Kapitel 32 ~ Drohungen

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PoV Jerom

"Weißt du, ich wiederhole mich ungerne." seufzte Ronald, während er auf meinem Sessel saß und gelangweilt dabei zusah, wie etwas, was wie ein Schatten aussah, mich an die Wand drückte und mir die Kehle zerquetschte.
"Das Problem an der ganze Sache ist folgendes: jemand hat mich reingelassen und jetzt muss mich wieder jemand rauslassen." Er machte eine Kopfbewegung und der Schatten löste sich von mir. Nach Atem ringend fiel ich auf die Knie.
"Wieso fragst du nicht Jeremie?" knurrte ich und Ronald lachte.
"Ich weiß, wie es ist seinen Bruder zu hassen, keine Sorge. Und ich könnte Jeremie gar nicht fragen, selbst wenn ich wollte. Er ist weg. Abgehauen. Sitzt wahrscheinlich schon im nächsten Flugzeug Richtung Katastrophe." Geschockt hob ich meinen Kopf an und sah zu Ronald.
Was hatte Jeremie vor? Im Moment war er unberechenbar.
Ronald bemerkte meinen Gesichtsausdruck und hockte sich vor mich. Mit einem groben Griff packte er mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen.
"Was du, was das schöne an Leuten mit gebrochenem Herzen ist? Sie würden fast alles tun, um es zu heilen." Ich riss mich los und setzte mich auf. Jeremie würde nichts dummes tun. Ganz sicher.
"Was willst du von ihm? Das er Crispin tötet? Oder sogar Erik, der ja der neugeborene Eason ist? Immerhin hast du ihn schon mal ungeb-" Weiter kam ich nicht, da Ronald mich an Kragen gepackt und wieder gegen die Wand gedrückt hatte. Kurz breitete sich Schmerz in meinem Kopf aus, als dieser gegen die Steine schlug.
Als ich die Augen wieder öffnete sah ich zu meiner Überraschung Schmerz in Ronalds Augen aufblitzen.
"Ich habe Eason nicht getötet!" brüllte er mich an.
"Wie hätte ich das tun können? Er war alles für mich. Immer derjenige, den ich gerade brauchte, ein Vater, ein Bruder, ein Freund. Das hätte ich niemals über mich gebracht." Man hörte deutlich, dass Ronald bei diesem Thema emotional wurde.
"Wenn du es nicht warst, wer dann?" brachte ich atemlos hervor und Ronald lockerte seinen Griff ein wenig.
"Ich weiß es nicht. Als ich ihn fand, war er schon tot. Da bin ich abgehauen. Natürlich dachten sie, ich wäre es gewesen." Ronald wollte noch mehr sagen, aber jemand unterbrach ihn.
"Hey!" Ronald ließ mich los und erneut machte ich Bekanntschaft mit dem Boden.
"Leon, hau ab." keuchte ich, aber der kleine Junge kam ins Zimmer gestampft und stellte sich dem überraschte aussehenden Ronald gegenüber.
Dann hockte er sich hin um mit ihm auf einer Augenhöhe zu sein.
"Jerom ist mein Freund, ich will nicht, dass du ihm weh tust." Leons Stimme zitterte nicht, er klang entschlossen und zeigte nach außen hin keine Angst. Er würde einmal ein sehr starker junger Mann werden.
Wenn er das überlebte.
"Tatsächlich?" fragte Ronald nach und Leon nickte.
"Dann kannst du ihn als verschont betrachten. Niemand sollte seinen Freund sterben sehen." Ronald erhob sich und kam auf mich zu.
"Du hast jetzt zwei Möglichkeiten." knurrte Ronald so leise, dass Leon ihn nicht verstand.
"Entweder du lässt uns beide gehen oder ich veranstalte ein Blutbad. Angefangen-" er beugte sich zu meinem Ohr "- bei deinem Gefährten." Ein unangenehmes Zittern ging durch meinen Körper.
"Ich verspreche, dass dem Jungen nichts passiert. Weder körperlich noch psychisch. Ich brauche ihn lediglich um etwas zu finden. Dann bekommt ihr ihn wieder." Ich widerstand der Versuchung dem Dämon vor mir ins Gesicht zu schlagen, allerdings wäre ich danach wohl tot.
"Wieso sollten wir dir vertrauen?" fragte ich bitter nach, obwohl ich schon eine Vermutung hatte, was er antworten würde.
"Weil ihr keine Wahl habt." Er hatte recht. Die hatten wir nicht. Wenn ich ihm Leon nicht gab, würde er alle in diesem Haus umbringen und dann vielleicht bei den anderen weiter machen. Das konnte ich nicht riskieren.
Mir blutete das Herz bei dem Gedanken, Leon mit diesem Mann gehen zu lassen.
"Geht." brachte ich trocken hervor und Ronald grinste.
"Wie sehen uns wieder." Dann packte er Leon an der Schulter und zusammen verschwanden sie in schwarzem Rauch.
Erik wird mich umbringen.

Seher - Die GabeOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz