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7| Geschmacklos

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Ich sitze auf einer der vielen Bänke im Campusgelände. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Ich bin aus einem Kurs geflogen. Ich habe vergessen, dass ich heute einen Vortrag hätte halten sollen und weil der Professor kein Herz hat, hat er mich umgehend aus seinem Kurs geworfen.

Ich kicke die Kieselsteine vor meinen Schuhen weg und kaue auf meiner Lippe herum um. Ich brauche diesen Kurs, verdammt.

Ich hebe den Blick und sehe, dass einige Kurse gerade zu Ende sind, weshalb sich das Gebäude füllt.

Augenverdrehend schultere ich meinen Rucksack auf und begebe mich zur Info. Die müssen mir ja irgendwie helfen können.

Ich erkläre der Frau hinter dem Tresen meine Situation und sie nickt ein paarmal verständnisvoll. Was zum Teufel?

"Ich brauche diesen Kurs, verstehen sie das denn nicht?"

Die Frau schiebt ihre Brille zurecht und nickt noch einmal. Ich bin kurz davor zu explodieren.

"Tut mir leid, aber wenn der Professor sie darum gebeten hat seinen Kurs zu verlassen, kommen sie da nicht mehr rein." Jetzt schüttelt sie den Kopf, verzieht dabei jedoch keine Miene.

"Ich schaue mal, in welchem Kurs noch Plätze frei wären." Sie gibt irgendwas in ihren Computer ein. Ein paar Minuten ist es still zwischen uns, bis sie ein leises "aha" von sich gibt.

"Was halten sie von kreativem Schreiben?" Sie mustert mich über ihre Brille hinweg.

Ich runzle die Stirn. "Ich habe als Hauptfach Psychologie gewählt. Wäre noch irgendetwas in dieser Richtung frei?" Schreiben, ich glaube es nicht.

Ich weiß, dass die Lady vor mir sich darum bemüht nicht mit den Augen zu rollen. Ich presse meine Lippen zusammen, um auf einen bissigen Kommentar zu verzichten.

Sie tippt wieder etwas in ihren Computer ein, nickt dann schnell. "Der Kurs heißt 'Befreie deinen Geist'. Wäre das eine Alternative?"

Ich blinzle , um zu realisieren, dass sie das komplett ernst meint. Ich seufze einmal.

"Hören sie mal, wenn sie einen Kurs brauchen, dann müssen sie sich hiermit zufriedengeben. Das hier ist kein Wunschkonzert." Sie klingt genervt.

Ich schlucke und nicke. Ich habe gar keine andere Wahl. Ich brauche noch einen Kurs um die erforderte Punktzahl zu erreichen. "Gut, dann tragen sie mich für diesen Kurs ein."

Die Frau nickt, tippt erneut etwas ein und reicht mir dann ein ausgedrucktes Blatt, auf dem alle wichtigen Informationen zu diesem Kurs stehen.

*

Ich stehe vor dem Haus, in dem sich meine Wohnung befindet. Befunden hat, meine ich.
Ich werfe einen Blick zu Ben, der im Wagen sitzt und mir ein Mut machendes Lächeln zu wirft. Jones steht neben mir mit verschränkten Armen vor der Brust, und einer Fassade, die killen könnte.

Eigentlich wollte ich, dass er auch im Auto bleibt, aber er hat sich nicht klein kriegen lassen. Er muss unbedingt den Macker spielen. Dabei weiß ich nicht mal, ob Alex überhaupt da ist. Wahrscheinlich nicht, es sei denn er und Kara führen jetzt so etwas wie eine verlogene Drecksbeziehung.

Ich nicke, um mir selbst Mut zu machen und balle unbewusst meine Hände zu Fäusten. Dann ziehe ich die riesige Eingangstür, mit der ich so lange Probleme hatte, auf und trete ein. Mein Cousin befindet sich hinter mir, sagt aber nichts, wofür ich ihm dankbar bin.

Ich brauche jetzt niemanden, der versucht, mir diese Situation gut zu reden. Denn das ist sie nicht. Ich hätte niemals damit enden sollen, meine Sachen aus einer Wohnung zu holen, weil ich dort drin von meinem Freund betrogen wurde.

FREAKSWhere stories live. Discover now