Kapitel 7

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Ben weiß es nun auch und deswegen fühle ich mich schlecht. Ich habe das Gefühl genau das Gegenteil erreicht zu haben, von dem was ich eigentlich wollte. Einen glatten, schmerzlosen und vor allem schnellen Schnitt.

„Ist das der Grund, wieso du mich nicht küssen wolltest?", fragt mich Ben, der neben mir in meinem Bett liegt. Ich nicke und sehe auf die ganzen Decken hinab, in die Ben mich vorher gewickelt hatte. Mir ist ständig kalt.

„Ich will dich nicht ins Verderben stürzen, wenn ich bald nicht mehr da sein werde", erwidere ich und sehe zu ihm wieder. Ben fängt an zulachen.

„Du solltest dich mal selber reden hören. Wenn du im Himmel angelangt bist, wirst du es bereuen, nicht mich geküsst zu haben", sagt Ben und wackelt mit seinen Augenbrauen. Ich lache auf, doch Trauer schleicht sich in mein Herz. Ich will ihn nicht zurücklassen.

„Ben, ich habe Angst."

„Die haben wir alle", erwidert er und streicht mit seiner Hand durch meine Haare.Ich schließe die Augen und gebe mich für diesen Moment mit seiner Antwort zufrieden.

Als ich meine Augen wieder öffne, ist Ben's Gesicht genau vor meinem. Sofort schlägt mein Herz schneller und ich weiß, dass diese Gefühle echt sind.

„Darf ich dich denn jetzt küssen?", fragt Ben und legt den Kopf schief, dabei sieht er mir immer wieder auf die Lippen. Seine blauen Augen funkeln und die braunen Haare hängen ihm in der Stirn. Ich lächle und schüttle den Kopf. Ben zieht enttäuscht eine Schnute und will sich zurückziehen, doch ich ziehe ihn an seinen Schultern zurück zu mir.

„Wieso gibst du so schnell auf?"

Unsere Gesichter sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und doch warte ich.Die Zweifel benebeln mein Denken. Schlussendlich weiß ich nicht, ob ich ihn nun doch küssen sollte. Ich will es, doch was bringt ihm das? Nur den schlimmeren Schmerz des Verlustes wenn ich weg bin.Tränen laufen mir über die Wange.

„Ich kann es nicht", murmle ich und sehe nach unten. Ben sagt nichts, schließt mich stumm in die Arme.

„Wieso nicht?"

„Ich will dich nicht verletzen."

„Das wirst du sowieso."

„Ich will es aber nicht verschlimmern."

„Taehyung, bitte. Ich werde es mein ganzes Leben lang bereuen, dich nicht geküsst zuhaben. Du bist dann nicht mehr da, aber ich bin es noch. Es wird wehtun, weil ich dich liebe. Ob du mir den Kuss nun verweigerst oder nicht, es wird weh tun. Also bitte tu mir den Gefallen und küss mich."

Er hebt meinen Kopf mit seinen Fingern und sieht mich bittend an.

Langsam hebe ich meine Arme und lege meine Hände um sein Gesicht. Mein Daumen fährt unter seinem Auge entlang, fühlt seine Haut. Ich ziehe ihn weiter zu mir herunter und küsse seine Nase, seine Stirn. Kurz vor seinem Mund stocke ich erneut, sehe Ben in die Augen. Aufrichtigkeit und Liebe und doch auch die Trauer in seinem Blick. Es schmerzt, weil ich ihn zurücklassen muss.

Ein letztes Stück und unsere Lippen berühren sich zum Kuss. Es löst zwei Sachen in mir aus. Die erste Sache ist ein großes Etwas, was sich wie Medizin auf mein schmerzendes Herz legt, doch die andere Sache ist wie ein Messer, was dies zu verhindern droht. Ich fühle Liebe und Schmerz gleichermaßen.

Ben bewegt seine Lippen und vertieft den Kuss. Ich ziehe ihn näher an mich heran und lege beide Arme um seinen Nacken. Beide vergessen wir den Schmerz für einen Augenblick und geben uns nur der Anwesenheit des jeweils anderen hin.

Als wir uns voneinander lösen, lächelt Ben.

„Es wird wehtun."

„Es tut bereits weh."

„Ich liebe dich."

~

ocean eyes | taehyung [ completed ]Where stories live. Discover now