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5| Zertrümmertes Herz

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Als ich nach meinen Vorlesungen in die WG gehen möchte, fällt mir plötzlich auf, dass ich gar keinen Schlüssel habe.

Verfluchter Pferdemist, wie kann ich das nur vergessen haben? Seufzend lasse ich mich auf die Treppenstufe gegenüber der Wohnungstüre fallen. Jones habe ich eben noch gesehen, allerdings hatte er es ziemlich eilig in eine Vorlesung zu kommen.

Tja, das ist dann jetzt meine Schuld. Vielleicht habe ich sogar Glück und es ist jemand da. Seufzend erhebe ich mich und klingle. Erst einmal, dann zweimal, bis ich es wieder aufgebe. Ich bin nicht sehr geduldig, aber ehrlich gesagt habe ich auch daran gezweifelt, dass jemand da sein würde.

Also lasse ich mich wieder auf die Treppenstufe fallen und krame mein Handy heraus. Vielleicht haben die ja irgendwo einen Ersatzschlüssel versteckt. Ich werfe einen Blick auf die nicht vorhandene Fußmatte. Nein, das haben sie nicht.

Ich wische über meinen Bildschirm und schiebe die Nachrichten von Kara somit ungelesen in den Papierkorb. Ich habe sie heute komplett ignoriert, was nicht einfach war. Vor jeder Tür hat sie auf mich gewartet und hing ständig auf der Lauer. Aber wenn ich ehrlich bin, bin ich sogar froh, dass es so ist. Denn würde sie nicht mit mir reden wollen, würde ich daran zweifeln, ob sie mich jemals als Freundin gesehen hat.

Apropos Freunde. Ich habe ab sofort keine mehr. Wenn ich diese Freaks aka Mitbewohner von Jones außen vorlasse, rede ich mit niemandem. Ich meine das ernst, mit wirklich niemandem. Liz und Max habe ich heute ein paarmal gesehen, sie haben mich gegrüßt, was ich mit einem schlappen Nicken erwidert habe.

Ich finde Menschen irgendwie komisch, was vielleicht auch irgendwie seltsam klingt, weil ich Menschen später helfen möchte. Aber ernsthaft, wenn man mal darüber nachdenkt, sind wir doch komische Wesen.

»Wieso hast du angerufen?«

Eine Nachricht von Jones.

»Wie komme ich in die Wohnung ohne Schlüssel?«, antworte ich ihm und tippe dabei sehr schnell, um zu verhindern, dass er sich sein Handy wieder in die Tasche steckt, ohne meine Nachricht gelesen zu haben.

»Du Idiotin! Bin in einer halben Stunde da.«

Oh Mann, fluchend lasse ich meinen Kopf gegen die Wand fallen, reibe ihn mir dann aber, weil das echt schmerzhaft gewesen ist.

Ich verbringe um die zehn Minuten damit, mir meine Nägel zurechtzufeilen. Das sieht gar nicht mal so beschissen aus. Ich betrachte meine Finger, bekomme kaum mit, dass sich die Tür öffnet. Die Wohnungstür. Von der Innenseite.
Und heraustritt – oh wow, im Licht sieht Anderson noch viel attraktiver aus.

"Scheiße, ist das dein Ernst?" fluchend springe ich auf und starre den Kerl fassungslos an. Er sieht aus, als käme er gerade aus dem Bett. Er fährt sich durch die Haare, bevor er mich verwirrt mustert und sich seinen Rucksack aufschultert.

"Was machst du hier?", will er verdutzt wissen. Jetzt bin ich mir sogar eindeutig sicher, dass er gerade erst aufgestanden ist.

"Wonach sieht's denn aus?" Hilflos werfe ich meine Arme in die Luft. Das ganze Szenario kommt mir ziemlich bekannt vor.

"Evelyn, richtig? Wieso gehst du nicht rein, wenn du jetzt hier wohnst." Er macht mir seufzend den Weg frei, klingt irgendwie genervt. Der hat sie ja wohl nicht mehr Alle, wenn hier jemand genervt sein sollte, dann Ich!

"Was ein super Vorschlag. Den habe ich noch gar nicht in Erwägung gezogen."

Er verdreht die Augen.

"Ich habe geklingelt du Vollidiot, wieso machst du auch nicht auf?!"

Er zuckt bloß mit den Schultern. "Hab ich nicht gehört. Außerdem gibt's da auch 'ne tolle Erfindung namens Schlüssel. Damit kommt man ganz einfach in die Wohnung." Seine Lippen verziehen sich zu einem schiefen Grinsen. Arrogantes Arschloch. Pah, der findet das auch noch lustig. Ich weiß nicht, wie lange ich mich noch zurückhalten kann. Bei einem weiteren blöden Kommentar trete ich ihm so fest in die Eier, dass er keine Kinder mehr zeugen kann.

Und das klappt. Ich habe es früher mal bei meinem ätzenden Onkel probiert und der hat immer noch keine Kinder.

"Es gibt da auch 'nen tollen Weg nach draußen. Einfach die Treppen runter", zische ich und gehe an ihm vorbei. Dabei remple ich ihn extra an. Bevor er auch noch irgendetwas sagen kann, schlage ich ihm die Tür vor der Nase zu. Vielleicht reagiere ich etwas übertrieben zickig, aber im Moment hat sich mein Hass auf Typen, die ich attraktiv finde, echt massiv gehoben.

Ich massiere mir meine Schläfen, während ich meine Tasche auf die Couch werfe. Aus dem Kühlschrank hole ich mir eine Colaflasche heraus und schütte mir ein Glas ein. Seufzend stütze ich meinen Kopf auf meinen Händen ab. Ich habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll, nach einer Wohnung zu suchen. Als ich jemanden durch die Wohnungstür gehen sehe, verdrehe ich ungewollt die Augen. Es regt mich jetzt schon auf, dass hier jeder raus und rein kann.

Als ich Anderson dann aber erkenne, welcher in seinem Rucksack nach etwas sucht, hebe ich ausdruckslos eine Augenbraue. Als er mich sieht, hebt er ebenfalls eine seiner Brauen.

"Ich habe bloß was vergessen." Als müsse er sich rechtfertigen ... Ich hebe abwehrend die Hände, zu faul ihm irgendwas zu antworten. Er verschwindet in Richtung Zimmer. Als es an der Tür klingelt, rolle ich erneut mit den Augen. Wie viel anstrengender kann dieser Tag noch werden? Ich will mich jetzt einfach in mein Bett verkriechen und Eis essen. Schokoeis mit Sahne. Aber nein, es klingelt an der Tür. Und weil Anderson nicht auftaucht, muss ich mich erheben und selbst zur Tür trotten.

Ich öffne die Tür mit Schwung, könnte sie aber direkt wieder zuknallen, als ich sehe, wer davorsteht. "Was zur Hölle willst du hier?" Meine Stimme trägt so viel Abschaum in sich, dass es schon bemerkenswert ist. Alex höchstpersönlich steht vor mir. Er sieht scheiße aus. Er ist scheiße und ich finde ihn scheiße.

"Eve, ich muss unbedingt mit dir reden." Ich beginne zu lachen. Keinen Plan warum, diese Situation ist einfach nur absurd.

"Ach ja?" Fragend runzle ich die Stirn, lege den Kopf schief, winke ihm zu und lasse die Tür mit einem lauten Knall zufallen. Ich lehne mich mit dem Rücken daran und unterdrücke dieses beschissene Gefühl in mir. Das muss aufhören, ich will das nicht mehr fühlen.

"Was war das denn?" Ich hebe den Blick und entdecke Jake, welcher mit verschränkten Armen vor mir steht. Seine Lippen sind zu einem Grinsen verzogen und am liebsten würde ich ihm jetzt in die Eier treten Aber dazu habe ich jetzt leider keine Kraft. Ich fühle mich auf unerklärliche Weise ausgelaugt.

Anderson geht an mir vorbei und öffnet die Tür, wirft mir dann einen fragenden Blick zu. Ich schaue kurz nach draußen. Alex lehnt an der gegenüberliegenden Wand, kommt jetzt aber auf uns zu. Ich sehe Jake flehend an. Er soll einfach sein Maul halten.

"Woher weißt du überhaupt wo ich wohne?" Die Frage schießt mir durch den Kopf und schon habe ich sie laut gestellt.

"Das spielt keine Rolle, Eve, ich muss dir das erklären. Jetzt lass mich bitte rein und mach nicht einen auf beleidigt." Das ist mein Signal, denn das war definitiv zu viel.

Ich stelle mich vor Jake, verschränke die Arme vor der Brut und funkle Alex wütend an. "Willst du mich verarschen? Du hast meine beste Freundin auf meiner Couch gevögelt. Zieh Leine, bevor ich dir deine verkackten Eier rausreiße." Gut, es kann sein, dass das etwas zu laut war und man es im Treppenhaus schallen gehört hat. Aber um Gotteswillen, das ist mir scheiß egal.

"Evelyn." Alexs Stimme ist ein Flüstern. Ein Flüstern, eine Stimme, die ich einfach nicht mehr hören kann.

"Komm mir nicht mit Evelyn, Alex. Verfi–"

Plötzlich landet eine Faust in seinem Gesicht. Und die ist nicht von mir. Ich brauche einen Moment um das zu realisieren. Alex taumelt zurück. Verwirrt drehe ich mich zu Jake um. Er steht da und fixiert ihn mit vernichtenden Blicken.

"Was zum–"

Weiter komme ich nicht. Anderson geht an mir vorbei und schließt die Tür hinter sich. Ich lasse mich an der Tür heruntersinken und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Ruhig atmen, dreimal aus, dreimal ein.

Was war das denn gerade? Die ganze Situation ist so absurd, dass ich nur darüber lachen kann. Also tue ich das. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und beginne hysterisch zu lachen. Ich will nicht weinen und ich will den Haufen aka mein zertrümmertes Herz, welches Alex hinterlassen hat, nicht mehr fühlen.


FREAKSTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang