Kapitel 3 ~ Ur-Wesen

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LESENACHT 1
PoV ???

Die letzten zweitausend Jahre waren an mir vorbei gezogen, wie ein Film, welchen man vorspulte. Und dennoch konnte ich mich an jedes kleine unbedeutende Detail erinnern.
Ich sah, wie die Menschen sich immer weiter entwickelten, immer mehr erfanden um ihr Leben zu vereinfachen. Verwöhnten Schwächlinge.
Zu unserer Zeit hatte es nichts der gleichen gegeben und dennoch war es ihnen natürlich nicht gut genug.
Zweitausend Jahre voller Krieg und Tod. Und im jedem Jahrhundert dachten die Menschen besser geworden zu sein.
Das erste, was ich tat, als ich aus meinem tiefen Schlaf erwachte, war zu schnaufen.
Oberfläche war diese Welt wunderschön. Aber sah man einen Moment genauer hin, sah man wie verunstaltet, egoistisch und herzlos sie war.
Um mich herum war Dunkelheit. Natürlich lag ich in einem Sarg. Immerhin sollte mein Körper vom Rat beschützt werden, während ich schlief.
Ach ja, der Rat. War auch nicht mehr das, was er mal war.
Aber jetzt war ich wach. Und das hatte einen Grund. Ich hatte jemanden gefunden. Jemanden den ich schon sehr lange gesucht hatte. Und dieser jemand würde meine Hilfe brauchen. Ich hob vorsichtig die Arme. Es war komisch sich nach so langer Zeit wieder zu bewegen, aber es klappte ohne Komplikationen. Leise hob ich den Sargdeckel an und ohne großen Kraftaufwand stellte ich ihn neben den Sarg ab.
Der Raum glich mehr einem königlichen Tronsaal. Nur mein Sarg befand sich darin. Ebenso leise legte ich den Deckel wieder drauf. Niemand würde bemerken, dass ich nicht mehr darin lag. Es war strengstens verboten in den Sarg zu sehen. Und eigentlich könnte ich auch gar nicht ohne Hilfe von außen aufwachen.
Allerdings waren die Gesetze der Natur noch nie ein Problem für mich.
Das einzige, was ich vernahm war ein schmerzhaftes Stechen in der Brust, welches meine Welt kurz zum Wancken brachte.

PoV Erik

Gerade hatte ich Leon wieder ins Bett gelegt, als ich es spürte. Es war als würde eine enorme Hitze in mir aufsteigen und mein Inneres versenken. Überrascht keuschte ich auf und fasste reflexartig an den Ursprung der Qual. Meine Brust. Der Schmerz ließ mich einen Moment lang schwarz sehen. Kurz darauf spürte ich etwas anderes. Es war, wie drei Windstöße, direkt hintereinander. Der dritte, so stark, dass es mich beinahe von den Füßen riss.
Was war das?
So etwas hatte ich noch nie gespürt. Ich erinnerte mich noch an die Macht, die Amanda ausstrahlte. Ihre Hexenkräfte waren mir beachtlich vorgekommen. Aber gegen diese Energiestöße war das nichts. Vor allem der dritte. Ich hatte noch nie so eine unglaubliche Macht gespürt. Selbst die des Rates wirkte erbärmlich dagegen.
Etwas musste passiert sein. Die Frage war nur: War es etwas gutes oder schlechtes?

PoV Jeremie

Müde saßen wir alle an dem großen Tisch in dem Anwesen. Elias und Lana konnten wiedermal kaum die Hände beieinander behalten, Niclas spielte gegen Saskia Schach und Ria strikte. Aus der Küche hörte man Amanda irgendwelche Zaubersprüche aufsagen, mit denen sie das Geschirr unter Kontrolle bringen wollte.
Und ich saßen hier und blättere gelangweilt in einem Buch. Jeroms Worte gingen mir nicht aus dem Kopf und auch die anderen hatte nicht gewusst, worum es ging.
Plötzlich fingen die Gläser auf dem Tisch an zu wackeln und einzelne zersprangen. Sofort standen wir alle auf, waren sofort in Alarmbereitschaft. Außer Saskia.
"Es ist soweit." hauchte sie ehrfürchtig.
Fassungslos sahen wir die alte Wahrsagerin an.
"Was ist soweit?" fauchte Lana.
"Die Ur-Wesen sind erwacht."

LESENACHT, LESENACHT,
AH AH AH YEAH!!

Seher - Die GabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt