Raphael's vorweihnachtliche Stimmung

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von NevermoreTheRaven

Weißt du, Raphael ist einfach..."

"Auf genau derselben Wellenlänge wie ich, es ist fantastisch, Magnus! Ich hätte nie gedacht, dass ich mal jemanden treffe, der wirklich -sag mal, hörst du mir überhaupt zu? Magnus? Hallo?"

"Hm?"

"Ich rede mit dir."

"Oh ja, das ist mir durchaus bewusst. Ich hab nur gerade überlegt, welche Außerirdischen dein wunderschön grünes, griesgrämiges Gehirn wohl durch Raphael-mäßigen Matsch ersetzt haben. Und ob es vielleicht dieselben sadistischen Marsmenschen waren, die mir diesen grässlichen Mitbewohner gesandt haben."

"Ist das dein Ernst?"

"Wieso hasst mich das Universum so sehr, Ragnor? Wieso? Weihnachten steht vor der Tür und in meiner Wohnung lebt ein Monster mit spanischem Akzent."

"Hör mal, Magnus, Raphael ist wirklich ein netter, lieber -"

"Was? Wie bitte? Die Telefonzelle fährt durch einen Tunnel, ich kann dich nicht hören..."

Magnus legte auf. Schnee rieselte vor den beschlagenen Scheiben der Telefonzelle hinab und bedeckte Brooklyns Straßen unermüdlich mit einer grauen, deprimierenden Schlammschicht. Was diese Stadt brauchte, war ein wenig Glitzer. Ein bisschen Magie.

Die Münzen klimperten leise während Magnus sie in den Schlitz vor ihm steckte.
Der Hexenmeister pfiff die Melodie von Jingle Bells vor sich hin. Catarina würde ans Telefon gehen und ihm sagen, dass es vollkommen legitim war, einen Vampir-Frischling umzubringen, um Weihnachten zu retten. Da war Magnus sich sicher.

"Ja?"

"Catarina! Meine Liebe! Wie geht es dir?"

"Magnus. Wenn ich auch nur noch ein einziges Mal den Namen dieses Jungen hören muss, bringe ich euch um. Alle beide, dich und Ragnor. Die Reihenfolge muss ich mir noch überlegen."

"Aber..."

"Kein aber." Catarinas Stimme würde ein wenig weicher. "Vielleicht solltest du versuchen es positiv zu sehen?"

Ein Klicken in der Leitung verriet Magnus, dass sie aufgelegt hatte.

Es positiv sehen? Raphael Santiago etwas positives abgewinnen? 
Niemals. 
Resigniert verließ Magnus die Telefonzelle und stapfte durch den kalten Winterabend nach Hause.

In seiner Wohnung begrüßte ihn eine verdächtige Stille. 
Nachdem er vorsichtig alle Zimmer überprüft hatte (sowohl auf magische, als auch auf Ninja-mäßig-absolut-gekonnte Art), machte er einen kleinen Freudensprung. 
Die Tatsache, dass er sich dabei den Kopf an seiner zuvor beim Reinschleichen aus Versehen halb umgekippten Designerlampe stieß, dämpfte Magnus' kurzen, euphorischen (selbstverständlich höchst männlichen) Seufzer des Glücks nur unwesentlich. 
Er war allein. Endlich!

Frisch geduscht, der gemütliche flauschige Pyjama mit den süßen Kätzchen drauf, ein gutes Buch und ein Teller Kekse. Oh ja, Magnus hatte sich diesen wahrhaft himmlischen Moment mehr als verdient.

Er kletterte ins Bett, und zog sich genüsslich die Decke bis zum Kinn hoch. Oder eher gesagt: Bis seine Füße und der Rest seines Körpers registrierten, dass sein Bett mit Eiswürfeln gefüllt war. 
In dem Moment, in dem diese Erkenntnis auch in seinem Gehirn angekommen war, stieß Magnus Bane, Oberster Hexenmeister von Brooklyn, einen höchst unhexenmeistermäßigen Schrei aus.

Ein Schrei, der nur von dem Gelächter des jungen, viel zu blassen Mitbewohners übertönt wurde, der plötzlich im Türrahmen erschienen war. 
"Du wolltest doch weihnachtliche Stimmung, Magnus, oder? Und -dios- was wäre weihnachtlicher als Schnee und Eis?" Raphael kriegte sich nicht mehr ein vor Lachen.

Magnus traf drei Entscheidungen an diesem Abend, während er sich aus seinem tiefgefrorenen Bett quälte.

1. Raphael würde ausziehen. 
(Eine Entscheidung, deren Umsetzung noch bis Ostern des folgenden Jahres dauern würde.)

2. Raphael verdiente Rache. (Eine Entscheidung, die zu dem berühmt-berüchtigten "Eis-Glitzer-Krieg" führte, WG-Geschichte schrieb und letztlich Magnus endgültigen Verweis aus Peru veranlasste.)

3.Dieses Weihnachten würde etwas ganz Besonderes werden.

Merry Magnus-turbulente WeihnachtszeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt