118. Das Veächtnis des Drachenkrieges Teil 1

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Der zurückliegende Flug von Ilirea nach Ellesméra war einer der schnellsten gewesen den Eragon je erlebt hatte. Sowohl Umaroth als auch Glaedr hatten die Drachenreiter gewarnt, dass ihr neuer Feind ihnen nur ein kurzes Zeitfenster einräumen würde indem sie Vorbereitungen treffen konnten.
Nun näherte sich der Donner jedoch der Hauptstadt der Elfen. Der allgegenwärtige Wächter von Ellesméra hatte der Gruppe bereits seinen Segen erteilt und so steuerten die Drachen direkt auf die königliche Residenz zu. Etwas besorgt musterte Eragon Anarie und Tailon. Besonders für die jungen Enkel seiner blauen Drachendame war es nicht leicht gewesen das hohe Tempo während der Reise durchzuhalten. Besonders während der letzten Phase hatte sich bei den Jungdrachen Erschöpfung breitgemacht. Sie waren etwa eine halbe Körperlänge zurückgefallen und es bedurfte keiner großen Anstrengung um zu erkennen dass ihre Atmung schwer ging.
- "Ich denke deine Enkel sind froh darüber dass wir nun gleich landen werden." -
Saphira gab ihrem Reiter durch ein etwas unwirsch klingendes Brummen recht. Deutlich spürte er das seine Begleiterin auch Mitleid mit ihren Enkeln hatte doch alle Mitglieder der Reisegruppe war klar, dass Eile das Gebot der Stunde war.
Unwillkürlich fühlte sich Eragon an den Flug erinnert den er einst vom Beor-Gebirge nach Du Weldenvarden hatte durchstehen müssen als er zum letzten Mal seinen damaligen Lehrmeister Oromis aufsuchte. Zwar war Saphira seitdem wesentlich kräftiger geworden aber dennoch widerstrebt es Eragon den Jungdrachen seiner Nichte und seines Schülers Cale solche Anstrengungen aufzubürden. Es war allerdings das kleinere von zwei Übeln. Die Vorstellung zwei unvollständig ausgebildete Reiter in Ilirea zurückzulassen während ein Schatten durch die Lande streifte war alles andere als erfreulich.
In sanften Kreisen strebten die Drachen nun dem Boden entgegen. Ihr Ziel war eine geräumige Lichtung in der Nähe des Stammsitzes der Herrscher des Elfenvolkes. Eragon konnte bereits erkennen dass ihre Ankunft erwartet wurde. Königin Nievren erwartete sie in Begleitung von zwei Wächtern.
Als die Drachen schließlich gelandet waren und die Reiter der Gefährtin von König Maranus die traditionellen Grüße entgegengebracht hatten bedeutete die Königin ihren Gästen ihr zu folgen.
"Mein Gefährte und ich haben eurer Bitte um eine Privataudienz nur zu gern stattgegeben Schattentöter." Erklärte die Königin. "Wir haben für unsere Unterredung einen kleinen Konferenzsaal im Nordflügel des Palastes gewählt. Der Raum ist zwar zu klein für eure Drachen aber sie können das Gespräch durch die Fenster verfolgen. Außerdem tritt dort ein kleiner Bachlauf aus der äußeren Wand des Palastes aus. Eure Seelengefährtin werden sein frisches kühles Wasser nach der anstrengenden Reise sicher genießen. Ich möchte die Sculblaka der Novizen des Ordens nicht beleidigen aber man sieht euren Jungdrachen Erschöpfung deutlich an."
Eragon fühlte förmlich wie ihn Ismiras strafender Blick von hinten förmlich durchbohrte. Die junge Reiterin hatte mehrfach angemerkt, dass sie und Cale auch zum Schutz der Hauptstadt hätten zurückbleiben können. Unter Murtaghs Aufsicht, so argumentierte die junge Frau, wäre ihnen sicher nichts geschehen. Eragon war es allerdings lieber seine impulsive Nichte in dieser gefährlichen Situation im Blick behalten zu können.
Inzwischen rfuhr die Elfenkönigin fort: "Mein Gefährte und ich haben euren Bericht natürlich erhalten Schattentöter und Teilen eure Sorge. Wir wissen nur nicht wie wir euch helfen können. Weder Maranus noch ich haben ein besonderes Interesse an Geschichte. Zwar gehört es in unserem Volk zur Allgemeinbildung, von der Existenz der Dauthdaert zu wissen aber uns stehen keine Informationen zur Verfügung die über das hinausgehen was jedes Mitglied unseres Volkes euch ebenfalls berichten könnte."
"Verzeiht mir Nievren-Droetning!" unterbrach Umaroth höchstpersönlich die Ausführungen der Elfenkönigin. "Aber das kann ich nicht ganz glauben. Zu seinen Lebzeiten hat sich mein Reiter darum bemüht mehr über die Geister und die Gefahr durch Schatten zu erfahren. Der Vater von Argetlam Arya schien einige Informationen vor uns zurückzuhalten. Ich vertraue da dem Instinkt meines verstorbenen Reiters."
"Und ich bin überzeugt, dass mein Vater nicht so kurzsichtig gewesen wäre kritisches Wissen welches für unser Volk entscheidend sein könnte mit ins Grab zu nehmen." fügte Arya ergänzend hinzu.
"Das wäre in der Tat nicht Evanders Art gewesen." Bestätigte die ältere Elfe, die sich sichtlich geehrt fühlte das Umaroth persönlich mit ihr sprach. "Nur glaub mir bitte wir halten nichts aus falschem stolz oder aus Scham zurück. Wir haben sogar von Gelehrten die Aufzeichnungen die uns von König Evander erhalten geblieben sind überprüfen lassen. Ich sage nicht, dass diese Information nicht irgendwo existieren ich sage nur das wir scheinbar keinen Zugang zu ihnen haben."
Bevor zu diesem Thema weitere Worte gewechselt werden konnten wurde die Aufmerksamkeit der Gruppe durch aufgeregte Stimmen die aus dem Gang vor ihnen drangen abgelenkt.
"Ich sage euch doch verehrter Fürst weder der König noch die Königin haben derzeit die Möglichkeit euch eine Audienz zu gewähren. Eine Abordnung der Drachenreiter ist angekommen um uns über eine neue Gefahr zu informieren. Das erfordert im Augenblick die Aufmerksamkeit des Herrscherpaares."
Der Redeschwall der ersten Stimme wurde von einer wütenden zweiten Stimme unterbrochenen:
"Eben diese Gefahr ist ja der Grund weswegen ich mit dem König und der Königin sprechen muss. Ihnen stehen wichtige Informationen über die ich verfüge nicht zur Verfügung."
Beim Klang der zweiten Stimme verkrampfte sich Eragon fast unmerklich. Deutlich erkannte er Fürst Däthedr. Ein eiliger Blick zu Cale zeigte dem jungen Anführer der Reiter das auch sein Schüler seinen entfernten Verwandten an der Stimme erkannt hatte. Das letzte Zusammentreffen der beiden war alles andere als angenehm verlaufen.
Inzwischen war die Elfenkönigin gemeinsam mit ihren Begleitern um eine Ecke gebogen und Fürst Däthedr und sein Gesprächspartner, bei dem es sich um einen Wächter des Palastes handelte, waren nun für alle zu sehen.
Eragon war Milde überrascht ob des Aussehens des Elfenfürsten. Er kannte Däthedr bisher nur in einer eleganten Robe und langem gepflegtem Kopfhaar. Heute jedoch trug der Fürst sehr einfache Kleidung und sein Haar kurz geschnitten. Auf den ersten Blick hätte man ihn fast übersehen können.
"Was geht hier bitte vor?" Erkundigte sich indes Königin Nievren.
Der Palastwächter wollte antworten doch Däthedr kam ihm zuvor. Noch nie hatte Eragon dieser Art von Besorgnis bei dem altehrwürdigen Elfen gesehen. Er hatte ihn einmal wütend erlebt aber nie war so vollkommen jede höfische Zurückhaltung von ihm abgefallen.
"Königliche Hoheit ich bitte euch bei der nun anstehenden Unterhaltung dabei sein zu dürfen. Ich habe wichtige Informationen."
"Informationen? Informationen wie die gegenwärtige Krise betreffen?"
"Ja, Nievren svit-kona. Sie sind direkt mit der gegenwärtigen Krise verbunden und eigentlich solltet ihr und euer Gefährte längst über sie verfügen. Einer der vielen Fehler die ich in meinem Leben gemacht habe scheint nun seinen Tribut zu fordern."
Däthedrs Blick glitt zu Eragon und Arya. Zur Überraschung des Anführers der Reiter hatte der Blick des Elfen etwas flehendes.
"Argetlam Eragon, Argetlam Arya ich weiß, dass meine Anwesenheit in der Vergangenheit insbesondere für euch eher zu einem Ärgernisses geworden ist aber ich bitte euch mich anzuhören. Ich versichere euch ich verfolge hier keine eigennützigen Ziele und suche auch nicht nur nach einer Gelegenheit zu einem verbalen Schlagabtausch. Es ist wirklich entscheidend wichtig das ich meine Informationen an euch weitergeben kann."
Eragon besuchte kurz Blickkontakt mit seiner Gefährtin. Aryas Gesicht blieb eine ausdruckslose Maske aber sie nickte leicht und stimmte damit dem Ansinnen des Elfenfürst zu. Mit der Unterstützung seiner Gefährtin im Rücken signalisierte Eragon ihrer Gastgeberin, dass sie nichts gegen Däthedrs Anwesenheit einzuwenden hätten.
"Gut, es scheint ja wirklich von Bedeutung zu sein was er zu sagen habt Däthedr folgt uns also."

Eragon Band 6 - Die Wege der ReiterWhere stories live. Discover now