Das Erschaffen von Erinnerungen

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 Still betrat ich die nächste Boutique, das „Willkommen" der Verkäuferin kaum wahrnehmend.

Ich hatte mich dazu entschieden bis zum Mittagessen, an dem wir alle wieder zusammen treffen würden, durch die Läden der Grube zu streifen und meinen letzten Punkte für praktische Dinge, wie eine All-Wetter-Jacke, oder ein paar guter Stiefel, auszugeben.

Mein Blick fiel diesmal auf ein graues Top, wessen komplexes, aufgedrucktes schwarzes Muster mich an Erics Arm-Tattoos erinnerten. Ohne groß darüber nachzudenken, griff ich meine Größe heraus und bezahlte es. Würde ich Eric weniger zurück lassen, wenn ich Dinge bei mir trug, die mich an ihn erinnerten?

In meinem Kopf spielten sich alle möglichen Szenerien ab, wie mein Leben schon morgen aussehen könnte. Eine breite Palette gefüllt mit Hoffnung, doch auch gleichermaßen Versagen.

Ich fragte mich, ob die Ferox am Tresen bemerkte, wie nervös ich war.


Nachdem ich die Kleidung ordentlich im Schlafsaal unter meinem Bett verstaut hatte, legte ich mich auf meine Decke und schloss meine Augen so lange, bis die  Anderen endlich dazu stießen und die drückende Stille um mich herum füllten.


Zusammen gingen wir, ohne uns nochmal hinzusetzen, essen.

Gegenüber von einander an einer der langen Tische sitzend, der sowas wie unserer Stammtisch wurde, erzählten wir uns rundum, was unsere Simulation für uns bereit gehalten hatte. Es war merklich, dass es uns leichter fiel, als am ersten Tag darüber zu sprechen, doch dies änderte nichts an der Tristen Atmosphäre, die die Berichte mit sich zogen.


Meinen letzten Tag im Ferox-Lager verbrachte ich schließlich damit, mit meinen engsten Freunden im alten Trainingsraum herum zu blödeln. Mein Magen war gefüllt mit einer extra Portion Schokoladenkuchen und mein Geist wurde erhellt von Beths Geschichten über ihre Zeit bei den Ken.

Emelia, deren Laune sich von außen auch nicht davon runter ziehen ließ, als ich ihr unter vier Augen erklärte, wie lange wir noch hatten, hatte es geschafft, Victor dazu zu bringen mit ihr zu wetten, er könne sie nicht von der Matte drängen, auf der wir noch vor einigen Tagen gegeneinander gekämpft hatten. Und nun saßen Beth und ich hier, den beiden lachend dabei zuschauend, sich gegenseitig versuchend weg zu schubsen. Es hatte länger gedauert, als erwartet, bis Victor meine Schwester auf den Boden takelte und schließlich einfach runter rollte. Schwer atmend lag sie da, Victor über ihr stehend mit rotem Kopf und einem breiten Grinsen auf den Lippen. Endlich mal wieder.

„Gewonnen", stellte er zufrieden fest, „Und was bekomme ich jetzt?"

„Eine extra Portion Dessert zum Abendessen", stöhnte Ems.

„Die hätte ich auch so bekommen", jammerte er.

„Was willst du denn?"

„Sagen wir einfach, ich habe was bei dir offen"

„Damit kann ich leben", antwortete sie und hievte sich schwitzend auf.

Eine Wette nach der anderen folgte, denen Beth und ich uns schließlich auch anschlossen.      Wer konnte schneller, wer höher und wer weiter.

Zur Abendessenszeit lagen wir alle fertig nebeneinander auf den Boden und starrten keuchend die Decke an. Der kalte Steinboden heftete sich an meine nasse Haut und kühlte sie angenehm.

„Ich will nicht aufstehen", sagte Beth, die ihre Hand fest um Emelias verschlossen hielt.

„Du würdest freiwillig auf Essen verzichten?", fragte sie Victor

Prevision ( Divergent/Eric )Where stories live. Discover now