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Am Ende sind zwei Wochen vergangen und ich habe immer noch nicht die richtigen Worte gefunden. Ich liege auf meinem Bett mit Jungkook in meinem Arm und denke nach. Es ist ihm gegenüber nicht fair. Das alles hier. Er hat ein glückliches Leben verdient. Ich sehe ihm an, dass er es nicht kann; mich mit seiner Schwester zu teilen. Das möchte ich auch gar nicht.

Ich gebe dem friedlich schlafenden Jungkook einen federleichten Kuss auf die Stirn und mache mich vorsichtig von ihm los. Gedankenverloren schleiche ich mich auf die Gänge und wandere herum. Ich brauche Zeit, um meine Gedanken zu ordnen.

„Ich muss euch etwas sagen..." Nein, das hört sich nicht gut an. „Jungkook und ich sind..." Schnell schüttle ich den Kopf. Wie soll ich es bloß sagen? Vor Verzweiflung raufe ich mir die Haare. Das ist keine kleine Sache. Wenn irgendjemand in unserem Königreich davon erfahren würde, gäbe das einen großen Aufschrei und die Leute wären mit unserer Beziehung nicht einverstanden. Ob meine Familie es akzeptieren wird? Selbst wenn, könnten Jungkook und ich überhaupt zusammen sein?

Wenn ich mich für Jungkook entscheide, vernachlässige ich meine Pflicht gegenüber dem Volk und meiner Familie. Wenn ich mich für meine Pflicht entscheide, breche ich Jungkook das Herz und ich könnte nicht glücklich sein.

Es ist klar, für was ich mich entscheiden werde. Aber auf der anderen Seite, ist es das wert? Alles für eine einzige Person aufzugeben?

„Jimin?" Eine tiefe Stimme holt mich zurück aus meinen Gedanken. „Großvater!" Er lächelt mich müde an. „Hast du auch viel zum Nachdenken?" Bedrückt nicke ich und zusammen schlendern wir durch die verlassenen Gänge.

Nach ein paar Rundgängen hält er plötzlich an und legt mir ermutigend seine Hand auf die Schulter. „Gibt es etwas, was du mir sagen willst?"

Zögernd setze ich zum Reden an, doch mir fallen keine passenden Worte ein. Die Angst lähmt mich. Was, wenn er es nicht akzeptiert? Wenn er mich verachtet und verstößt? Ach was er wird es schon akzeptieren, er ist mein Großvater. Er muss es akzeptieren! Bitte...

Ich ignoriere das miese Gefühl und das Herzrasen in meiner Brust und hole einmal tief Luft.

„Jungkook und ich... führen eine Beziehung." Mit hochrotem Kopf sehe ich ihn vorsichtig an und warte auf seine Reaktion, doch er sieht mich nicht anders an, als zuvor. Etwas überrascht sehe ich ihn fragend an. „Du wusstest es?"

„Louise hat es nicht nur deinem Vater erzählt..." sagt er leise mit emotionsloser Mine. „Ich wollte es erst nicht glauben. Mein Enkel in einer Beziehung mit... Aber dann, als du weg warst und ich Jungkook wegen dir leiden sehen musste, habe ich es verstanden. Ich weiß, dass es falsch wäre, euch zu trennen." Er atmet einmal tief ein und sieht mich dann drängend an. „Ich weiß aber auch, genauso wie du, dass das nicht geht. Du kannst nicht mit ihm zusammen sein. Du hast deine Verpflichtungen."

Seine Worte zerreißen mich innerlich und ich habe große Mühe, mich auf den Beinen zu halten. Mir ist schlecht vor Enttäuschung und ich spüre, wie sich Tränen an die Oberfläche bahnen. Was hatte ich auch erwartet? Dass er es akzeptiert und alles in seiner Macht Stehende für uns tun wird?

Irgendwie hatte ich es gehofft. Ich wollte mit Jungkook ein ganz normales Leben führen, als König und König. Der Gedanke, dass sich all meine Hoffnungen soeben in Luft aufgelöst haben, schnürt mir die Kehle zu und lässt mich verzweifeln.

„Ich werde gehen." sage ich nach langem Überlegen mit unterdrückter Stimme, traue mich jedoch nicht, ihn anzusehen. Er wird genau wissen was ich meine. Er hat mir nicht umsonst ein weit abgelegenes Haus geschenkt. Er wusste, dass ich es irgendwann brauchen würde.

„Geh und sei glücklich. Das ist das was ich am meisten will, also geh, bevor ich mich um entscheide." drängt er mich und ich sehe ihn mit tränen überströmtem Gesicht an.

Dankend umarme ich ihn ein letztes Mal ganz fest und renne so schnell ich kann zu Jungkook. Ob er ohne seine Familie klarkommen wird? Einen Moment nehme ich mir, um ihn im Schlaf zu beobachten. Er sieht so perfekt aus. So unschuldig.

Liebevoll küsse ich ihn wach und sehe ihm tief in die verschlafenen Augen. „Komm, wir gehen." flüstere ich gegen seine Lippen und ziehe ihn aus dem Bett. „Wohin?" flüstert er schlaftrunken zurück und stolpert mir ungeschickt hinterher. „Weg." sage ich, und packe das Nötigste ein.

„Wirklich?" Seine Augen werden groß und er sieht mich erstaunt an. „Hast du deine Meinung geändert?" Stumm nicke ich und packe weitere Dinge in meine Tasche. „Wir hätten damals schon gehen sollen. Hätte ich nur auf dich gehört..." Zwei wunderbar vertraute Arme schlingen sich von hinten um mich und drücken mich fest. „Lass uns gehen." flüstert er mir in mein Ohr. Lächelnd drehe ich mich zu ihm um. Liebevoll streiche ich ihm eine Strähne aus dem Gesicht und bewundere seine feinen Gesichtszüge. „Gehen wir." murmle ich und küsse ihn mit all meinen Emotionen und meiner Liebe zu ihm.

In diesem Moment bin ich mir zu zweihundert Prozent sicher, dass ich mich für das Richtige entschieden habe.



Werde ich sie vermissen? Ja, ganz sicher. Ich kann nur hoffen, dass es ihnen allen gut gehen wird und sie ein glückliches Leben führen werden.

Ich werfe einen Blick auf Jungkook der neben mir in einen dicken Mantel gehüllt rennt.

„Ich liebe dich." flüstert er mit fester Stimme. „Ich liebe dich von ganzem Herzen."

Ich dich auch, Jungkook, ich dich auch.

Royal Problems | Jikook✔Where stories live. Discover now