Part 33

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Ich renne. Renne einfach weg, weg vor Zayn und meinen Gefühlen für ihn und weg von der Enttäuschung, das die Gefühle nie erwidert werden.

Vielleicht hasst mich Zayn nicht so sehr wie am Anfang, aber er hat mir wohl mehrfach klar zu verstehen gegeben, das er mich nicht mag. Küsst man jemanden den man nicht mag?
Anscheinend schon, ich selber habe bereits Rebecca geküsst und mit ihr es geschlafen, just for fun. Da kann Zayn das selbe auch bei mir tun.

Wenigstens könnte bei Zayn und mir kein Baby rauskommen. Wobei das schade ist, unser Kind  würde sicher richtig gut aussehen.

Ich weiche den Zweigen eines kahlen Baumes aus und stolpere weiter über das Feld. Warum bin ich nicht einfach über die Straße gelaufen? Da würde wenigstens nicht die Gefahr bestehen, in einem Mauwurfshügel zu verrecken.

Meine Lunge brennt und nervige Seitenstechen piksen mich, aber ich laufe solange weiter, bis ich über eine Wurzel stolpere, die ich in der Dunkelheit nicht erkennen konnte. Erschöpft bleibe ich im Dreck liegen und versuche erst einmal Atem zu schöpfend.

Keuchend schließe ich die Augen und bemerke erst jetzt, das mir unfassbar kalt ist. Warum musste ich auch ohne Pullover und Jacke wegrennen? So abends ohne Shirt im November, ist das mehr als ungünstig.

Ich rappele mich vom eisigen Boden auf und klopfe mir den Dreck von den Klamotten, auch wenn es vermutlich nichts bringt. Ich sehe mich in der Dunkelheit um, und kann nur schätzen wo ich bin und wie spät es ist.
Ich bin komplett orientierungslos. Scheisse.

Rechts: Maisfeld.
Links: Maisfeld.
Vor mir: Maisfeld
Hinter mir: Maisfeld.
Unter mir: Maisfeld.
Über mir: Maisfe-...Himmel.

Leider habe ich keine Ahnung wo ich bin, welchen Weg ich gerannt bin und wie ich wieder zurück zum Club komme. Vielleicht sollte ich einfach Zayn anrufen und mich entschuldigen, das ich so überstürzt weggerannt bin. Aber nein, das kommt gar nicht in Frage.

Dann halt meine Mutter. Aber die würde mir einen stundenlangen Vortrag halten, auf den ich auch gut und gerne verzichten kann. Mein Vater...naja, der weiß nicht mal mehr das ich selber Vater werde, also sollte ich mich bei ihm vermutlich in der nächsten Zeit nicht allzu unbeliebt machen.
Nagut, dann bleibt nur das Navi und ich finde alleine den Weg.

Jetzt brauche ich nur noch mein Handy...ich klopfe meine Hose ab, aber bemerke enttäuscht, das ich es in meiner Jackentasche habe. Und die liegt warm und sicher unten im Club neben der Kegelbahn. Ganz klasse.

Erschöpft fahre ich mir mit den Händen übers Gesicht und versuche die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Ich bin ein Mann, keine Memme. Enttäuschungen und Fehler bestimmen das Leben, aber daraus lernt man.

Jetzt erstmal zusammenreißen und scharf nachdenken, Liam. Du weist nicht wo du bist und du siehst kaum etwas. Das einzige was du weißt, ist die wage Richtung aus der du gekommen bist. Also umdrehen und versuchen den Club zu finden.

Ich atme einmal tief durch und mache auf dem Absatz kehrt. Jetzt habe ich schonmal so etwas wie einen Plan. Verlaufen ist kacke, aber ich finde den Weg sicher wieder zurück. Also hoffe ich.

Meine Nase beginnt zu laufen und ich Schlinge meine Arme um meinen Körper, um mich etwas zu wärmen. Die Erkältung morgen lässt grüßen. Um mich aufzuheitern und die Zeit schneller rumzukriegen, beginne ich zu einer Melodie zu singen.

"Allein auf einem Feld, ohne Geld, kauf ich mir die Welt...," ich unterbreche mich. Ohne Geld kann ich mir die Welt nicht kaufen.
Nochmal von vorne.

"Allein auf einem Feld, ohne Geld, wohin es mir gefällt...," ich unterbreche mich erneut. Ich gehe ja gar nicht dahin, wohin es mir gefällt, sondern da hin, wo ich gerade hin muss.
Also nochmal von vorne.

"Allein auf einem Feld, ohne Geld, irgendwo auf der Welt, laufe ich umher, hier ist kein Meer und ich fühle mich so leeeeeer...Da vorne ist ein Licht, so ein kleiner Wicht...

....da vorne ist ein Licht!," schreie ich jetzt und sehe begeistert Scheinwerfer in der Ferne.
"Hiiiieeeer," beginne ich zu brüllen und laue den Scheinwerfern entgegen, die jetzt auf mich zusteuern.

Nun nehme ich auch das Brummen wahr und dann erkenne ich Zayns Motorrad auf mich zu rasen. Obwohl meine Füße weh tun und ich friere, laufe ich schneller. Das ist meine Rettung.

Zayn stellt sein Motorrad mitten auf dem Feld ab und scheisst anscheinend auf den Dreck der an den Rädern und den Flanken klebt, den jetzt läuft er die letzen Meter zu mir und nimmt mich ganz fest in den Arm.

"Tollpatsch du dummer Idiot, ich habe mir solche Sorgen gemacht. Bist du vollkommen irre mitten in der Nacht halbnackt über Maisfelder zu rennen?," flüstert Zayn mir vorwurfsvoll ins Ohr und ich kuschele meine Nase an seine Halsbeuge und atme einmal tief ein.

"Tut mir leid," murmle ich gegen seine weiche Haut und Zayns Griff um mich wird nur fester. So stehen wir eine Weile einfach nur da, dicht umschlungen auf diesem...Maisfeld. Für den Rest meines Lebens werde ich das Wort Maisfeld hassen.

"Komm jetzt," meint Zayn irgendwann leise zu mir. Ich löse mich - widerstrebend - von ihm und er weicht meinem Blick aus, als er meine Hand nimmt und mich zu seinem Motorrad zieht.

"Hier, ich hab deinen Pulli und deine Jacke mitgebracht." Er reicht mir beides und ich Klemme mir die Klamotten zwischen die Beine, während ich mein verdrecktes T-Shirt ausziehe. Ich spüre Zayns Blicke auf meinem nackten Oberkörper, aber gerade kann ich mich nicht dafür interessieren.

Als ich wieder warm eingepackt vor Zayn stehe, sehe ich gerade noch, wie er ertappt wegblickt. Ich bin mir sicher, hätten wir Licht gehabt dann hätte ich rote Wangen erkennen können.

Wortlos reicht er mich einen Helm und ich schwinge mich hinter ihm auf sein Motorrad.
"Bist du sauer auf mich?," frage ich leise und kaue auf der Unterlippe. Zayn antwortet mir nicht und fährt einfach los.

Ich Schlinge meine Arme um seinen Bauch und kuschele mich wie immer an ihn, aber dieses Mal habe ich das Gefühl, das es Zayn unangenehm ist. Trotzdem Presse ich mich enger an ihn ran.

Wir fahren von den Feldern runter, an dem Club vorbei und landen schließlich nach einer Ewigkeit wieder in der Zivilisation. Die hellen Straßenlaternen blenden mich erst etwas, aber ich bin ganz froh nicht mehr alleine im Dunkeln zu stehen.

Wir fahren an einer Apotheke vorbei und auf der Uhr darüber steht 23:17.
Das es so spät schon ist, hätte ich nicht erwartet, ich war wohl länger auf dem Feld als gedacht.

Zayn stoppt das Motorrad schließlich wie das letze Mal in unserer Einfahrt und ich steige ab. Meine Hände sind eingefroren und so dauert es etwas, bis ich den Verschluss am Helm gelöst habe und ihm abnehmen kann.

Ich reiche ihn Zayn und bleibe dann unschlüssig stehen, da ich keine Ahnung habe wie ich mich von dem anderen verabschieden soll. Doch er übernimmt mir die Entscheidung, in dem er den Motor startet und sich scheinbar überwindet, noch etwas zu mir zu sagen.

"Ich bin nicht sauer, Liam. Ich bin enttäuscht."

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