Kapitel 54 - Kompliziert

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Er erwiderte den Kuss zwar nicht, doch trotzdem drückte er mich nicht weg. Als ich mich dann schließlich nach kurzer Zeit von ihm löste, da sah ich, dass er seine Augen geschlossen hatte und sie wieder langsam öffnete. Es wirkte so, als müsste er es erst einmal realisieren und dieses Mal war er derjenige, der nichts sagen konnte. Wir standen dort mehrere Sekunden, die sich durch diese schreckliche Stille ewig anfühlten, bis er dann schließlich doch endlich ein Wort herausbekam. "Tia..", sagte er vorsichtig und ich wusste an dem Tonfall, dass ich mir wieder was anhören konnte. Es war auf jeden Fall kein gutes Zeichen.  "Du bist nur verletzt", sagte er viel zu leise, doch ich verstand jedes einzelne Wort. "Ich weiß, deswegen will ich das ja", sagte ich nur und biss mir zögerlich auf die Unterlippe. Es war ein idiotischer Gedanke, gefolgt von einer idiotischen Tat, doch es ließ mich vergessen. Auch wenn ich mich dabei schlecht fühlte, war das andere Gefühl unerträglich, weswegen ich es irgendwie versuchen musste. Ich wusste, dass das alles total dämlich klang und ich hatte auch damit gerechnet, dass ich momentan einfach alles versauen würde, doch ich täuschte mich, denn nun hatte Jungkook seine Lippen auf meine gelegt. Dadurch, dass ich das nicht mal ansatzweise erwartet hatte, fiel ich fast zurück, doch wurde durch seine Hand an meinem Rücken aufgehalten. Als ich den Kuss gerade erwiderte, da löste er sich wieder von mir und lehnte seine Stirn gegen meine, wobei er seine Augen immer noch zuließ. "Das ist sowas von falsch", schlussfolgerte er sicher und nun schloss ich meine Augen, um das alles noch einmal durchzudenken. Es war wirklich falsch, doch trotzdem wollte ich das machen und bereute es nicht, da es mir besser als jedes verletzen und jedes ablenken tat. "Jungkook", sagte ich und entfernte mich ein Stückchen von ihm, sodass ich ihm in die Augen sehen konnte. "Du hast Recht. Ja, es ist falsch", fing ich an und kam ihm wieder extrem nah, sodass er mich bei jeder Bewegung prüfend und fragend beobachtete. Ich verwirrte ihn und genau das war auch mein Ziel, denn ich wollte ihn durcheinander bringen. "Aber was ist in genau diesem Moment noch richtig und falsch", sagte ich noch und streifte mit meinen Lippen kurz über seine. Es war gemein, was ich da tat, weil ich wusste welche Gefühle er für mich hatte. Ich weiß, dass wir so viel durchgemacht hatten und ich wusste, dass ich für ihn das Selbe wie Taehyung für mich war. Eine Schwäche. Eine ziemlich große. "Tia.. bitte", sagte er nun, sich völlig konzentrierend, doch ich hörte nicht. "Nur jetzt", bat ihn fast und legte meine Hände auf seine Schultern, wobei meine rechte Hand hinauf fuhr und in seine Haare glitt. Es war eine ganz andere Nähe als sonst, denn sie war schon kaum aushaltbar. Unsere Nasenspitzen berührten sich und wir küssten uns schließlich erneut. Zuerst küssten wir uns ganz langsam und vorsichtig, doch ich beschleunigte das Tempo und so wurde es leidenschaftlicher. Nach einem langem Kuss sah ich ihm wieder in die viel zu dunklen Augen, die mich undefinierbar anschauten. "Ti-"-"Jungkook, sag nichts", sagte ich nur, doch er schüttelte abwehrend den Kopf. "Du weißt, dass du mir viel bedeutest un-"-"Nein, jetzt komm nicht mit Gefühlen. Keine Gefühle", bat ich ihn und er zögerte, nickte jedoch anschließend. Ich wollte nichts mehr fühlen, denn meine Gefühle fraßen mich auf. Sie zogen mich hinunter und ließen mich Sachen tun, die ich nicht machen wollte, genau wie diese Situation, doch nur das brachte mich von meinen Gefühlen weg. Weg von dem Schmerz, der mir so unfassbar weh tat. Das war das Einzige, was mich vergessen ließ. Taehyung konnte mir die schönsten Gefühle geben, von denen man nur träumen konnte, doch gleichzeitig auch die schlimmsten. Der Junge, der mir am meisten bedeutete, war auch der Junge, der mich zerstörte.
"Worauf soll das aber hinaus?", fragte nun Jungkook unsicher und schob die Augenbrauen zusammen, sodass ich ihm die ganze Verwunderung ansehen konnte. "Ich weiß nicht. Auf etwas ohne Gefühle", sagte ich irgendwie schnell fast kalt und er lachte kurz leise. "Das willst du nicht, glaub mir. Du bist gerade nicht wirklich bei Verstand", versuchte er mir klar zu machen, doch ich war stur genug, um bei meinen eigenen Worten zu bleiben, die in meinem Kopf Sinn ergaben. Mein Herz hat gehofft und hat die Hoffnung verloren, weswegen es nicht mehr mitmachen wollte. "Doch, ich will das", gab ich nun von mir und mit diesen Worten ließ ich ihn nicht mehr reden, sondern drückte ihn einfach aufs Bett und platzierte mich führend über ihn.

Why are you shaking my heart? (BTS FF)Where stories live. Discover now