#3 - Do you need me?

1.2K 59 8
                                    

Ich lese gerne dieses Pairing, wollte aber diesmal nur Freundschaft. ^-^ Achtung, die Charaktere sind ein bisschen OOC...

___

Rubriken: Drama, Freundschaft

Mit klammen Fingern drückte die elfjährige Ginny Weasley sich das unscheinbare Tagebuch an die Brust. Um sie herum war es kalt und feucht. Sie kniete in ihrer Schuluniform auf dem harten Boden.
Blut klebte an den Innenseiten ihrer Hände. Es war nicht ihr eigenes, aber sie wusste auch nicht, von wem oder was es sonst stammte.
Nebel umhüllte ihre Gedanken und trübte ihre Sicht. Warum war sie hier? Was passierte gerade?
Sie hielt das Buch noch fester, denn es schien ihre Sorgen, ihre Traurigkeit einzusaugen. Jedes Gefühl. Auch Glück, aber das konnte sie verschmerzen.
Ginny schloss die Augen und gab sich der Leere hin. Durch ihre Augenlider sah sie ein Leuchten, welches nach ein paar Sekunden wieder verschwand. Jemand stand vor ihr, das konnte sie spüren. Aber sie war so müde, so leer, so schwach...
Kraftlos fiel ihr Körper auf die Seite. Irgendwer fing sie auf und bettete sie auf den Boden, der ihr zunehmend warm vorkam. Aber vielleicht lag das auch nur daran, dass sie selbst immer kälter wurde.
„Hab keine Angst", sagte eine angenehme Stimme, die wohl dem Menschen gehören musste, der sie aufgefangen hatte. „Es tut nicht weh. Ginny... Es tut mir leid, dass du es bist. Ich wünschte wirklich, es wäre nicht so. Aber ich brauche dich."
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Er brauchte sie? Niemand hatte sie bis jetzt wirklich gebrauch. Sie war kein Held wie Harry Potter und sie hatte auch keine Freunde bis auf Tom. Tom. Sie war sich sicher, dass er es war, der ihr über die Wange strich.
Das Tagebuch rutschte ihr aus den tauben Fingern.

***

Fünf Jahre später stand Ginny auf einem Schlachtfeld, welches den Namen Hogwarts trug.
Harry war also tot. Es musste stimmen, denn er lag bewegungslos in den Armen des schluchzenden Hagrid.
Tränen brannten in ihrem Hal. Sie war nie ein Mensch gewesen, der viel weinte, aber Harry war immer jemand Besonderes in ihrem Leben gewesen. Sein Tod warf sie fast genauso aus der Bahn wie der von Tom damals in ihrem ersten Schuljahr.
Immer noch, wenn sie daran dachte, erinnerte sie sich, warum sie viele Jahre gebührenden Abstand zu Helen der Zaubererwelt gehalten hatte: Sie hasste ihn dafür, dass er Toms Seelenstück umgebracht hatte. Auch wenn Harry sich vermutlich nicht als solchen gesehen hatte, war er ein Mörder. Nicht besser als Tom. Sogar schlechter, ihrer Meinung nach, schließlich hatte er ihr nie viel Aufmerksamkeit geschenkt, als sie noch ein Kind war, anders als Tom.
Ginnys Vater hatte einen Arm um sie gelegt, denn sie war schreiend vorgestürzt, als Voldemort verkündet hatte, dass Harry nicht mehr am Leben sei.
Toms neues Erscheinungsbild machte ihr nichts aus, sie kannte ja bis jetzt nur seine Stimme. Doch die hatte sich verändert: Früher war sie sanft und angenehm gewesen, jetzt tendierte sie eher zu rau und zischen und rief bei allen außer seinen Anhängern Entsetzen hervor. Aber das fand Ginny nicht schlimm. Er war eben erwachsen geworden. Es tat ihr gut, ihn so lebendig zu sehen, auch wenn er wirklich mehr als wächsern blass war.
„Harry Potter ist tot", wiederholte er und ließ diesen Satz so klingen, als wäre das das Selbstverständlichste überhaupt. „Von heute bis in alle Zukunft werdet ihr nur einem folgen und das bin ich."
Ginny sog seine Worte förmlich auf. Sie spendeten ihr auf eine seltsame Weise Trost.
Er drehte sich grinsend zu seinen Gefolgsleuten um und rief triumphierend: „Harry Potter ist tot!" Die Todesser brachen in Jubelgeschrei und Gelächter aus. „Und das ist die Zeit euch zu bekennen. Tretet vor und schließt euch uns an... oder sterbt!"
Es war nun ganz still.
Nach kurzem Zögern machte sich Ginny entschlossen von ihrem Vater los und ging unter allgemeinem Aufkeuchen der Hellen Seite zu Voldemort. Vor ihm blieb sie ein wenig schüchtern stehen. „Brauchst du mich immer noch?" Das sagte sie sehr leise, doch in der Stille, die herrschte, musste die Frage in die äußersten Ecken des Schlachtfeldes gedrungen sein.
„Ja, Ginny", antwortete er. Ungelenk legte er einen Arm um sie und drückte sie leicht. „Ich brauche dich."
„Ich hab dich vermisst", flüsterte Ginny mit Tränen in den Augen.
Beide lächelten. Es war der Moment, den diese beiden ungewöhnlichen Freunde wohl als ihren schönsten bezeichnen würden. Wenn sie ganz ehrlich wären.

Harry Potter - Oneshots [2017]Where stories live. Discover now