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Die restliche Woche verging ziemlich schnell. Ich wählte meine beiden AG's, Zeichnen und Basketball.

Zeichnen war ja klar und Basketball fand ich als Sport schon immer cool. Teamsport macht mir einfach am meisten Spaß. Egal ob Volleyball, Lacrosse, Hockey oder eben Basketball, Hauptsache ein Team und ein Ball. Als ich dann zu den Club-Anführern ging, wurde ich auch sofort aufgenommen.

Am Samstagmorgen ging ich noch halb schlafend die Treppe runter und setzte mich zu meinem Vater aufs Sofa. Er guckte gerade eine Kochsendung. Das machte er häufiger, was mich immer wieder aufs neue wundert. Anderen beim Kochen zusehen aber es selber nicht probieren? Ich habe ihn einmal darauf angesprochen und er hatte mir erklärt, dass kochen ihn schon interessiert, er aber einfach keine Lust hätte, da ihn die ganzen Vorbereitungen schon überfordern würden. Ich hatte mir in Gedanken noch dazu gereimt, dass er ja Wissenschaftler war und deshalb einfach besser mit dem Kopf, als mit den Händen arbeiten konnte.

Als Fiona dann zu uns runter kam, bat sie mich, doch bitte Liam zu wecken, damit wir alle endlich mal gemeinsam Frühstücken.

Ich klopfte ein paar mal an seiner Tür aber er öffnete nicht. Also drückte ich an der Klinke und schob die Tür auf. Dahinter erwartete mich etwas womit ich nicht gerechnet hatte:
Ein total aufgeräumtes, sauberes Zimmer.

Das Bett war ordentlich gemacht und die Kissen lagen ohne eine Falte am Kopfende. Auf dem Schreibtisch stand ein Computer und einige Hefte waren ordentlich in einem Stehordner aufgereiht. In der Mitte des Tisches lag ein aufgeschlagener Atlas in dessen Mitte ein kleiner gelber Post-it Zettel lag. Auf diesem Zettel standen Zahlen, die aussahen wie Koordinaten, dazu eine Notiz:

Montag, 16.5. 14:00. Wir erwarten Sie.

Gerade als ich mir die Koordinaten genauer anschauen wollte, öffnete sich hinter mir die Badezimmertür und Liam trat heraus. Schnell griff ich mir den Zettel und steckte ihn mit in die Hosentasche. Liam, der nur ein Handtuch um seinen Körper gewickelt hatte, starrte mich böse an und kam auf mich zu.

„Was machst du da?", fragte er mich gereizt und klappte gleichzeitig schnell den Atlas zu. Er hatte zum Glück nicht gemerkt, das ich mir den Zettel genommen hatte.

„Ich soll dich nur zum Frühstück holen", antwortete ich wahrheitsgemäß.

„Und dazu musst du mein Zimmer betreten?", keifte er mich an.

„Sag Ihnen ich komme gleich!"

Er schob mich aus seinem Zimmer und er knallte die Tür zu.

Mittlerweile hatte Fiona schon den Tisch gedeckt. Darauf standen ein Korb mit Brötchen und mehrere Aufstriche. Ich nahm mir ein Mohnbrötchen und schmierte es mit Erdnussbutter. Kurze Zeit später kam Liam auch runter und schmierte sich mürrisch ebenfalls ein Brötchen.

„Wir hatten die Idee heute ins Möbelhaus zu gehen um ein paar Möbel für dein neues Zimmer zu kaufen. Hast du Lust?", fragte mich Fiona.

„Ja, klar hab ich Lust mitzukommen". Begeistert nahm ich einen grossen Bissen von meinen Brötchen.

„Kommst du auch mit Liam Schatz?", fragte sie jetzt auch Liam. Der guckte sie nicht gerade begeistert an, lehnte das Angebot aber nicht ab.
Super. Jetzt muss ich noch mehr Zeit mit ihm verbringen. Eigentlich finde ich ihn ja gar nicht so schlimm aber er scheint mich ja förmlich zu hassen.

Nachdem wir fertig gegessen hatten, half ich meinem Vater noch den Tisch abzuräumen. Er bat mich eine Einkaufsliste zu schreiben , was ich denn noch gerne alles in meinem Zimmer hätte. Also ging ich hoch, putze mir die Zähne und setzte mich an meinen Schreibtisch. Ich brauche auf jeden Fall einen neuen Schreibtischstuhl, ein paar Regale und unbedingt Gardinen. Ich konnte es nicht mehr aushalten jeden morgen von der frühen Morgensonne geweckt zu werden. Mir würden sicherlich noch weitere Dinge einfallen, wenn wir erstmal da wären.

Kurze Zeit später im Auto, fragte mich Fiona neugierig: „ Und? Was brauchst du noch alles?"

Ich zählte ihr meine Liste auf und sie schlug vor, doch eine meiner Wände zu streichen. Ich fand die Idee super.

Auf der Fahrt klicken wir uns durch das Musikprogramm der lokalen Radiostationen. Shawn Mendes scheint hier sehr beliebt zu sein. Ich mochte ihn auch sehr. Deswegen störte es mich rein gar nicht. Eine Stunde später kamen wir an und suchten einen Parkplatz.

Wir stiegen aus und standen jetzt vor einem großem Gebäude, das fast ausschließlich aus Glas bestand. Sogar die Statue, die davor stand war aus Glas. Mein Vater bat Liam einen Einkaufswagen zu holen.

Fiona machte einen Plan: „Ok , also ich würde sagen wir teilen uns auf damit es schneller geht. Einverstanden?" Alle nickten. Ich würde mit ihr die Möbel aussuchen, Liam würde die Farbe besorgen und mein Vater würde die Regale abholen, die wir schon vorher online bestellt hatten.

Fiona und ich standen gerade vor mehreren Schreibtischstühlen. Da ich mich entschieden hatte die Wand hinter meinem Bett grau zu streichen, wollte ich dazu passend ein paar Möbel im Grauton.

„Wie wäre es mit diesem?", fragte Fiona und zeigte auf einen grauen Drehstuhl. Ich nickte und wir gingen weiter bis wir zu einem Hängesessel kamen.

„So einen wollte ich schon immer haben!", rief ich begeistert. Fiona nahm ohne zu zögern eins von den Paketen, in denen der Sessel war und legte ihn in unseren Einkaufswagen.

„Wirklich?", fragte ich begeistert. Sie nickte grinsend und bat mich nach Liam zu suchen. Ich ging durch die langen Inseln von Möbeln bis ich zur Farbenabteilung kam. Doch Liam war weit und breit nicht zu sehen.

„Liam! Liam, wo bist du? Ich glaube wir wollen gehen ! Liam?" rief ich immer noch weiter laufend. Am Ende des Abteilungen sah ich ihn vor mehreren Schränken stehen.

„Liam?", rief ich also nochmal, aber er schien mich nicht zu hören.

Es schien als würde er an den Preisschildern rumfummeln, dann drehte er sich kurz in beide Richtungen, hielt sich an einer Leiste fest und rutschte mit den Füßen voran in den Schrank.

„ Was zum...?", fragte ich mich selber. War er gerade im Schrank verschwunden?

Vorsichtig näherte ich mich dem Schrank . Es war ein großer, hölzerner Schrank, dessen Türen sperrangelweit auf waren. Doch im Schrank war nichts zu sehen. Weder Liam, noch irgendein Anzeichen das er einmal dort gewesen ist. Verwirrt drehte ich mich um und ging zurück zum Auto, da wir uns dort verabredet hatten.

Und wer saß schon im Auto? 

Genau, Liam.

-HECTA 35-                                                  Agentin wider WillenWhere stories live. Discover now