. Und du warst so bemüht, immer das Richtige zu sagen und zu tun. Und in dieser Situation hättest du es mir unmöglich gemacht, mich auf mich zu konzentrieren. Das war in den letzten Monaten sehr wichtig, dass ich für mich da sein durfte. Ich habe dich schrecklich vermisst. Es war unendlich schwer für mich, zu gehen."

„Was konntest du mir nicht sagen, Ana? Wenn es um meinen Antrag ging, es tut mir leid, der war nicht romantisch und zu einem unpassenden Zeitpunkt. Ich hätte ein Nein akzeptiert."

Sie schüttelt sanft den Kopf.

„Es ging nicht um den Antrag, Christian. Dr. Greene hat etwas festgestellt, was meine Welt auf den Kopf gestellt hat."

Fragend sehe ich sie an und sie seufzt tief auf. Dann lächelt sie und schlägt die Wolldecke zurück. Ungläubig starre ich sie an. Mein Kopf ist leergefegt. Ich bemerke, dass ich den Mund zweimal öffne und ihn wieder schließe, ohne dass die Worte, die mir zusammenhanglos durch den Kopf wirbeln, den Weg über meine Lippen finden. Sie sieht mich an, mit einem angespannten, fast fragenden Blick.

„Ähm...", mehr bringe ich nicht heraus.

Sie legt den Kopf schief und sieht mich besorgt an.

„Christian, es tut mir leid...", murmelt sie betroffen.

Es tut ihr leid? Gott, diese Frau wird noch mein Untergang sein.

Ohne weitere Worte beuge ich mich über sie, lege meine Hand auf ihren gewölbten Bauch und küsse sie. Sie erwidert den Kuss hungrig und voller Leidenschaft. Plötzlich spüre ich einen deutlichen Tritt und fahre erschrocken zurück.
„Habe ich ihm weh getan?", frage ich besorgt.

„Nein, er oder sie ist nur gerade aufgewacht. Es tut mir leid, ich konnte es dir nicht sagen. Ich hatte solche Angst."
Ich seufze, ich kann ihr keinen Vorwurf machen, obwohl ich entsetzt bin, dass sie es bis hierhin alleine durchgestanden hat.

50 Shades of IceDonde viven las historias. Descúbrelo ahora