4 | harry from the camp

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Louis bleibt an dem Morgen im Bett liegen, an dem William fährt. Sein Zwilling drückt ihm einen einzigen Kuss auf die Stirn und dann hört Louis nur noch Fußstapfen, die von ihm weg laufen.

Weglaufen. Louis seufzt und dreht sich um, denn er weiß, dass er William einen ganzen Sommer nicht mehr sehen wird und jetzt nichts mehr daran ändern kann.

Die Frist ist abgelaufen.

Die Fahrt zum Camp ist für William ziemlich eintönig. Er begnügt sich allein mit der Musik in seinen Ohren, schaut aus dem Fenster und träumt von einer Welt, in der ein Junge ungestört und in aller Öffentlichkeit mit seinem Zwillingsbruder zusammen sein kann.

William will niemand anderen als Louis. Das ist es ja.

Louis ist sein Ein und Alles und mehr braucht er nicht.

William ist so in sich vertieft, dass er nicht merkt, als der Bus zum Halten vor dem Camp kommt. Dass alle Jungen lachend und murmelnd aussteigen.

„William Tomlinson", hört er eine strenge Stimme, selbst durch die Musik und das bringt ihn dazu zu nicken.

Er schluckt, packt seine Sachen um sich herum zusammen und verlässt als Letzter den Bus.

Sie holen ihr Gepäck und dann geht es zu den Tribünen neben dem Feld, wo sie in ihre Hütten eingeteilt werden.

William landet mit drei Unbekannten in einer Hütte und beachtet seine Mitbewohner nicht genau als sie zusammen zu der Hütte gehen.

Hüttennummer 14.

Zu sagen, dass William alles an Louis erinnert, ist untertrieben. Er bricht nämlich fast in Tränen aus, als er die Hütte betritt und feststellt, dass da keine Hand ist, die seine hält. Dass da kein kleiner Bruder ist, auf den man aufpassen kann, kein Liebhaber, mit dem man sich davon stehlen kann.

William wischt sich die einzelne Träne weg und leider hat ihn ein Junge dabei beobachtet.

Dieser runzelt die Stirn und sagt nicht allzu laut: „Jetzt schon Heimweh?"

William zuckt zusammen, schaut den Riesen vor sich an und zwängt sich ein Lächeln ab. „Nein."

„Ich bin Harry", nuschelt der Lockenkopf und hält dem Kleineren grinsend eine seiner Pranken hin.

William nickt lachend und nimmt diese. „William."

„Freut mich mit dir Hüttenpartner zu sein", erwidert Harry und will sich danach am liebsten auf die Stirn schlagen. Ihm fällt einfach nichts besseres ein.

Dieses ganze Bi sein, ist neu für ihn und Jungs schaffen es immer wieder ihn mehr aus der Fassung zu bringen als Mädchen.

William und die anderen richten sich ein und beim Abendessen sitzen dann Harry und William sich sogar gegenüber.

„Freust du dich auf's Training?", schmatzt Harry.

Die anderen an dem Tisch lachen miteinander und interessieren sich nicht wirklich für den Trauerkloß und den Tollpatsch (Harry hat bewiesen, dass er tollpatschig ist, indem er schon sämtliche Sachen umgeschmissen hat).

„Nein", seufzt William. Er kann zwar lügen, aber er will nicht. Er will es einfach nicht. Wieso auch. Louis ist nicht hier. Keiner ist also da, den man beeindrucken könnte.

„Wieso nicht? Bist du nicht hier, weil du gern Fußball spielst?" Harry runzelt die Stirn.

William schnaubt und stochert mit der Plastikgabel in seinem knochentrockenen Salat herum. „Eigentlich nicht. Also ich spiele gern Fußball, aber ich bin eher ungewollt hier..."

„Ach und wieso?"

William sieht sich um, sieht, dass keiner die beiden belauscht oder beobachtet und beugt sich herüber zu Harry. „Meine Mutter findet, dass ich zu sehr an meinem Zwillingsbruder klebe."

Harry schluckt. Es gibt zwei von der Sorte?

Er hat nicht mehr als ein paar Minuten des Starrens gebraucht, um zu erkennen wie hübsch William ist.

Er hat dieses Markante, dieses Freche und im gleichen Zug dieses Gefühlvolle. Man sieht, dass er kein Raufbold ist, man sieht aber auch, dass er kein Engel ist. Er ist sehr attraktiv mit seinen blauen Augen, seinen zarten Lippen, seinen wuscheligen Haaren, die traurig in sein Gesicht fallen.

Und hat Harry schon seinen Arsch erwähnt? William hat auf jeden Fall einen sehr tollen Arsch.

Ein Arsch, den man-

„Harry? Bist du noch da?" William runzelt die Stirn, schnippst mit seinen Fingern vor Harrys Augen herum, um seine Aufmerksamkeit wieder zu bekommen.

„Ja, ja. Ich bin noch da." Harry schüttelt sich. „Ich musste gerade an was denken, aber ja, ich bin noch da."

„An was?"

„Du hast einen Zwillingsbruder? Seht ihr... euch ähnlich?" Harry überkreuzt die Beine.

William schmollt. „Ich habe dir gerade schon gesagt, dass wir eineiig sind, Harold."

„Oh, mein Fehler. Aber kein Grund mich Harold zu nennen."

William kichert bei Harrys ernsten Blick.

„Steht ihr euch so nahe, dass deine Mutter dich zwangsweise in die Ferien schickt?"

Die beiden Jungs fangen nun an, wirklich zu essen.

„Ja, schon. Weißt du, Louis und ich stehen uns sehr sehr nahe. Wir wissen alles voneinander", fängt William zu erzählen an.

Harry sieht das Leuchten in seinen Augen. Er sieht, dass William seinen Bruder sehr lieben muss.

****

Es vergeht eine Woche, in der sich William und Harry zusammen tun. Meist trainieren sie allein. Laufen sich gemeinsam ein, dehnen sich zusammen und spielen zusammen.

Die beiden sehen das aber nicht so ernst, landen schon einmal lachend und mit verschränkten Beinen auf dem Fußballfeld, abgelegen von den anderen, werfen sich während des Trainings mit Süßigkeiten ab, so dass es keiner sieht.

Klauen sich gegenseitig das Duschhandtuch.

Dass was Freunde eben so tun.

Im Hinterkopf hat William immer noch Louis.

Aber ein bisschen Spaß kann man doch haben, oder?

Auch ohne seinen Bruder.

popcorn friends | stylinson ✔️Where stories live. Discover now