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6| Jämmerlicher Waschlappen

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Als ich die Tür zuschlagen höre, öffne ich meine Zimmertür und sehe zum Eingang, um zu sehen, wer gekommen ist.

Gott sei Dank ist es Jones. Ich trete ganz aus meinem Zimmer. Ihm folgen Max und Liz, was mich gleich zum Augen verdrehen bringt. Ich will umkehren und mich wieder unter meiner Bettdecke verkriechen. Aber es ist zu spät, Sommersprosse hat mich bereits bemerkt.

"He, Evelyn. Willst du auch was essen?" Er klingt freundlich. Wahrscheinlich ist er das auch und ich sollte bestimmt auch nett zu ihm sein, aber gespielte Höflichkeit kann ich grad echt nicht aufbringen.

Ich drehe mich nicht nochmal zu den dreien um, sondern begebe mich einfach ins Zimmer und schließe die Tür hinter mir.

Ich werfe mich auf mein Bett und stoße einen Seufzer aus. Wenn alles so passiert wäre, wie ich es vorgesehen hätte, säße ich jetzt mit meiner besten Freundin und meinem Freund in unserer Wohnung und würde meinen Kater auskurieren.

Ich bin erstaunt darüber, wie schnell sich einfach alles wenden kann. Noch gestern Morgen habe ich mit Kara gefrühstückt und Alex hat mich abgeholt, um mich an die Uni zu fahren.

Es deprimiert mich. Die Gewissheit, dass ich wie Dreck behandelt wurde. Es klopft an meiner Zimmertür. Unwillkürlich verdrehe ich die Augen, eigentlich will ich jetzt niemanden sehen. Bevor ich irgendwas sagen kann, wird die Tür bereits aufgemacht.

Ich vergrabe meinen Kopf unter meiner Bettdecke. Jemand setzt sich auf das Bett. Ich bin den Freaks hier echt unendlich dankbar, dafür, dass sie mich hier für kurze Zeit wohnen lassen, aber auf ein bisschen mehr Ruhe habe ich wirklich gehofft. Alles, was ich will, ist ein riesiges Schokoladeneis mit extra viel Sahne und Linkin Park.

"Eve." Die Stimme meines Cousins klingt aufmunternd. "Jetzt komm doch mal aus deinem Versteck heraus." Er seufzt und zieht an der Decke, die ich fest umklammere. Ich strecke ihm den Mittelfinger entgegen, woraufhin er aufsteht und erneut seufzt. Ich weiß, ich benehme mich wie ein jämmerlicher Waschlappen, aber ich bin liebend gerne ein jämmerlicher Waschlappen.

"Evelyn", säuselt Jones jetzt in einer singenden Stimmlage. Ich verdrehe bloß die Augen, hebe immer noch nicht meinen Kopf. Ich will nicht, dass mich jetzt jemand in diesem Zustand sieht, selbst ich habe meinen Stolz. "Komm schon–" Jetzt reicht es mir, ich unterbreche meinen Cousin, indem ich mich aufrecht hinsetze und ihn wütend anblinzle.

"Jones, lass mich in Ruhe." Ich werfe ihm einen Blick durch zusammen gezogene Augen zu. Er hebt überrascht eine seiner Augenbrauen und zieht die Luft ein. Ich suche nach etwas in meiner Nähe, womit ich ihn abwerfen kann, aber alles, was ich sehen kann ist mein Handy, welches ab sofort einen Riss quer durch den Bildschirm plagt. Tja, mein iPhone hat den gestrigen Tag wohl auch nicht hundertprozentig überlebt.

"Ich habe Jake eben gesehen, er meinte, dass hier irgend so ein Affe auf der Matte stand." Jones lässt sich erneut auf mein Bett fallen, diesmal aber ans Fußende, damit er einen gewissen Abstand zu mir hat. Ich lasse frustriert meine Schultern fallen und verdrehe die Augen.

"Ja, kann schon sein, dass Alex hier war." Ich blicke auf meine Nägel und zucke mit den Schultern. Ich höre meinen Cousin ein weiteres Mal seufzen. Heute seufzt er ziemlich oft. Vielleicht ist heute ein Seufz-Tag. Das ist ein Tag, an dem Worte einfach nicht reichen um auszudrücken, was man fühlt.

"Ich poliere diesem Bastard noch ordentlich die Fresse, das kannst du mir glauben." Ich blicke auf zu Jones, welcher sich mit der flachen Hand über sein Gesicht reibt. Erst verpasse ich ihm eine Backpfeife, dann landet Andersons Faust in seinem Gesicht und jetzt will Jones auch noch sein Revier markieren? Das ist total lieb von ihm und ich weiß diese Geste echt zu schätzen, aber irgendwie fühlt sich das so an, als würde Alex denken, dass ich hier Schutz suche. Was ich nicht tue, um das mal ein für alle Mal klar zu stellen.

FREAKSWhere stories live. Discover now