Ich verspreche nicht weg zulaufen

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Die Aula ist bereits mit vielen Schülern und Eltern gefüllt. Die Lichter sind auf der schwächsten Stufe eingeschaltet. An der Decke hängen mehrere kleinere Discokugeln und blinkende Sterne. Die Wände sind teilweise mit weißen Stoffvorhängen, roten Lufballons und weiteren Sternen dekoriert. Auf der einen Seite ist an der Wand ein riesiges Büfett, Tische und Stühle aufgebaut. Auf der anderen Seite findet man eine große Bar. Es kommt nicht annähernd an einen Abschlussball in amerikanischen Teenie-Schnulzen heran. Doch es sieht trotzdem ziemlich schön aus.

"Peinlich das zu sagen, aber ich muss bereits jetzt auf Klo", lässt Jonas neben mir verlauten. "Du Trottel", lache ich, "dann verschwinde aufs Klo. Ich werde mich in der Zeit etwas umsehen. Vielleicht finde ich Zoey. Du wirst mich schon wieder finden." Mit einem "In Ordnung" läuft Jonas wieder zurück in den Schulflur.

Mein Blick schweift über die Menschenmenge. Einige essen, manche unterhalten sich untereinander und andere tanzen bereits. Einen schwarzen Lockenkopf kann ich leider nicht ausfindig machen. Dafür fallen mir zwei andere Personen ins Auge. Ein Junge in einem grauen Anzug und weißen Hemd mit einer dunkelgrünen Fliege. Und ein Mädchen in einem dunkelgrünen Cocktailkleid. Seine Haare sind blond, frisch geschnitten. Dem Mädchen fallen lange braune Haare in kleinen Locken über die Schulter. Sie hat sich bei ihm eingehakt, während er ganz typisch seine Hände in den Hosentaschen vergräbt.

Lucas Blick fällt auf mich. Sein Gesicht erhellt sich. Ich kann nicht anders und fange an zu grinsen. Ohne lange darüber nachzudenken, laufe ich quer durch die Aula auf ihn zu.

"Joyce", lächelt er erfreut. "Du bist also die berühmte Joyce", grinst das Mädchen neben ihm. "Die bin ich wohl." Fragend blicke ich Luca an. "Das ist Lennox. Meine Cousine. Wir wohnen zusammen mit unseren Eltern in einem Haus", erklärt er. Ich öffne erstaunt meinen Mund. "Bevor du etwas sagst: Ja, ich weiß, dass Lennox eigentlich ein Jungenname ist", redet das braunhaarige Mädchen dazwischen. Immer noch erstaunt öffne ich erneut meinen Mund. "Ich...Ja...Nein, ich wollte gar nichts zu deinem Namen sagen", versuche ich einen Satz zustande zubringen. "Oh okay, falscher Alarm schätze ich. Tut mir leid Joyce", lacht Lennox verlegen. Luca seufzt. "Vielleicht könntest du dir etwas zu trinken holen, Roxy?", fragt der Blondschopf und nickt Richtung Bar. "Natürlich", verlässt sie uns zustimmend, während sie im Weggehen versucht Luca irgendwas mit ihren Händen noch mitzuteilen.

Dann ist es ruhig. Abgesehen von der lauten Musik, das Klirren von Gläsern und den wirren Stimmen der vielen Leute um uns herum. Aber wir zwei stehen uns schweigend gegenüber. "Roxy also", lächele ich, "interessanter Spitzname."
"Du siehst wunderschön aus", flüstert Luca zur gleichen Zeit. Natürlich werden meine Wangen direkt heiß. "Oh, danke", stottere ich. "Ja, sie hat früher immer so eine Serie geschaut in der ein Mädchen Roxy hieß", lacht der Junge vor mir. "Aber du siehst auch wirklich nicht schlecht aus", grinse ich. "Sie besteht auf diesen Spitznamen", erzählt er. Ihr redet vollkommen aneinander vorbei, Leute. Nach ein paar Sekunden, in denen wir uns einfach nur belustigt ansehen, verfallen wir in lautes Lachen.

"Weißt du, ich habe es vermisst mit dir zu lachen", lächelt Luca. Ich kann nicht anderes tun als ebenfalls breit zu lächeln. "Du wohnst also mit Roxy in einem Haus?", beginne ich ein Gespräch. "Mit Roxy, ihrem jüngeren Bruder, mit meinem Onkel und meiner Tante und mit meinen Eltern", nickt er, "das Haus ist wirklich voll mit Menschen." Leise lache ich, da ich weiß, dass er schon im alten Haus nie Ruhe vor seinen Eltern hatte. "Wie geht es deinen Eltern?", frage ich. "Gut denke ich. Doch ganz gut", antwortet Luca monoton. Er scheint betroffen. Wahrscheinlich da du nicht gefragt hast, wie es ihm überhaupt geht. "Man ich vermisse Norelis Lasagne", quengele ich, während ich meinen Kopf in den Nacken lege. "Vielleicht solltest du mal vorbei kommen und zum Abendessen bleiben", schlägt der Blondhaarige vor.

Distract me with your eyesWhere stories live. Discover now