#11 - Personal light

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Auf Wunsch von meiner Schwester MagicGirl110 hin. Hier ist es Tonks, die Harry aus dem Zug holt. Währenddessen hat Luna Zeit für anderes...

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Draco starrte apathisch vor sich hin. Alleine saß er in der Kutsche und dachte nach.
In den Sommerferien war ihm von Voldemort ein nahezu unerfüllbarer Auftrag erteilt worden. Er sollte den neben dem Dunklen Lord selbst mächtigsten Zauberer der Welt töten. Es schien kein direkter Anlass dafür zu bestehen, dass es ausgerechnet Draco traf.
Aber er konnte sich schon denken, warum ihm das angetan wurde: Das Ganze war eine Strafe dafür, dass sein Vater in der Mysteriumsabteilung versagt hatte. Dabei hatte er doch nur eine lächerliche Kristallkugel klauen müssen. Doch die war ihm natürlich heruntergefallen. Früher, als Kind, hatte er seinen Vater bewundert und hatte sein wollen wie er. Mittlerweile kam ihm Lucius Malfoy nur noch wie ein vollkommener Idiot vor.
Und er, der Sohn, musste dessen Fehler ausbaden. Dumbledore würde ihn töten, da war er sich sicher.
Jemand setzte sich ihm gegenüber auf die Sitzbank. Als platinblonde, lange Haare in sein Sichtfeld gerieten, sah er auf.
„Lovegood." Missmutig senkte er wieder den Blick.
„Malfoy." Wie konnte man eine derart helle Stimme haben, ohne wie Lavender Brown zu klingen, deren schrilles Kichern trotz des halben Kilometers Entfernung noch überaus gut zu hören war?
Die Kutsche fuhr ruckelnd los. Offensichtlich waren sie die letzten gewesen.
Der junge Malfoy versuchte zu ignorieren, dass die Viertklässlerin ihren Klitterer herausnahm und begann, ihn von der letzten Seite an und falschherum zu lesen. Und dass sie eine seltsame geflügelte Brille trug, die ihre hellen Augen verdeckte.
Irgendwann bemerkte Luna leichthin: „Um deinen Kopf fliegen ganz viele Schlickschlupfe."
Genervt hob er eine Augenbraue. „Und was sollen die bitte sein?"
Sein Gegenüber lächelte verträumt einen Punkt rechts oben neben seinem Kopf an, sodass er versucht war, sich umzudrehen, um sicherzugehen, dass dort nicht der Dunkle Lord persönlich stand.
„Die kann man nicht sehen, daher weiß niemand so ganz genau, wie sie aussehen. Sie machen dich ganz wuschig im Kopf. Du vergisst leichter etwas."
„Und was soll ich deiner Ansicht nach vergessen haben?" Und warum ärgerte er sich überhaupt mit ihr herum? Sogar mit seinen Freunden hatte er weniger gesprochen.
Sie zuckte mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen?", antwortete sie mit einer Gegenfrage. „Es ist dein Kopf."
Draco schnaubte verächtlich. Das hätte er sich ja denken können. Sie machte immer auf geheimnisvoll, dabei hatte sie nicht mal eine Ahnung, über was sie redete.
Sie schwiegen ein paar Minuten, bis Luna das Schweigen brach: „Siehst du die Thestrale?"
Er verzog das Gesicht und überlegte kurz, ob er darauf wirklich eine Antwort geben sollte, entschied sich aber schließlich dafür. „Ja."
Die Ravenclaw nickte nachdenklich. „Du magst sie nicht. Warum?"
„Sie sind der Tod", sagte er mit Grabesstimme und ärgerte sich, kaum dass er es ausgesprochen hatte darüber. Dieses Mädchen ließ ihn sich lächerlich vorkommen.
Und tatsächlich, Luna lachte leise. „Du klingst wie Professor Trelawney, die sieht alles auch immer so schwarz."
Ihn trafen ihre Worte, doch er ließ sich nichts anmerken. Arrogant wie eh und je meinte er: „Wo ist Weaslette, kannst du nicht sie nerven?"
Sofort war ihr Lächeln wie weggewischt. Stattdessen huschte ein kurzer Ausdruck von Traurigkeit über ihr Gesicht. „Sie ist in einer anderen Kutsche mit Dean. Ich wollte nicht bei ihnen sitzen, da fühle ich mich nur wie das fünfte Rad am Wagen."
Ein wenig betroffen schloss Draco den Mund, den er zu einer gemeinen Bemerkung geöffnet hatte. Er verachtete und bewunderte sie gleichzeitig dafür, so offen über Gefühle sprechen zu können.
Die Kutsche hielt, aber sie blieben sitzen. Irgendetwas hielt sie davon ab, aufzuspringen und das Weite vorm anderen zu suchen.
„Da ist Professor Snape", bemerkte Luna und nickte zu einer dunklen Gestalt hin, die hinterm Tor wartete.
Draco sah in die entgegengesetzte Richtung. „Mir egal."
Ein leise knirschendes Geräusch ließ ihn herumfahren. Eine weitere Kutsche fuhr etwas weiter weg den Weg entlang.
„Das ist Potter", stellte der Slytherin grimmig fest. Hatte es der Junge der lebt also doch noch rechtzeitig aus dem Zug geschafft. Irgendwer musste blöd genug gewesen sein, um den Möchtegernhelden aus der Ganzkörperklammer zu befreien.
„Was hast du gegen ihn?", fragte Luna, die sich nun auch umgedreht hatte und ihren Blick von der fernen Kutsche zu Draco und zurück wandern ließ.
Der schluckte bitter. „Er ist schuld daran, dass mein Leben jetzt so ist, wie es ist."
Luna schien das nicht einzusehen: „Er hat dir deine Kindheit gerettet."
„Du verstehst das nicht, Loony." Besonders begeistert schien sie nicht von diesem Spitznamen zu sein, wenn er ihren Gesichtsausdruck richtig deutete.
„Ich glaube schon, doch."
„Dann erklär es mir!", schnauzte er sie an. Was bildete sich dieses Mädchen ein? Sie kannte ihn seit gerade mal zehn Minuten persönlich.
„Das brauche ich nicht, du weißt es ja selbst", wiegelte sie ungerührt ab.
„Lovegood...!", knurrte er feindselig. Konnte man mit ihr denn keine anständige Unterhaltung führen?
„Luna", sagte sie und stand auf.
Er konnte sich eines verdutzten Blinzelns nicht erwehren. „Was?"
„Luna", wiederholte die Ravenclaw. „Du musst wissen, ich mag meinen Nachnamen nicht sonderlich."
Draco zögerte (War das hier wirklich klug?), dann sagte er: „Draco. Früher war ich stolz auf meine Familie, aber inzwischen hat sie ihren guten Ruf verloren."
Sie nickte verstehend und sprang von der Kutsche. Dann nahm sie ihr Gepäck von der Ablage und lächelte ihn an. „Wenn du reden willst oder Hilfe brauchst, kannst du gerne zu mir kommen."
Es wunderte Draco selbst, doch er sagte: „Meinetwegen."
Luna klopfte dem Thestral, der vor den Wagen gespannt war, auf den Hals und ging im Hüpfschritt davon, das Haar in leuchtenden Wellen hinter ihr her wehend.
Dies war der Abend, an dem Luna Lovegood zu Draco Malfoys persönlichem Licht wurde. Und es auch blieb, als Snape mit grimmigem Gesichtsausdruck neben dem Verschwindekabinett stand und von Filch genervt seinen Patensohn zur Schnecke machte, ehe der überhaupt einen Fuß auf das Gelände gesetzt hatte.

Harry Potter - Oneshots [2017]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt